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«Der grösste Teil der Alpen im Kanton ist gut bis sehr gut bewirtschaftet»

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Ein Alphirt braucht gute Rahmenbedingungen, um eine Alp effizient zu bewirtschaften, sagt Oskar Lötscher. Der Plaffeier ist seit 2001 im Vorstand des Freiburgischen Alpwirtschaftlichen Vereins, seit 2007 Vizepräsident. Diese gemeinnützige Organisation feiert am Samstag mit einem Tag der offenen Türen auf der Alp Vounetz das 120-jährige Bestehen.

 

Oskar Lötscher, in welchem Umfeld ist der Alpwirtschaftliche Verein vor 120 Jahren gegründet worden?

Die Alpwirtschaft hatte ihre Blütezeit im 18. und 19. Jahrhundert mit der Alpkäseproduktion. Damals wurde unser Alpkäse vorwiegend nach Italien und Frankreich exportiert. Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts gab es immer mehr Talkäsereien. Die Kühe blieben auf den Talbetrieben, nur noch das Jungvieh wurde gesömmert. Im Greyerzbezirk wurde die Alpkäseproduktion teils weitergeführt, hingegen verschwanden im Sense-Oberland alle Alpkäsereien. Das bedeutete für die Hirten eine grosse Einkommenseinbusse. Der Alpwirtschaftliche Verein wurde gegründet, um ihnen zu helfen und die Alpwirtschaft vor dem Untergang zu retten. Schon damals waren Leute aus der Politik im Verein, um dort Einfluss zu nehmen, wo wichtige Entscheide getroffen werden.

Hat sich die Bewirtschaftung von Alpen in den letzten Jahrzehnten grundlegend verändert?

Eine grosse Änderung ist in den Eigentumsverhältnissen festzustellen. Früher waren viele Alpen im Besitz von reichen Patrizierfamilien. Als sich mit dem Export von Alpkäse viel Geld verdienen liess, war es für sie finanziell interessant. Heute sind merklich weniger Alpen in Besitz solcher Familien. Mit dem Rückgang der Alpkäserei entstanden vielerorts Alp­genossenschaften: Landwirte aus dem Unterland taten sich zusammen, um Alpen zu pachten oder zu kaufen. Heute haben wir wieder mehr Pächter und Bewirtschafter aus der Region. An Bedeutung gewonnen haben auch die Milchkuhsömmerung und die Käseherstellung.

Einen grossen Wandel erlebte die Alpbewirtschaftung in den 1960er-Jahren.

Genau, damals hielt die Industrialisierung im Bezirk Einzug. Viele Landwirte suchten in Fabriken und auf dem Bau ein besseres Auskommen. Ihre Arbeitskraft fehlte in der Folge auf den Bergen. Ein Beispiel sind die vielen Entwässerungsgräben, die von Hand erstellt wurden. Eine Arbeit, die im Flyschgebiet sehr wichtig ist. Beispiele sind Falli-Hölli und Hohberg. Einige Jahre und Jahrzehnte wurde das vernachlässigt. Die Folgen haben wir in den 1980er- und 1990er-Jahren erlebt, als es in diesen Gebieten zu Rutschungen kam, weil das Wasser nicht abgeleitet worden ist. Später fand ein Umdenken statt, und seit einigen Jahren werden Entwässerungen und Drainagen maschinell erstellt, um diesen Naturereignissen entgegenzuwirken.

Die Alphirten suchten damals ein besseres Einkommen. Kann ein Landwirt heute überhaupt noch vom Einkommen als Alphirt leben?

Durch den Strukturwandel in der Landwirtschaft gibt es immer weniger Betriebe. Schweizweit ist die Zahl der gealpten Milchkühe zwischen 2004 und 2015 um vier Prozent zurückgegangen. Das wirkte sich auch auf die Alpwirtschaft aus: Es gibt weniger Tiere, die zur Sömmerung gegeben werden. Mit der Landwirtschaftsreform AP 1417 sind die Sömmerungsbeiträge erhöht worden, und auch der Landwirt, der seine Tiere zur Bestossung auf eine Alp gibt, erhält zur Unterstützung Alpungsbeiträge. Auf diese Weise wurde die Alpwirtschaft etwas attraktiver. Die Massnahme hat Wirkung gezeigt, die Zahl der Tiere hat wieder zugenommen. Um den Rückgang von Milchkühen und Rindern zu kompensieren, haben zudem viele Alphirten angefangen, Mutterkühe auf die Alpen zu nehmen. Sie haben in den Umbau der Ställe investiert, um diesem Trend zu folgen und so doch genügend Tiere für die Sömmerung zu haben.

Wie gut geht es den ­Freiburger Alpen?

Der grösste Teil der Alpen ist gut bis sehr gut bewirtschaftet. Das ist auch auf die grossen Investitionen zurückzuführen, die getätigt wurden. Der Zugang zu den Alpen wurde verbessert, und auch die Wege sind besser unterhalten. Das war lange Zeit ein Problem. Im Sense-Oberland haben die vier Mehrzweckgenossenschaften dazu beigetragen, dass sich viel verbessert hat. Durch sie ist es leichter, Arbeiten koordiniert auszuführen und dafür bei Bund und Kanton Subventionen zu beantragen. Auch in viele Hütten ist in den letzten Jahren sehr viel investiert worden, um die Bewirtschaftung zu erleichtern. Das ist kein Luxus, sondern Normalstandard für die Hirtenfamilien, die während des Alpsommers in der Hütte wohnen.

Schon gelesen? Spannender Artikel über den Alpvirus.

Wo gibt es Defizite und Probleme?

