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«Der Dorfplatz ist das Herz von Tafers»

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Als Marie-Marthe Aebischer ein Kind war, sah Tafers noch ganz anders aus. Es war mehr ein beschauliches Dorf als die grössere Ortschaft, die es heute ist – so hat die 65-Jährige es zumindest in Gedächtnis. «Die schönsten Kindheitserinnerungen habe ich vom Spielen mit anderen Kindern», sagt sie. Im Dorfkern hätten in den 1960er-Jahren viele Kinder gewohnt, die alle auch gerne draussen gewesen seien. «Entweder weil die Wohnungen in den zwei Häuserblöcken an der Thun- und der Schlossmattstrasse zu klein waren oder weil die Eltern, so wie meine auch, berufstätig waren.»

Noch heute ein Kraftort

Sie erinnert sich etwa an wunderbare Stunden beim Hüttenbau im Maggenbergholz. «Das sind für mich immer noch magische Plätze in diesem Wald. Ich bleibe heute beim Spazieren ab und zu stehen und bestaune die kreative Gestaltungskraft der Kinder, denn heute ist dort der Spielplatz der Kita Zouberschlössli.» Das Maggenbergholz sei für alle Taferser ein beliebtes Naherholungsgebiet. «Dort wird spaziert, entspannt, nachgedacht und ausgeheckt, was dann während der Woche ans Tageslicht kommt.»

Im Sommer sei sie mit ihren Gspänli jeweils in die Kornpuppen, zum Trocknen aufgeschichtete Kornhaufen, gekrochen. Sie erinnert sich, wie es dabei in «Blanchards ù Schoris Blätze» fein gerochen hat. Wo sie einst standen, befindet sich heute der Sekulic-Platz. Beim «Plänerle» seien sie bis ins Lamprat und nach Menziswil oder zum Hintertann gekommen. «Wir hatten einen enorm grossen Bewegungsradius, und niemand hat abends gefragt, was wir den ganzen Tag über getrieben hätten.»

Berühmte Sr. Caritas

Marie-Marthe Aebischer ist mitten in Tafers aufgewachsen, also im «Kraftfeld des Kirchturms», wie sie sagt. «Im Winter gibt es einen Moment, in dem das Sternbild Orion genau über dem Turm steht, das konnte ich schon als Kind vom Fenster aus beobachten. Die Form dieses Sternbilds hat mich schon damals berührt.»

An die ersten beiden Jahre in der Schule hat sie keine guten Erinnerungen: Sie habe gelitten unter dem autoritären Unterrichtsstil der damaligen Lehrerin. «In der dritten Klasse kam dann die Erlösung in der Person von Schwester Caritas. Sie war für uns ein Segen. Sie war lustig, sportlich, spontan und liebenswürdig. Sogar wenn sie erbost war, wirkte sie nie bedrohlich, sondern hat einfach mit rotem Kopf gerufen: ‹Ich schiess dich auf den Mond.›»

Apropos Schwestern: In der Primarschule haben damals vor allem Vinzenzschwestern unterrichtet, die im Pensionnat des Jeunes Filles wohnten; heute ist in diesem Gebäude das Pflegeheim St. Martin. «Es hat mich beeindruckt, dass sie ein eigenes Schwimmbad hatten», erzählt sie. Sie habe sich als Kind vorzustellen versucht, wie die Schwestern mit ihrer langen Tracht und der grossen Haube schwimmen gehen. «Ich habe gedacht, dass sie wohl gestrickte Badeanzüge tragen», sagt sie mit einem Lachen.

Das Gewerbe im Dorf

Marie-Marthe Aebischer ist in der Bäckerei-Konditorei Johnny aufgewachsen. Es sei selbstverständlich gewesen, dass alle mitgeholfen hätten, die drei Mädchen im Laden und im Tearoom, die Buben in der Backstube. In Tafers gab es damals vier Bäckereien. «Alle hatten viel zu tun.» Einkaufen sei damals generell ein sehr persönlich gefärbtes Erlebnis gewesen. Das Gewerbe sei im Dorf präsenter gewesen als heute. Aebischer erzählt vom Möbelschreiner im Hinterdorf und von der Eisenhandlung, in der es damals wie heute nach Schrauben roch, wo man aber auch heute noch eine schöne Vase für den Muttertag findet.

Sie erinnert sich an den eindrücklichen Berg an Speisesalz, der bei Frau Blanchard deponiert war. «Dieser Berg sagte uns, wie wichtig Salz ist und dass wir sorgsam damit umgehen sollten.» Wenn sie an die alte Käserei denkt, sieht sie die Bauern, die schwere Kannen Milch von den Wagen heben, und sie erzählt, wie viel Respekt der Velo- und Vespa-Händler den Kindern einflösste, weil sie wussten, dass er nebenbei auch Pilot war.

Typisch für Tafers waren schon damals die drei Restaurants. «Früher fragte man nur: ‹Giischu i di Oberi oder i di Underi oder ids Maggebärg?›» Die Leute hätten einander besser gekannt, seien sich vielleicht auch nähergestanden als heute. Typisch für Tafers seien auch die speziellen sprachlichen Wendungen gewesen. «Viele ältere und liebe Menschen nannten wir zum Beispiel de Papa Buma, de Papa Reidy, d Muetter Fasu vo de Taverna oder d Mama Vogusang – obwohl niemand von uns mit ihnen verwandt war.»

Sie erzählt, dass es auch verbreitet war, einen Blick ins «Truckli» zu werfen, wenn man am Gemeindebüro vorbeikam – in diesem in der heutigen Zeit von Datenschutz kaum mehr vorstellbaren Kasten wurden damals die heiratswilligen Paare bekannt gegeben.

