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«Der Bulle ist nur im August der Chef»

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Das ist ein bezahlter Beitrag mit kommerziellem Charakter. Text und Bild wurden von der Firma Muster AG aus Musterwil zur Verfügung gestellt oder im Auftrag der Muster AG erstellt.

Der Kontrast könnte kaum grösser sein: auf der einen Seite der Hauptstrasse vor Avenches das gewaltige Fabrikgebäude der Firma Nespresso, auf der anderen die Bisonfarm der Brüder Florian und Christian Plattner. 42 Hektaren Weideland sind eingezäunt, die beiden Landwirte halten rund 200 Bisons und leben vom Verkauf des Fleisches. Im Sommer wollen sie auf ihrem Bauernhof eine Metzgerei und einen Hofladen eröffnen, die Arbeiten dafür sind in Gang.

«Wir sind bereits jetzt die Einzigen von rund einem Dutzend privaten Bisonhaltern in der Schweiz, die das Fleisch ab Hof anbieten», sagt Florian Plattner. Und nur sie bemühten sich um einen Hofladen: «Die meisten in der Schweiz halten Bisons hobbymässig.» Vor dem Hofladen-Projekt hätten sie eine Besenbeiz ins Auge gefasst. «Aber wir dürften nur 20 Plätze anbieten, und das ist zu wenig für einen rentablen Betrieb», erzählt Plattner. Deshalb setzten sie jetzt auf die Metzgerei und den Hofladen. Denn die Nachfrage sei gross: «Es kommen oft Besucher auf den Hof und fragen, ob wir Fleisch verkaufen.» Bis anhin lieferten Plattners auch Fleisch an einen Metzger in Genf, mit dem Hofladen soll noch mehr direkt zum Kunden gelangen.

 Hydraulische Fanganlage

Bisons sind Wildtiere und Menschen kaum gewohnt. Im Frühling, Sommer und Herbst sind sie auf den grossen Weiden, ihr Winterquartier ist unter der Autobahnbrücke. «Näher als bis auf zwei Meter Entfernung können wir nicht zu den Tieren, das wäre zu gefährlich», sagt der Landwirt. Erst recht könne er sie nicht anfassen. Geburten fänden im Freien statt, ohne die Hilfe des Bauern: «Da würde ich mich nie ins Gehege getrauen.»

Krankheiten haben die zähen Tiere kaum, nur dem Wurmbefall müsse man entgegenwirken. «Mindestens einmal im Jahr erhalten sie deshalb eine Spritze.» Um dies bewerkstelligen zu können, haben Plattners eigens eine hydraulische Fanganlage entwickelt. «Fanganlagen für Bisons werden in Europa nicht produziert, in den USA gibt es sie aber schon.» Die Tiere für Behandlungen zu sedieren, sei keine Alternative: «Es gibt nur drei Tierärzte in der Schweiz, die das Sedationsmittel verabreichen dürfen.» Das Medikament sei stark: «Es hat die 10 000-fache Wirkung von Morphium, und es kann passieren, dass das Tier nicht mehr aufsteht.»

Neuer Schlachthof

Im Herbst schiesst Plattner 30 bis 40 Jungtiere im Freien. «Sie sind dann zweieinhalb Jahre alt und bringen je etwa 700 Kilogramm auf die Waage.» Bis vor kurzem brachten die Plattners die geschossenen Bisons zu einem Metzger in Faoug, seit Mitte Januar in den neuen Schlachthof in Avenches. Plattner arbeitet als Sekretär und Kassier mit bei dem neuen Betrieb. «Für die Bisons haben wir extra eine Schiene mit Flaschenzug eingerichtet.» Diese brauche es, weil die Bisons bereits tot seien, wenn sie zum Schlachthof kämen.

Die Leitkuh und der Bulle

 Dampf strömt aus den Nüstern der Bisons. Gemächlich drehen sie ihre Köpfe Richtung Menschen. «Diese Bisonkuh ist sehr dominant», sagt Plattner und zeigt auf ein Tier. «Man sieht ihnen kaum Gemütsregungen an», stelle aber ein Tier seinen Schwanz, heisse das nichts Gutes: «Dann sind sie aggressiv.» Ihre Kälber verteidigten Bisonherden bis zum Letzten. Auf die Frage nach der Rangordnung in der Herde sagt Plattner: «Nur in der Brunstzeit im August ist der Bulle der Chef, in der restlichen Zeit ist es die Leitkuh.»

2001 stellten Plattners ihren Betrieb auf Bisons um. Seither sei noch nie ein Tier ausgerissen. «Ich kontrolliere immer zwei Mal, ob alle Tore geschlossen sind.» Ein Zaun-Notgeflecht sei immer bereit, falls mal ein Auto in den Zaun fahren sollte.

Winterquartier: Das Astra vermietet Land unter Autobahn

W ährend der Wintermonate sind die Bisons der Gebrüder Plattner unter der Autobahnbrücke von Avenches untergebracht. Laut dem Sprecher des Bundesamts für Strassen Astra, Guido Bielmann, werden solche Flächen in der ganzen Schweiz vermietet. «Es gibt Möglichkeiten, mit dem Astra Mietverträge abzuschliessen.» Die Konditionen seien unterschiedlich, es werde von Fall zu Fall entschieden, sagt Bielmann. «Wir haben keinen Kriterienkatalog für allfällige Mieter, denn die Flächen unter Autobahnbrücken gestalten sich sehr unterschiedlich.» Jenes Stück Land in Avenches sei zum Beispiel nicht zu vergleichen mit dem Land unter dem Autobahnviadukt in Kerzers oder dem freien Streifen unter der Brücke in Galmiz. Deshalb könnten jene, die Interesse an dem Boden hätten, an das Astra gelangen, und jede Anfrage werde einzeln geprüft.

«Wir haben beim Astra angefragt und sie haben uns die Bewilligung dafür erteilt», sagt der Landwirt Florian Plattner. Die Erlaubnis zu erhalten, sei kein Problem gewesen, wenn auch unter Bedingungen. «Die Pfeiler dürfen wir nicht tangieren, deshalb haben wir diese gleich ausgezäunt.»

Lärm stört Bisons nicht

Für seine Bisons sei der Platz im Winter ideal. «Die Tiere sind auf Sparflamme und fressen Heu.» Entgegen anfänglichen Bedenken hätten die Bisons auch keine Probleme mit dem Lärm der Autobahn: «Auch im Sommer gehen sie zwischendurch unter die Brücke, obwohl alles offen ist zu den Weiden.» emu

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