Sorgen bereitet uns zum Beispiel die Verbuschung. Die Alpen müssen genügend besetzt und genutzt werden, damit die Arbeiten zur Säuberung der Weiden ausgeführt werden können. Die Natur erobert sich das Terrain zurück, wenn man sie nicht daran hindert. Die Biodiversitätsbeiträge des Bundes sind ein Entgelt für diese Arbeit. Im Sense-Oberland sind sehr viele Alpen im Sommer bewohnt, was im welschen Kantonsteil eher selten ist. Dort werden viele Alpen vom Tal aus bewirtschaftet. Das hat den Nachteil, dass die notwendigen Unterhaltsarbeiten nicht oder zu wenig ausgeführt werden, auf den Weiden, aber auch an den Hütten.

Ein weiteres Thema ist die Trockenheit?

Genau, der Wasserversorgung auf den Alpen muss mehr Aufmerksamkeit geschenkt werden. Der Sommer 2015 und auch der diesjährige machen den Anschein, dass vielerorts das Wasser knapp werden kann. Bessere Quellfassungen und die Schaffung von mehr Reserven in Form von Zisternen oder Tanks sind unbedingt nötig.

Und der Wolf?

Der ist für uns ein grosses Thema. Es gibt immer mehr Alphirten, die wegen der Gefahr eines Wolfsrisses auf Schafe verzichten. Im Schwarzseetal sind das zum Beispiel der Stiereberg oder der Chännel. Nicht, dass es viele Wolfrisse gibt, aber der Aufwand zum Schutz der Herden ist viel zu gross. Je nach Grösse einer Alp kann das nicht rentieren. Das gilt auch für die Talweiden, also auf den Weiden, auf welche die Tiere im Frühling vor dem Alpaufzug und im Herbst vor dem Alpabzug gebracht werden. Der Schweizerische Alpwirtschaftliche Verband stellt klare Forderungen im Umgang mit Grossraubtieren. Vor allem geht es uns darum, dass man wegen ihnen keine Alpen aufgibt und dass die Herdenschutzmassnahmen nicht nur ausgebaut, sondern auch finanziell vollständig abgegolten werden.

 

Wird der Wert der Alpwirtschaft in der Bevölkerung und in der Politik richtig erfasst?

Ich denke, ein Grossteil der Bevölkerung weiss um die Arbeit der Alphirten, vor allem durch die Produkte der Alpwirtschaft. Mich stört manchmal, dass gewisse Grossverteiler mit der heilen Alpenwelt werben, dann aber nicht bereit sind, auch wirklich Alpprodukte ins Sortiment aufzunehmen, sondern lieber Massenproduktionsware anbieten, bei denen die Marge grösser ist. Auch durch den Tourismus erhalten Leute Einblick in die Alpwirtschaft. Für diesen ist es ein grosses Plus, wenn eine Alp gut unterhalten ist. Ausserdem stellt die Bewirtung von Gästen ein willkommenes Zusatzeinkommen für die Hirten dar. Auch in der Politik ist klar, dass die Alpwirtschaft keine Randtätigkeit ist. Immerhin befindet sich ein Drittel der landwirtschaftlichen Fläche der Schweiz im Sömmerungsgebiet.

Was ist Ihr Wunsch für die Zukunft?

Dass auch in den nächsten Jahren möglichst viele Alpen bewirtschaftet werden, dass ihr guter Zustand erhalten bleibt und dass die Alpbesitzer und -bewirtschafter die Unterstützung erhalten, die sie brauchen, damit sie in dieser Tätigkeit ein Auskommen haben.

Offene Türen auf der Alp Vounetz, Sa., 22. Juli: 9–17.30 Uhr: Markt mit regionalen Produkten; Vorführung: Poyama­lerei, Holzschnitzerei, Schindelmacher; Verpflegung mit regionalen Produkten; 9.30–11 Uhr: Vorführung Produktion von Alpkäse Gruyère AOP im Chalet Vounetz; 13–15 Uhr: Vorführung Produktion von Alpkäse Vacherin AOP; volkstümliche Musik mit Alphorn, Fahnenschwinger und Schwyzerörgeli, Alptiere, Vorführungen des Klubs der Greyerzer Schwinger.

Serie

120 Jahre im Dienste der Alpwirtschaft

Der Freiburgische Alpwirtschaftliche Verein feiert sein 120-jähriges Bestehen. Die Beweggründe, die damals zur Gründung führten, sind aktueller denn je: die Rahmenbedingungen für die Bewirtschaftung der Alpen verbessern und so die Zukunft der Voralpengebiete zu sichern . Die FN rücken dieses Engagement in den Fokus einer Artikelserie.

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Zahlen und Fakten

428 Alphütten mit 579 Bewirtschaftern

Der Freiburgische Alpwirtschaftliche Verein ist am 29. April 1897 gegründet worden. 1993 hat ihn der Staatsrat als gemeinnützige Organisation anerkannt. Derzeit zählt der Verein 1060 Mitglieder. Er bietet ihnen in Form von Winterkursen die Möglichkeit, sich in jeweils aktuellen Themen aus der Alpwirtschaft weiterzubilden. Zum Jahresprogramm gehören auch die Alpinspektionen (siehe FN vom Samstag). 2015 waren im Kanton Freiburg 1428 Alphütten in der Sömmerungszone sowie 579 Sömmerungsbetriebe registriert. Gesömmert wurden 22 244 Rinder, 5147 Milchkühe, 739 Stiere, 1019 Kälber, 6896 Schafe und 1109 Ziegen – plus einige Einhufer, Schweine und gar 35 Lamas. Auf den Alpen wurde 2015 zudem 3,192 Millionen Kilogramm Milch von 54 Käseproduzenten verarbeitet.

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