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«Der Garten ist ein kleiner Lausbub»

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Das ist ein bezahlter Beitrag mit kommerziellem Charakter. Text und Bild wurden von der Firma Muster AG aus Musterwil zur Verfügung gestellt oder im Auftrag der Muster AG erstellt.

Stefan Neuhaus kniet in einem Abschnitt des Gartens im Schloss Vuippens gleich beim Eingangstor und schneidet mit der Gartenschere geschickt Zweige einer Rosenstaude ab. Das geht schnell, er braucht nur ein paar Sekunden, um zu entscheiden, was schwach, krank, abgestorben oder überflüssig ist und raus muss. Um die Verjüngung zu fördern, bleiben pro Stock nur zwei bis drei Stängel stehen, diese werden auf zwei bis drei «Augen» zurückgeschnitten – kleine Ausbuchtungen, an denen sich Seitentriebe bilden können. «Das stärkt die Pflanze, da sie dann weniger krankheitsanfällig ist. Es hilft ihr beim Wachstum und sorgt für bessere Blüten», erklärt er.

Viel Arbeit für schöne Blüten

Etwa 250 Rosenstöcke warten in diesen Tagen im 2,5  Hektaren grossen Garten darauf, beschnitten zu werden. Seit 23  Jahren ist der 43-jährige aus Plasselb auf diesem Anwesen in Privatbesitz im Greyerzbezirk als Schlossgärtner tätig. Rosen seien nicht unbedingt seine Lieblingspflanzen, verrät der Gärtner, während er ein paar Schritte weiter zum nächsten Strauch geht. Sie bräuchten viel Aufmerksamkeit und seien anfällig für allerlei Pilzkrankheiten und Insektenbefall. «Viel Aufwand für ein paar Blüten, die zwar schön sind, auf denen sich aber – zumindest bei Edelrosen – nicht mal Bienen niederlassen.» Ihm seien Tagetes lieber.

Natur gibt Rhythmus vor

Es ist einer der ersten Tage im Frühling, an denen Stefan Neuhaus mit den Aufräumarbeiten anfangen kann: Die Abdeckungen entfernen, abgestorbene Zweige, Äste und Blätter wegräumen, hacken, rechen, lockern, düngen – und sich allgemein einen Überblick verschaffen, wie sich der Garten nach dem Winter präsentiert. «Der April ist einer der wichtigsten Monate in diesem Garten», sagt er. «Alles, was man im April verpasst, holt man das Jahr durch nicht mehr auf.» Wann der richtige Zeitpunkt des Aufräumens gekommen sei, bestimme nicht der Kalender, sondern die Natur.

Yucca, Iris und Pfingstrose

Die nächsten Wochen wird er zusammen mit seinem Team sehr viele Stunden in diesem Reich verbringen. Bei jedem Wetter. Seine Arbeit könne man auch bei Regen verrichten, nur die Temperatur müsse stimmen, erklärt er und geht ein paar Schritte weiter zu einer Yuccapalme. Bei ihr zupft er mit wenigen Handgriffen beschädigte oder verdorrte Blätter heraus, ebenso Reste der letztjährigen Blüten. «Die weis­sen, glockenähnlichen Blüten sind ein Segen. Die Pflanzen sind sehr dankbar und vertragen auch heisses und trockenes Wetter gut.» Gleich daneben stösst ein Büschel Tulpen aus dem Boden und deutet an, dass es nicht mehr lange gehen kann, bis die Blüten sich öffnen. Beim Haufen von beigen Stängeln in der Nähe hat er mehr zu tun. «Das sind Pfingstrosen. Im Herbst haben wir die Stängel etwa 20 Zentimeter lang stehen lassen. So konnte der Rest des Safts zurück in die Wurzeln fliessen. Jetzt muss all das aber weg.» Kaum hat er dem Büschel mit der Handschere einen neuen Haarschnitt verpasst, sieht man die noch zarten roten Knospen, die in den Startlöchern stehen. Mitten in einer anderen Pfingstrosenansammlung lugen ein paar Primeln hervor. Gewollt? Oder Unkraut? Stefan Neuhaus relativiert: Unkraut gebe es eigentlich nicht, sagt er. «Es gibt nur Pflanzen, die zum falschen Zeitpunkt am falschen Ort wachsen.»

Perfektion durch Geduld

Hinter ihm steht eine mannshohe Zypresse, die in konischer Form geschnitten ist. Nur ein paar Lücken stören den Anblick der ansonsten perfekten rundlichen Konturen. «Diese Löcher hat die Pflanze durch Sonnenbrand erhalten», erklärt er. Ähnlich wie dieser gibt es im Schlossgarten weitere Sträucher mit geometrischen Schnitten. Stefan Neuhaus erklärt, dass es viel Geduld braucht, damit die Form perfekt wird. An den beiden Eiben in diesem Beet, die beide so geschnitten sind, als ob sie wie zwei Hüte tragen würden, habe er die letzten zehn Jahre gearbeitet.

Während er erklärt, ertönen über den Köpfen Pfiffe: ein Rotmilan zieht seine Kreise. Ein grosser Teil des Schlossgartens ist ziemlich gestylt und deshalb nicht so richtig «natürlich». Deshalb habe er in anderen Bereichen des Geländes Ausgleichsflächen geschaffen. «Dort gibt es Blumenwiesen und Asthaufen, die bei den Tieren sehr beliebt sind. Wir nehmen der Natur etwas und geben ihr an anderer Stelle etwas anderes zurück.»

