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Der Botta-Bau hat die Zeit überdauert

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Das ist ein bezahlter Beitrag mit kommerziellem Charakter. Text und Bild wurden von der Firma Muster AG aus Musterwil zur Verfügung gestellt oder im Auftrag der Muster AG erstellt.

Seit ein paar Tagen erstrahlt die grünliche Granitfassade der Freiburger Kantonalbank beim Bahnhof Freiburg wieder in neuem Glanz: In den vergangenen 35 Jahren hatte sich das Fett der Silikonfugen in den Stein gesaugt und dunkle Flecken hinterlassen. Nun hat die Bank die Folgen eines mangelhaften Produkts von damals beheben lassen. Auch die Fenster sind erneuert worden. Die grünlichen Scheiben am halbrunden Kopf des Gebäudes werden in den kommenden Wochen ersetzt, so dass das Geldhaus wieder gepflegt daherkommen kann.

Polemik in der Szene

Mario Botta und die Freiburger Staatsbank–das ist eine Geschichte, welche die Freiburger Architektur massgeblich geprägt hat. Zunächst war da der unbedingte Wille des damaligen Bankdirektors, die Bank mitten in der Stadt bauen zu wollen und nicht irgendwo am Rande, erzählt Thomas Urfer, einer der damaligen Projektleiter bei Botta. Hinzu kam, dass die Stadt und die Bank für den Bau einen Projektwettbewerb durchgeführt hatten, ein Umstand, den die Zeitschrift «Werk, Bauen und Wohnen» von 1983 allein schon als «architektonisches Ereignis» bezeichnete. Und schliesslich die Wahl des Projekts selbst. Diese sorgte für einige Polemik, erinnert sich Architekturhistoriker Robert Walker. Der Bau von Mario Botta goutierten nicht alle. Der Verein Pro Freiburg fragte damals, ob die Stadt eine Architektur als Ausdruck bestehender Machtverhältnisse, d. h. der Macht des Geldes, wolle. Oder ob sie eine Architektur als Antwort auf die Bedürfnisse der Stadtbewohner bevorzuge, für die die Stadt ein Ort der Begegnung und des Austausches sei. Auch das unterlegene Berner Architekturbüro Atelier 5 kritisierte den Entwurf von Mario Botta massiv. Stein des Anstosses war die symmetrische Anordnung des Gebäudes. Die beiden Gebäudeflügel behandeln die beiden Strassenfluchten – Perolles-strasse und Zeughausstrasse–gleichwertig. Der halbzylindrische Kopf betont den Anfang der beiden Strassen, und sein Rahmen bildet eine Front zum Bahnhof hin.

Markante Stellung

Genau mit dieser Symmetrie habe Botta aber die bauliche Weiterentwicklung des Gebietes entlang den Bahngleisen vorweggenommen und damit ein Verständnis von Architektur zum Ausdruck gebracht, welches die Stadt zum Thema machte und nördlich der Alpen neu war, erklärt Walker. «Botta hat auf die städtische Situation reagiert. Durch die starke Form nimmt der Bau eine Schlüsselstellung am Ende der Perollesstrasse ein.» Diese «autonome Architektur», wie Walker sie nennt, sei weniger von ihrer Funktion bestimmt, als vom Anspruch, dass ein öffentliches Gebäude ein markantes Gebäude sein müsse. Gerade deshalb habe das Botta-Gebäude noch heute seine Gültigkeit.

Die Sprache Bottas

Die klare Form und die «ehrlichen» Materialien seien kennzeichnend für die Architektur des Tessiners, ergänzt Architekt Thomas Urfer und illustriert das an der Schalterhalle der Bank, welche etwas von einem Tempel, notabene einem Geldtempel ausstrahlt. Botta sei es nicht darum gegangen, die Macht des Geldes zu betonen, die Bauweise habe vielmehr etwas mit der Grundhaltung des Architekten zu tun. «Ein schöner Raum hat a priori etwas Sakrales, so muss ein Raum sein», das sei die Sicht von Botta. Mit wie viel Liebe zum Detail er dabei vorgegangen ist, zeigt nur schon das Radialmuster des Fussbodens. «Jeder Stein rechts der Mitte findet seine Entsprechung auf der anderen Seite», erklärt Urfer. Der ganze Boden sei zuerst in Bellinzona ausgelegt worden, damit das Muster am Schluss stimmte. «Symmetrie ist für Botta auch ein Kontrollmittel, es gibt ihm eine geometrische Sicherheit», so Urfer weiter. Insofern sei die Bauweise von Botta nicht speziell revolutionär, denn Symmetrie ist auch die Formensprache der traditionellen Architektur. «Botta lässt die Tradition wieder aufleben in seiner ihm eigenen Sprache.»

