Share on facebook
Share on twitter
Share on linkedin
Share on print

«Der Dirigent muss vollen Einsatz leisten»

Share on facebook
Share on twitter
Share on linkedin
Share on print

Das ist ein bezahlter Beitrag mit kommerziellem Charakter. Text und Bild wurden von der Firma Muster AG aus Musterwil zur Verfügung gestellt oder im Auftrag der Muster AG erstellt.

Mit 34 Jahren hat Hubert Reidy seinen ersten Chor gegründet, den Singkreis Christkönig. Zehn Jahre später rief er das Divertimento vocale ins Leben. Er hat den Sensler Chor (heute CantaSense) dirigiert und vor 15 Jahren den Cäcilienchor Tafers übernommen. Hubert Reidy hat in der Kulturlandschaft Deutschfreiburgs zweifelsohne markante Spuren hinterlassen. Jetzt aber zieht er einen Schlussstrich und gibt im Sommer sein Amt an einen Nachfolger weiter.

Hubert Reidy, warum hören Sie auf, obwohl Sie doch noch bei guter Gesundheit sind?

Ich möchte ganz einfach mehr Freiheit haben, reisen und Sprachen lernen, mich vielleicht auch aussermusikalisch engagieren. Mein Wunsch ist unter anderem ein längerer Sprachaufenthalt. Wöchentliche Proben schränken jedoch solche Pläne ein. Klar habe ich immer wieder Stellvertreter gefunden. Doch sporadische Einsätze sind an und für sich undankbar. Ich bin jetzt über 70 und der körperliche Einsatz ermüdet mich mehr als früher. Auch bin ich wohl der Einzige in Deutschfreiburg, der mit 71 Jahren noch regelmässig dirigiert.

Namhafte Musiker dirigieren oft bis ins hohe Alter. Harnoncourt oder Abbado waren weit über 80, als sie abtraten. Und Haitink steht mit 90 immer noch auf der Bühne.

Aber diese Dirigenten arbeiten mit professionellen Musikern, bei denen es nicht mehr um Knochenarbeit geht, sondern vor allem um Interpretation. Und das ist ein riesiger Unterschied. Mit einem Amateurchor hingegen muss Basisarbeit geleistet werden: Stimmbildung, Registerproben. Da die meisten nicht ab Blatt lesen, braucht das Einüben auch viel mehr Zeit. Um einen Amateurchor auf einem guten Niveau zu halten, muss der Dirigent vollen Einsatz leisten, Energie und Enthusiasmus mitbringen.

Um die Chorarbeit zu erleichtern, haben Sie in den letzten Jahren oft Projektsingende eingesetzt. Hat sich das bewährt?

Grundsätzlich schon. Häufig waren es Singende, die ihren Part zuhause vertiefen konnten. Das Projektsingen ist aber auch eine ideale Plattform, um das Interesse am Chorgesang zu wecken. In Tafers sind einige Singende dem Chor beigetreten.

Heute meint bald jeder Dorfchor, er müsse ein Orchesterwerk aufführen. Wie sehen Sie das?

Das Schwierige ist tatsächlich, Werke zu finden, die ein Amateurchor meistern kann. Andererseits darf das Repertoire auch nicht zu banal sein, da sonst niemand mehr gefordert würde. Die Werkauswahl ist ein Balanceakt.

Sie haben in den letzten 35 Jahren Chöre mit unterschiedlichem Niveau dirigiert. An welchen Chor erinnern Sie sich noch gerne?

An meinen ersten Chor, den Kirchenchor Singkreis Christkönig. Da waren viele junge Leute mit dabei, vorab Seminaristen und angehende Berufsmusiker. Diese 50-köpfige Gemeinschaft von Jung und Alt war voller Tatendrang. Neben dem Kirchendienst haben wir jedes Jahr ein Konzert gegeben. Das war eine sehr intensive Zeit.

Zehn Jahre später, 1991, haben Sie das Divertimento vocale gegründet. Ein ambitioniertes Projekt. Wie kam das?

Damals hatte der Chorgesang am Lehrerseminar noch einen hohen Wert. Und so wünschten sich einige Studierende, auch ausserhalb des Seminars ein anspruchsvolles Repertoire zu singen. Auch aus dem Cäcilienverband kamen Interessierte dazu.