Zum einen hätten die Gewerbebetriebe und die grossen Landwirtschaftsbetriebe das Dorfleben von damals geprägt. «Zum anderen sind und waren es auch die zahlreichen Vereine», hält Aebischer fest. Dort machten einige Familien teils seit mehreren Generationen mit. «Sie setzen sich ein, sie ‹schriisse de Chare› und geben so diesen Vereinen einen ganz bestimmten Charakter. Sie prägen sie dank ihrer Talente und Begabungen – und dem ganz persönlichen Einsatz.»

Spital mitten im Dorf

Die Taferser Mentalität erlebe sie als offen, neugierig und am Menschenwohl interessiert. Das zeige sich etwa am grossen Engagement der hier im Gesundheitswesen, in den Heimen und im Spital Maggenberg praktizierenden Menschen. Apropos Spital: Der Asta-Platz, dessen Zukunft in letzter Zeit oft diskutiert wurde, heisst nicht umsonst Asta-Platz. «Es ist der Legende nach die Abkürzung für Altes Spital Tafers», doch ursprünglich kam diese Abkürzung vom Namen des Malermeisters Arnold Stadelmann, der etwas später seine Werkstatt in diesen Räumen hatte.

Tatsächlich stand im Osten der Kirche früher ein Spital. Bevor es nach dem Neubau auf dem Maggenberg abgerissen wurde, diente es als Herberge für die italienischen Gastarbeiter der Element AG. «Sie waren Kunden in unserem Laden. Meine Eltern lernten durch sie sogar Italienisch.» Sie seien vorbeigekommen, um Brot zu kaufen, um ihre Pizza zum Backen zu bringen oder um die Fussball-Länderspiele im Tearoom zu verfolgen. «Denn mein Vater kaufte schon im Jahr 1955 den ersten Fernseher. In unserem Tearoom befand sich also quasi das erste Dorfkino.»

Ebenfalls verschwunden ist das alte Waisenhaus, das dem Neubau der Sekundarschule Platz machen musste. «Ein dunkler Fleck in der Geschichte des Bezirks.» Bevor das Gebäude gesprengt worden sei, habe ihr Vater seine Mechaniker-Freunde gebeten, die uralte Brotknetmaschine, mit der die Vinzenzschwestern ihr eigenes Brot gebacken hatten, zu retten. «Sie haben sie auseinandergenommen und als Kunstobjekt vor unsere Bäckerei gestellt. Es wurde unsere ‹Tinguely-Maschine›.»

Nicht mehr nur ein Dorf

Tafers sei durch das stete Wachstum und die Erschliessung neuer Quartiere zu einer grossen Ortschaft geworden. «Es ist heute weder Dorf noch Kleinstadt.» Wenn sie morgens früh oder abends spät Marie-Antoinette Blanchard-Sturny sehe, die den Dorfplatz und die Bushaltestelle wische, dann empfinde sie Tafers noch als Dorf. Hingegen entspreche der Lärm von den sehr stark frequentierten Verkehrsachsen schon mehr städtischen Verhältnissen. Auch wenn sich verkehrstechnisch seit ihrer Kindheit viel getan habe – etwa die Entschärfung der ehemaligen Rennstrecke Lengibitza, die beiden Kreisel oder die Bushaltestelle im Dorfkern – so bestehe doch noch Handlungsbedarf. «Lärm ist ein Umweltgift», sagt die Atemtherapeutin. Sie hoffe, dass die Gemeinde nach der Fusion einen verkehrsberuhigenden Weg einschlage.

Der Dorfplatz mit Brunnen und Museum ist Marie-Marthe Aebischer wichtig. Als Kind sei sie täglich dort vorbeigekommen, wenn sie zum Einkaufen in den Spezereiladen ihres Onkels geschickt wurde. Dort habe sie am damaligen Brunnen Fische aus den Kastanienbaumblättern gemacht und die Zeit vergessen. Zu der Zeit war da aber noch kein Museum. Das Heimatmuseum – wie es damals hiess – wurde 1975 eröffnet, als sie 20 Jahre alt war. Sie erinnert sich an das riesige Volksfest. «Mein Vater hatte extra zu diesem Anlass einen feinen Haselnuss-Lebkuchen kreiert, der dann über lange Jahre zum festen Sortiment gehörte. Das Modell dazu hatte ihm sein Bruder Bernhard geschnitzt.»

Ort der Begegnung

Auch heute sei es ein Glück für Tafers, diesen Dorfplatz zu haben. «Ein Ort, wo man den Gang verlangsamt, wo sich Begegnungen und Gespräche spontan ergeben, wo man abends spät die schön geschmückte Weihnachtstanne bestaunt», sagt sie. «Dieser Platz beim Museum ist das Herz von Tafers, dort pulsiert das Gespräch, auch während Corona, noch von Mensch zu Mensch.»

Und dort wünsche sie sich neue Begegnungen mit den Bewohnerinnen und Bewohnern von Alterswil und St. Antoni. Sie sei klar für die Fusion gewesen. «Der Prozess der Zusammenführung war gut, man hat allen genügend Zeit gelassen, man hat nichts überstürzt und die ganze Bevölkerung gut eingebunden.

«In unserem Tearoom befand sich quasi das erste Dorfkino.»

«Abends hat niemand gefragt, was wir den ganzen Tag über getrieben hätten.»

Serie

Drei Porträts zum Abschied

Die Gemeinden Alterswil, St. Antoni und Tafers schliessen sich am 1. Januar 2021 zur Fusionsgemeinde Tafers zusammen. Zum Abschied der drei eigenständigen Gemeinden widmen die FN diesen je ein Porträt.

nas

 

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