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Der Gemeinderat muss neu verhandeln

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Das ist ein bezahlter Beitrag mit kommerziellem Charakter. Text und Bild wurden von der Firma Muster AG aus Musterwil zur Verfügung gestellt oder im Auftrag der Muster AG erstellt.

Wer am Freitagabend in Plasselb mit einer kurzen Gemeindeversammlung gerechnet hatte, lag falsch. Drei Stunden für vier Traktanden, Geld und Emotionen – so lautet die kurze Zusammenfassung der Versammlung unter der Leitung von Vize-Gemeindepräsidentin Vivien Rüffieux (siehe auch Kästen). Das Traktandum, das am meisten zu reden gab, war der neue Dienstbarkeitsvertrag zwischen der Steinbruch Roggeli AG und der Gemeinde. Das Unternehmen mit elf Angestellten betreibt seit 2010 den Steinbruch eingangs Plasselbschlund und hat seither rund 210 000 Kubikmeter Material abgebaut. Noch ist der bewilligte Abbaubereich nicht erschöpft, die Reserven von 180 000 Kubikmeter reichen noch für rund sechs Jahre. Die Nachfrage ist gross, die Firma könnte mehr liefern. «Wir wollen den Markt aber nicht übersättigen, sondern verfolgen weiterhin einen Abbau in einem vernünftigen Rahmen», sagte Geschäftsführer Jonathan Fankhauser.

Mehr Fels, mehr Geld

Weil das Bewilligungsverfahren aber lange dauert, plant die Firma bereits jetzt an einer seitlichen Erweiterung, die ihre Zukunft langfristig sichert. Im neuen Perimeter könnte mehr als eine Million Kubikmeter Material abgebaut werden. Das Unternehmen hat am Freitag seine Pläne den 86 Bürgern vorgestellt, inklusive Umweltverträglichkeitsbericht und geplante Renaturierungsmassnahmen. Der neue Vertrag sah vor, die bisherige finanzielle Abgeltung zu erhöhen: von 1,80 Franken auf 3 Franken pro Tonne für wertvolles Material und von 80 auf 100 Rappen pro Tonne für minderwertiges Material. Zudem bot die AG neu 5000 Franken pro Jahr Mietzins für den Lagerplatz und eine Beteiligung an der Friedhofsanierung von 8000 Franken.

Nicht der Abbau an sich, sondern die Abgeltung und der Verkehr sorgten für Diskussionen. Die Bedenken galten der Hauptzubringerstrasse im Sage­boden, die nicht nur von den Lastwagen aus dem Steinbruch Roggeli, sondern auch von jenen aus dem Steinbruch Tatüren befahren wird. «Es ist ein Fehler, wenn wir der Erweiterung zustimmen, ein Fass ohne Boden», sagte ein Bürger. Auch andere wiesen auf die Rillen und Spalten hin, die an der vor wenigen Jahren für über vier Millionen Franken sanierten Strasse bereits wieder zu sehen sind. Einer regte die Bildung eines Fonds an. Mit der Erweiterung würden allein aus dem Steinbruch Roggeli ein Drittel mehr LKW als heute verkehren, 4000 pro Jahr. Ein anderer Bürger sorgte sich um die Sicherheit der Falli-Hölli-Strasse, die direkt oberhalb des Abbaugebiets liegt.

Auf jeden Franken angewiesen

Wenn das Geschäft doch so gut laufe, liege allenfalls eine höhere Abgabe drin als 3 Franken pro Tonne für gutes Material, sagte ein Bürger. «Wir werden für den Abbau des Materials finanziell entschädigt, aber nicht für die Dienstbarkeit der Strasse, die extrem leidet unter dem Schwerverkehr.» Es sei andernorts heute üblich, dass dies abgegolten werde, und eine Gemeinde wie Plasselb sei auf jeden Franken angewiesen. Der Geschäftsführer des Steinbruchs wies darauf hin, dass bereits die 5000 Franken Mietzins für den Lagerplatz unüblich seien. Ausserdem falle für die AG sehr hohe Transportkosten für das Wegbringen des minderwertigen Materials an. «Wir können als Unternehmen nicht die Gemeinde Plasselb finanziell aufrechterhalten», sagt Jonathan Fankhauser. Und wie jedes Unternehmen habe die Steinbruch Roggeli AG eine Betriebshaftpflicht, sagte er auf die Frage eines Bürgers, wer die Haftung übernehme, wenn nach einem starken Unwetter die Aufschüttung des ausgebeuteten Steinbruchs in die Ärgera rutsche und Schäden verursache.

Am Ende gaben die Bürger dem Gemeinderat den Ball für eine Neuverhandlung des Dienstbarkeitsvertrags zurück, indem sie einen Rückweisungsantrag mit 45 Ja zu 27 Nein annahmen.

Zahlen und Fakten

Schulden um eine Million abgebaut

Zum letzten Mal trug Gemeindeschreiber Anton Raemy die Plasselber Rechnung vor – «einer der besten Abschlüsse in meiner Karriere», sagte er. Bei Aufwand und Ertrag von rund 5,4 Millionen Franken beträgt der Überschuss 13 500 Franken, dies nach 850 000 Franken freien Abschreibungen. Die Schulden sanken um eine Million auf 8,4 Millionen Franken. Pro Kopf macht das 7700 Franken aus. Die Investitionsrechnung schliesst mit Einnahmen von 740 000 Franken und Ausgaben von 491 000 Franken. Gewohnt souverän kommentierte Anton Raemy die Zahlen und flocht hie und da ein Witzchen ein. «Das war meine letzte Vorstellung. Von mir aus dürft ihr die Rechnung genehmigen», sagte er. Dieser Empfehlung schlossen sich die Finanzkommission und die Bürger an.

im

Versammlung

Emotionen, Abschiede und Überraschungsgäste

Nicht nur die Diskussion über den Dienstbarkeitsvertrag mit der Steinbruch Roggeli AG sorgte am Freitagabend in Plasselb für Emotionen. Für Vize-Gemeindepräsidentin Vivien Rüffieux war die Leitung der Versammlung sozusagen ihre letzte Amtshandlung; ihr Mandat lief am Ende des Abends aus, da sie zurückgetreten war. Ammann Beat Brünisholz hatte vor knapp zehn Tagen gesundheitshalber seine sofortige Demission eingereicht und war nicht anwesend (die FN berichteten). Die beiden wurden für ihr Engagement geehrt. Auch für Gemeindeschreiber Anton Raemy war es der letzte Auftritt vor seiner Pensionierung (FN vom 28. März). Zu seinen Ehren hat der Gemeinderat vier Syndics eingeladen, die mit ihm gearbeitet haben. Felix Bürdel, René Bapst, Béatrice Zbinden und Hervé Brügger würdigten seine Verdienste, riefen wichtige Projekte in Erinnerung, erzählten Anekdoten – und schafften es so, Anton Raemy für einmal gerührt und sprachlos zu machen.

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