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Der Handwerker im Gemeinderat

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Ein Freund hat Sie mir empfohlen», sagt eine Frau, als sie das Bijoutier-Geschäft von Pierre-Olivier Nobs in der Freiburger Unterstadt betritt. Sie setzt sich an den Tisch vor dem Schaufenster und holt einen Ring hervor, auf dem ein Name und ein Datum eingraviert sind. Sie sei geschieden, erzählt sie, und würde den Ring gerne einschmelzen, um daraus ein neues Schmuckstück fertigen zu lassen. «Ich möchte mit diesem Kapitel abschliessen.» Was Pierre-Olivier Nobs noch vor einigen Wochen gerne angenommen hätte, muss er nun ablehnen. Er sei in den Freiburger Gemeinderat gewählt worden und werde das Amt Mitte April antreten, erklärt er der Kundin. Deshalb müsse er schauen, dass er noch alle offenen Aufträge erledigen könne, für neue Aufträge reiche die Zeit nicht. Enttäuscht steckt die Kundin den Ring wieder ein, verlässt den Laden. Nobs setzt sich wieder an den Werktisch, um die Halterung von zwei Perlohrsteckern, die er davor angefertigt hat, zu polieren. Dass seine Kunden sehr offen aus ihrem Leben erzählen, komme häufig vor, sagt der CSP-Politiker. Denn bei seiner Arbeit gehe es nicht nur um das Schmuckstück an sich. «Es sind oft Erinnerungen und Emotionen damit verbunden. Dies lässt darauf hoffen, dass der Beruf des Bijoutiers überleben wird.»

Basteln am Wochenende

Einfacher geworden ist sein Metier nicht, seit sich Pierre-Olivier Nobs 1991 selbständig gemacht und an der Neustadtstrasse installiert hat. Von Donnerstag bis Samstag hat er sein Atelier geöffnet, etwa zwei Arbeitstage nimmt zudem sein Amt als Politischer Sekretär der Freiburger Sektion des Verkehrsclubs Schweiz in Anspruch. «Noch ist es möglich, den Lebensunterhalt als Bijoutier zu verdienen», sagt er. Die Kauffreudigkeit der Kunden habe jedoch abgenommen. «Und seit der Aufhebung des Euro-Mindestkurses verkaufe ich kaum mehr neue Schmuckstücke.» Arbeit hat er trotzdem genug. Neben Reparaturen sind es vor allem Aufträge für die Umgestaltung von bestehenden Bijous, die ihn beschäftigen. So etwa die nächste Aufgabe, die an diesem Tag auf ihn wartet: Aus einem besetzten Elefantenanhänger aus Weissgold soll er drei Anhänger kreieren–für jedes Kind der Besitzer einen.

Während der 49-Jährige sorgfältig den Elefanten zersägt und geschickt die winzigen Diamanten herausholt, spricht er von den Wochen nach der Wahl und vom bevorstehenden Wechsel zum Vollzeit-Politiker. Es sei ihm wichtig, eine gute Lösung für seine Bijouterie zu finden. Er wolle einen Teil des Raums vermieten, etwa an einen Hochbauzeichner oder jemanden, der Unterricht gibt, beispielsweise einen Musiker. Die Ecke mit der Werkstatt bleibe aber bestehen. «Dann kann ich am Wochenende hierherkommen und für mich etwas basteln.» Denn die handwerkliche Arbeit helfe ihm, den Kopf zu leeren. «Und sollte ich in fünf Jahren nicht mehr gewählt werden, wäre alles bereit, um die Bijouterie erneut zu öffnen.» Dass eine Wahl keine Selbstverständlichkeit ist, weiss Nobs aus eigener Erfahrung. Zwar wurde er vor zehn Jahren in den Generalrat gewählt, eine Kandidatur für den Grossen Rat und den Staatsrat blieben jedoch ohne Erfolg. «Damals habe ich aber gelernt, wie es ist, eine Kampagne zu führen.»

«Den Leuten zuhören»

Neben der Bijouterie wird Nobs auch seine Tätigkeit als VCS-Sekretär aufgeben. Als solcher hat er in den letzten Jahren immer wieder sehr klare Positionen vertreten. Dies wird als Exekutivmitglied nicht mehr immer möglich sein. Befürchtet er nicht Konflikte mit seinen ehemaligen VCS-Kollegen? «Nein. Sie wissen, wie es in der Politik läuft, und werden dies verstehen. Aber natürlich werden sie mich auch kritisieren, das ist ihre Aufgabe.»

Beunruhigender finde er den Rhythmuswechsel, den das neue Amt bedeute. «Bisher konnte ich meine Tage selbst organisieren», sagt er, während er die Überreste des Elefanten erhitzt und das flüssige Weissgold dann in kaltes Wasser kippt, damit Nuggets entstehen, die er zu Anhängern weiterverarbeiten kann. Als Gemeinderat würden die Tage hingegen von vielen Sitzungen und Pflichtterminen bestimmt. «Und diese beginnen teilweise schon um sieben Uhr morgens», sagt er, und verzieht kurz den Mund. Lange hat er aber nicht Zeit, um nachzudenken: Es klingelt, und eine ältere Frau betritt den Laden. Der Verschluss ihrer goldenen Halskette–einem Erbstück–funktioniert nicht mehr. Während er mit einer Zange einige Handgriffe vornimmt, erzählt sie Anekdoten aus ihrem Leben. «Das Wichtigste ist für mich, dass ich auch als Gemeinderat stets da bin, um den Leuten zuzuhören», sagt Pierre-Olivier Nobs, als die Dame den Laden verlassen hat. «Daran wird sich nichts ändern.»

Am 16. April werden die Freiburger Gemeinderäte vereidigt. Die FN stellen die drei neuen Gesichter vor. Bereits erschienen: Andrea Burgener (5.4.).

Zur Person

Bijoutier und VCS-Sekretär

Pierre-Olivier Nobs wurde am 19.September 1966 geboren und ist im Freiburger Juraquartier sowie in Corminboeuf aufgewachsen. Nach einer Lehre als Bijoutier im Vallée de Joux arbeitete er mehrere Jahre in verschiedenen Schmuckgeschäften, bevor er 1991 eine eigene Bijouterie an der Neustadtstrasse in der Freiburger Unterstadt eröffnete. Schon länger an der nationalen und internationalen Politik interessiert, begann Pierre-Olivier Nobs nach der Geburt seiner Tochter im Jahr 2002, sich auch auf lokaler Ebene zu engagieren. Er trat der CSP bei und wurde 2006 in den Freiburger Generalrat gewählt, den er von 2013 bis 2014 präsidierte. Seit 2008 ist er Agglomerationsrat, seit 2009 Politischer Sekretär der Freiburger Sektion des Verkehrsclubs Schweiz (VCS). Pierre-Olivier Nobs ist der jüngere Bruder von Cremo-Generaldirektor Paul-Albert Nobs.rb

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