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Der Fremde und der Erdenmensch

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Das ist ein bezahlter Beitrag mit kommerziellem Charakter. Text und Bild wurden von der Firma Muster AG aus Musterwil zur Verfügung gestellt oder im Auftrag der Muster AG erstellt.

Vision: Er kam von weit her. Ein Fremder, nicht von diesem Planeten. Er traf auf einen Menschen unsrer Erde und fragte: «Wie ist es hier so, auf dieser Kugel? Das Leben unter den Menschen? Ich meine aktuell.» Dem Erdenmenschen wurde sichtbar unbehaglich, er stand hilflos, allein, überlegte lange. Wie vom Wesen Mensch, den Seelen, von sichtbarem und unsichtbarem Leben und Sterben erzählen?

Erlöst von einem Einfall lächelte er dann plötzlich: «Oh! Das ist ja heutzutage praktisch, weisst du, wir stellen unsre Fragen häufig dem Computer. Du kannst dir ein paar Filmchen ansehen, sie heissen YouTube.» «Ja», sagte der Fremde, «zeig mir eure moderne Freiheit, das Erdenmögliche, das Menschenmögliche, das möcht ich kennenlernen.» Der Erdenmensch stellte seinen Computer ein, liess Aktuelles durchgleiten für den Fremden.

Fremder:«Da! Wohl ein Fest, seh ich! Feuer, wie ein Ball, rollt sprühend, gross und hell!»

Erdenmensch:«Entsetzen ist’s! Geschrei! Explosion! Frisst Häuser, Menschen, ganze Dörfer weg.»

Fremder:«O! Ein andres Filmchen, schau! Wie schön, ein Boot auf See, weit draussen. Kommt auf uns zu. Es scheinen viele Passagiere an Bord zu sein, ein grosser Ausflug wohl. Doch, was passiert dort jetzt? Seh ich das Schiff verschwinden? Menschen schwimmen im offenen Meer. Hör ich Schreie?»

Erdenmensch:«Entsetzen ist’s! Gekentert das überladene Boot. Die Passagiere alle in den Fluten.»

Fremder:«Ein nächstes Filmchen noch. Schau, die frohe Kinderschar! Sie tragen kleine Köfferchen, gehen durch einen Flughafen. Sie scheinen glücklich, was haben sie wohl vor?»

Erdenmensch:«Aus einem Ferienaufenthalt kehren sie zurück. Wollen heim, zu ihren Angehörigen. Steigen in ein Flugzeug, freuen sich.»

Fremder: «Was seh ich jetzt, nach kurzer Flugzeit? Was war dort an der Felswand, am Berg? Das Flugzeug ist verschwunden.»

Erdenmensch:«Entsetzen ist’s! Keines, keiner kehrt nach Haus. Gestürzt sind sie alle, menschliches Versagen löschte viele Seelen aus.»

Das Gesicht des Fremden hatte sich verdunkelt. Er weinte, hatte immer neue Fragen.

«Ist dies Menschen-Tun euer Alltag oder aus der Art geschlagen? Wie steigt ihr in einen neuen Tag mit solchem Wissen? Gibt’s bei euch die Guten und die Bösen? Willst du’s mir sagen, Erdenmensch?»

Erdenmensch:«Ich verfolge nicht nur diese äussere Spur, ich muss in meinem Innern Spuren suchen. Wenn ich die Antwort wüsste, würd ich’s dir sagen. Doch warte nicht, es wird dauern.»

 

 Keine Vision: Jeden Morgen die Ouvertüre der Gefiederten, wenn das Licht wiederkommt. Während die Nacht zu Ende brennt und verglüht, bringt jemand den Tag auf dem Tablett … Das spüren sie, das wollen sie, da melden sie sich zu Tausenden, zelebrieren dies Einverständnis zum Licht. Kommt es aus dem Himmel? Den Baumkronen? Dem Meer? Mir scheint, alle rufen sie nach oben, vorne. Ganz wenigen entfallen die Töne, wie kleine Gewichte. Keine paradiesische Faulheit, aber eine tägliche Festivität ist das.

Ich bin in Südindien und erwarte täglich diese Morgenouvertüre, nachdem ich sie einmal vernommen. Die Welt ist zu dieser Zeit noch unsichtbar, doch die Ohren suchen schon die Töne. Kaum hörbar dann ein erster Vogelruf, kurz und rund. Aus verschiedenen Richtungen schnell und leis derselbe Ton, das ist der Auftakt. Einer bläst den tiefen Halston, das muss ein grosser sein. Ein Lauter ruft runde, dicke Töne, mit kurzen Pausen, einer feine Bänder hoher, wie schüchterner Rufe, gurgelnde Töne setzen ein, melodiöse Tonleitern, von unten nach oben und weg, spitzes Pfeifen, lachender Singsang, schnelles Gurren, ein schluchzendes Sehnen … Alles, was in feinster Dämmerung verhalten begann, steigert sich mit dem Licht zur gemeinsamen Ouvertüre für den Tag. Keine Richtung ist dann mehr auszumachen, Hoch und Niedrig, Weit und Nah runden sich zum einen Konzert, bringen die Seelen in den Körper. Noch keine Worte wurden gesprochen, eine kurze Zeit lang gibt’s nur diese wogenden Töne im Raum, porös und doch dicht. Jeder Mensch und jeder Unmensch kann es hören. Mit der Anwesenheit des Lichts endet das Konzert, der Alltag ist da.

 Wenn nächstes Mal der Fremde kommt, muss ich ihm davon erzählen. Dass ich solches erlebte, man sich so gut in den Tag wagt.

Als ich von meiner Reise nach Hause kam, stand da übrigens auch der Alltag in der Tür, breitete seine Arme aus, mir entgegen.

Sus Heinigerist Kunstmalerin und lebt in Murten. Als Kulturschaffende ist sie in einem FN-Kolumnistenkollektiv tätig, das in regelmässigem Rhythmus frei gewählte Themen bearbeitet.

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