Von solchen Zuständen kann man heute nur noch träumen?

Es wird immer schwieriger, vorab in den Kirchenchören. Die jungen Leute haben keinen Bezug mehr zur Kirche. Und daher müssen Lösungen gefunden werden, wie etwa das Projektsingen oder die Zusammenarbeit unter den Chören. Allgemein hat aber die Zahl der Chöre zugenommen. Das Spektrum ist zudem grös­ser geworden. Es sind freie Chöre wie Da Capo, Alegria, Tabasso oder auch kleine Formationen wie aGsang, die auf Interesse stossen. Übrigens wurde 1981 mit dem Sensler Chor der erste freie Chor in Deutschfreiburg gegründet, was Einiges an Kritik bei den Kirchenchören hervorgerufen hat, obwohl freie Chöre im Welschland damals schon längstens Usus waren.

Doch Kirchen haben keineswegs ausgedient. Bei geistlichen Konzerten strömt das Publikum. Ist die Musik eine Art Gottesdienst geworden?

Das kann man so sehen. In der Kirche herrscht eine spezielle Atmosphäre. Die Musik nimmt die Menschen raus aus dem Alltag, führt sie zu sich selbst, vielleicht auch zu etwas Höherem. Obwohl ich kein tiefgläubiger Mensch bin, lag mir der immense Schatz der Liturgie immer am Herzen. Letztlich gehört er ja auch zur Kultur eines Dorfes, und das darf nicht verloren gehen.

Heute sind immer mehr ausgebildete Musiker als Chorleiter im Einsatz. Muss das sein?

Das Niveau ist gestiegen und verlangt mehr Professionalität. Doch das Wichtigste ist immer noch das Engagement. Wenn die Leitung nur Gelderwerb ist, bleibt vieles auf der Strecke. Und daher können Amateurdirigentinnen und -dirigenten mit langjähriger Erfahrung, wie dies etwa in Plaffeien der Fall ist, ebenso viel bewirken wie Professionelle. Ich habe grossen Respekt für alle, die Pfarreichöre leiten.

Sie sind ein Vollblutmusiker, und daher kann man sich nicht vorstellen, dass Sie von nun an in der Küche stehen?

(Schmunzelt) Oh, das mache ich schon ab und zu, aber die Musik wird weiterhin zentral bleiben. In Tafers spiele ich weiterhin die Orgel an Beerdigungen und bleibe vorläufig Pianist bei der Singschule Sense. Und schon jetzt bin ich kulturell viel unterwegs und besuche Konzerte und Opern in der ganzen Schweiz. Das wird bleiben.

Passionskonzert Cäcilienchor Tafers: «Stabat Mater» für Chor und Orgel von Josef Gabriel Rheinberger sowie die «Markuspassion» von Reinhart Keiser. So., 7. April, um 17 Uhr in der Pfarrkirche. Kollekte.

«Ich habe grossen Respekt für alle, die Pfarreichöre leiten.»

Zur Person

Organist, Pianist und Dirigent

Hubert Reidy ist in Tafers aufgewachsen und hat sein Studium in Freiburg mit einem Lizenziat in Musikwissenschaft, Deutscher Literatur und Theologie abgeschlossen. Am Konservatorium Freiburg hat er das Diplom in Orgel und Klavier erworben. Er war am Lehrerseminar als Musiklehrer und an der Uni als Fachdidaktiker tätig. Hubert Reidy ist verheiratet und Vater von zwei Töchtern. Er wohnt in Freiburg. Seine Dirigententägigkeiten: 1981 -1991 Leitung (Gründer) des Singkreises Christkönig; 1991 -2009 Leitung (Gründer) des Divertimento vocale. Die letzten fünf Jahre mit Caroline Charrière (verst. 2018); 1992-1995 Leitung des Senslerchors (CantaSense); 2004-2019 Leitung Cäcilienchor Tafers. 2008 ging er mit 61 Jahren in Frühpension und engagierte sich schweizweit als Jurymitglied.

il

 

«Ich bin wohl der Einzige in Deutschfreiburg, der mit 71 Jahren noch regelmässig dirigiert.»

 

Kommentar (0)

Schreiben Sie einen Kommentar. Stornieren.

Ihre E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht. Die Pflichtfelder sind mit * markiert.

Meistgelesen

Mehr zum Thema