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Der Bünzli

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Das ist ein bezahlter Beitrag mit kommerziellem Charakter. Text und Bild wurden von der Firma Muster AG aus Musterwil zur Verfügung gestellt oder im Auftrag der Muster AG erstellt.

Du Bünzli, du»! Was, ich ein Bünzli? Geht’s noch. Lass ich nicht auf mir sitzen. Aber was zum Teufel ist denn eigentlich ein Bünzli? Das bringt mich arg ins Sinnieren.

Sprachlich ist der Bünzli der Kategorie Spiessbürger, Kleinkarierter, Füdlibürger, Korinthenkacker oder Philister gleich zu stellen.

Man begegnet ihm im Alltag hundertfach, ohne ihn wahrzunehmen. Er ist in der Stadt und auf dem Land anzutreffen. Er bevorzugt allerdings das Land, denn dort ist es noch eher wie früher und doch nicht mehr so ganz.

Sein Garten ist nicht besonders einladend, dafür hat es kerzengerade Beete und kein einziges Unkraut. Er weiss, wann die Nachbarn gehen und kommen, weiss, wann sie Besuch haben und von wem, und bis wann, weiss, wann sie heizen und wie viel Kehricht sie vors Haus stellen.

Durchs Dorf fährt er mit 48 und auf der Autobahn überholt er mit 118. Er wählt eher rechts. Für Politiker ist er der Traumbürger, problemlos, überaus pflegeleicht, autoritätsgläubig, auch wenn er regelmässig über die da oben flucht.

 Mit Ausländischem kann er gar nicht viel anfangen. Die Badeferien verbringt er dort, wo alle hingehen. Das Aromat nimmt er mit, und er ist mächtig stolz, wenn er im Ausland etwas Teures billig kaufen konnte.

Sein Äusseres ist auffällig unauffällig. Dunkeltöne dominieren, die karierten Hemden sind in blassen Farben, zur Abwechslung auch mal ein grelles Hawaiihemd, der Pullover ist grob gestrickt, sommers trägt er die Sandalen stets mit Socken.

Am Sonntagnachmittag schaut er Sport. Am liebsten Autorennen und Fussball. Er informiert sich via Tagesschau und glaubt ernsthaft, was er sieht und hört. Den Blick kauft er selten, liest ihn aber täglich und die Gratiszeitung nimmt er mit nach Hause. Sein Weltbild ist längst gemacht. «Das gab es schon immer» und «Da kann man halt nichts machen». Punkt. Schluss.

Sich selbst hält er stets bedeckt, zieht aber im engen Kreis mit Herzblut über andere her. Die Woche hindurch ist er in der Beiz höchstens nach einer Vereinsversammlung anzutreffen. Aber ein oder zweimal pro Jahr lässt er die Sau raus, meistens an der Klassenzusammenkunft oder am Märit, manchmal auch an einer Hochzeit oder nach einer Beerdigung. Er weiss, was sich gehört, und hat konkrete Vorstellungen von Ruhe, Recht, und Ordnung. Wer sich nicht daran hält, bekommt’s mit ihm zu tun. Die Nummer 117 ist ganz oben auf seinem Kurzwahlspeicher.

Der Bünzli wird von denen, die sich für Nichtbünzlis halten gerne ausgelacht. Ich glaube, man sollte sich über ihn nicht lustig machen. Zum einen weil in jedem von uns ein kleinerer oder grösserer steckt und weil er eigentlich eine tragische Figur ist. Ich stelle mir vor, dass ein richtiger Bünzli in einem selbst gemachten Gefängnis mit offener Türe lebt. Die Mauern bestehen aus Angst vor der Fülle des Lebens und der Gefängniswärter sind alte, zähe Glaubenssätze, Überzeugungen und übernommene Konventionen.

 Ich bin mir sicher, dass selbst der grösste Bünzli ab und zu die Sehnsucht verspürt, sein Gefängnis zu verlassen und Freiheit zu fühlen und zu erleben. Er stand bestimmt schon an der Tür, nur gegangen ist er nie.

 Vielleicht müssten er/wir ja nur anders denken und den beliebten Bünzlisatz «Wo kämen wir hin, wenn …» einfach umdrehen. Dann lautete er: «Ich frage nicht, wohin wir kämen, wenn wir gingen, sondern ich gehe, um zu schauen, wohin ich komme, wenn ich gehe.»

 

Beat Brülhartwohnt in Düdingen. Er ist Unternehmensberater und Coach für Führungskräfte sowie Referent am Schweizerischen Institut für Unternehmensschulung. Als Mitglied des Gewerbeverbandes Sense ist er in einem FN-Kolumnistenkollektiv tätig, das in regelmässigem Rhythmus frei gewählte Themen bearbeitet.

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