Dazu gehört auch, dass man bei Botta entweder drinnen ist oder draussen, meistens ist der Eingang einfach nur ein Schlitz. Dieser Umstand störte in den Achtzigerjahren nicht wenige Kritiker in Freiburg. «Ja, bei Mario Botta weiss man nie, wo der Eingang ist. Ihm geht es nicht darum, Zugänglichkeit zu illustrieren, ihm geht es allein um die markante Stellung des Gebäudes», bestätigt Thomas Urfer. Botta habe sich auch unheimlich schwergetan mit den Fenstern. Von den seitlichen Fassaden gab es etwa 50 Entwürfe. Für den damals noch jungen Architekten war die Freiburger Kantonalbank nämlich das erste grosse städtische Haus, welches er baute, auch das erste nördlich der Alpen. Die Frage, wie mit der Isolation architektonisch umzugehen sei, war für ihn eine der Hauptherausforderungen.

Urfer erzählt, wie Botta damit gehadert habe, ein Gebäude zu Isolationszwecken zu verkleiden, obwohl ihm das Zeigen von Struktur eigentlich so wichtig sei. Eine Lösung für dieses Dilemma fand er schliesslich im Bündner und Tessiner Granit. Die grün-grauen Steine sind zudem eine farbliche Reminiszenz an den Freiburger Sandstein, welcher in der Altstadt verbaut worden war.

 An die neue prägnante Form gewöhnten sich die Freiburger trotz aller Kritik schnell, und so trägt der Bau heute zur Identität von Freiburg bei.

Mario Botta. Bild Keystone/a

Mario Botta: Erinnerungen an das Projekt

D ie Freiburger Kantonalbank markiert die Anfänge der Karriere des weltberühmten Tessiner Architekten Mario Botta. Zur Zeit des Wettbewerbs war er Mitte dreissig. Heute, 35 Jahre nach Vollendung des Bankhauses, wollten die FN wissen, welche Erinnerungen er mit diesem Projekt verbindet.

 

Mario Botta, was waren für Sie die Hauptherausforderungen beim Freiburger Projekt?

Meine Sorge war: Wie kann die Bank auf die Stadt reagieren? Das Gebäude bildet ja das Ende eines Boulevards. Wie kann dieses Ende in einem städtischen Kontext gestaltet werden? Und wie kann ich die Front zum Bahnhofplatz artikulieren? Hinzu kam die Isolation: Die technischen Vorgaben forderten mich und haben eine Top-Lösung provoziert.

 

Das Projekt stand am Anfang Ihrer Karriere. Haben Sie daraus etwas für Ihre späteren Werke gelernt?

Natürlich! Man lernt immer etwas. Es war der erste Wettbewerb, an dem ich teilnahm. Der Bau war für mich wichtig, weil er nicht bloss einem Selbstzweck diente, sondern eine Antwort in einem städtischen Kontext verlangte.

 

Wenn Sie Ihr Werk heute betrachten, was fühlen Sie da?

Ich habe es vor rund fünf Jahren zum letzten Mal gesehen. Es ist, wie wenn man ein vergessenes Kind wiederfindet. Ein Gebäude mit all seiner naiven Unvollkommenheit, aber auch mit seinen Vorzügen. Aber für mich ist es immer noch aktuell, weil es eine Antwort auf die Stadt ist. Und die Stadt ist unsere Mutter. rsa

 

Zur Serie

Freiburger Architekturim Fokus

In einer Sommerserie erzählen Freiburger, was der Kanton an Architektur und Innovationen im Bausektor zu bieten hat. Die FN sprechen mit Fachleuten über Dächer, über alte und neue Bauweisen und über Gebäude, denen eine besondere Bedeutung zukommt.emu

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