Rayonweise arbeitet sich Stefan Neuhaus in den nächsten Tagen durch den Garten, wird den Rasen vertikulieren und düngen, das Laub vom Boden im japanischen Garten entfernen und Tausende andere Dinge erledigen. «Manchmal gibt es Phasen, in denen ich die Zeit vergesse und einfach Schritt für Schritt vorwärtsgehe. Ich bin fertig, wenn ich fertig bin.»

Demut vor der Natur

Er bezeichnet diesen Garten humorvoll als «kleinen Lausbub». «Er hat ein Eigenleben. Man kann ihn zwar zurechtweisen, lässt man ihn aber fünf Minuten aus den Augen, dann macht er, was er will. Du kannst einen Garten nicht beherrschen, sondern machst einfach mit und versuchst, ihm einigermassen eine Richtung zu geben», fasst er seine Aufgabe zusammen. Ein Gärtner könne zwar planen, was wo wachsen solle, und alles schön säuberlich vorbereiten. «Manchmal spielt der Garten einfach nicht mit, und du kannst nichts machen.» Mit der Natur zu arbeiten, sei deshalb auch ein Geduldspiel. Ja, sagt er, man werde schon ein wenig philosophisch bei der Gartenarbeit. «Und demütig angesichts der Stärke der Natur und der komplexen Zusammenhänge, die wir nach und nach entdecken.»

Es ist das, was ihm am Beruf so gut gefällt, dieses Mitspielen mit der Natur und den Jahreszeiten und die Abwechslung: «An einem Tag ist man mit der kleinen Heckenschere unterwegs, am anderen Tag mit riesigen Maschinen, zum Beispiel, um grosse Erdarbeiten zu machen.» Auch die viele Handarbeit nimmt er gerne in Kauf. «Man ist so viel näher am Material und erkennt sofort, wenn etwas nicht stimmt.»

Anlehnung an Versailles

Die Grundrisse des Gartens bleiben immer gleich, doch das «Innenleben» einzelner Rabatten erfahre jedes Jahr eine neue Gestaltung. So besteht der Gemüsegarten, der zu dieser Jahreszeit noch ruht, nicht einfach nur aus ein paar normalen Beeten, sondern ist eine kunstvolle Anlage in linearer Perfektion, deren Muster von Wegen und Umrandungen regelmässig neu entworfen wird – ein kleiner Hauch von Versailles in Vuippens. Im eigenen Gewächshaus läuft bereits seit Februar die Produktion der Sommerpflanzen. 700  Stück wachsen dort aus eigener Saat, weitere 3500 hat er extern in Auftrag gegeben. «Den Garten für dieses Jahr haben wir im Januar geplant.»

Bei der Gestaltung des Gartens arbeitet er eng mit der Schlossbesitzerin zusammen, die ihre Wünsche anbringt, seine Anregungen aufnimmt und ihm daneben viel Freiheit bei der Ausführung überlässt. So gibt es etwa eine Ecke, in der neue Pflanzen probehalber gesetzt werden. Wenn sie gut kommen, erhalten sie unter Umständen ein Plätzchen in einem der zahlreichen Beete und Rabatte. «Es macht Spass, Neues auszuprobieren», sagt Stefan Neuhaus. Die Abwechslung sei das Spannende: etwa eine Sommerflormischung mit 21 verschiedenen Pflanzen zu setzen und zu sehen, was dabei rauskommt.

Persönlicher Stempel

Bei all diesen Erklärungen spürt man deutlich heraus, wie sehr er seine Arbeit mag. Er kennt jede Ecke dieses Schlossgartens. «In dieser Jahreszeit verändert sich der Garten wöchentlich.» Er bricht auch eine Lanze für seinen Beruf und findet es schade, wie wenig Aufmerksamkeit viele Hausbesitzer ihrem Garten widmen. «Sie lassen Rasen säen und eine Hecke pflanzen, ohne selbst eine Beziehung zu ihm aufzubauen.» Jeder Garten zeige: Das bin ich, hier erhole und entspanne ich mich. «Da ist es doch angebracht, diese Ecke persönlich zu gestalten und zu pflegen – auch wenn es nur zehn Qua­dratmeter sind.» Gartenfachleute würden brennen für die Natur und hätten unendlich viele Tipps auf Lager. «Fragt uns, wir teilen unsere Ideen und unser Wissen gerne!» Denn er ist überzeugt: «Auch wer anfangs keinen Bezug zum Gärtnern hat, sich aber eine Weile mit der Natur befasst, wird von diesem Feuer angesteckt.»

«Manchmal gibt es Phasen, in denen ich die Zeit vergesse und einfach Schritt für Schritt vorwärts­gehe. Ich bin fertig, wenn ich fertig bin.»

«Du kannst einen Garten nicht beherrschen, sondern machst einfach mit und versuchst, ihm einigermassen eine Richtung zu geben.»

«Unkraut gibt es eigentlich nicht. Es gibt nur Pflanzen, die zum falschen Zeitpunkt am falschen Ort wachsen.»

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