In keiner anderen Gemeinde im Sensebezirk gibt es einen vergleichbaren Verein wie Pro Bösingen. Er hat sich seit 50 Jahren auf die Fahne geschrieben, das Kulturgut zu erhalten und zu fördern.
Die Gemeinde Bösingen hat eine reiche Geschichte. Die ersten Spuren einer Besiedelung gehen auf zirka 1200 vor Christus zurück. Dass das Gebiet so beliebt war, geht wohl auf seine Lage zwischen Sense und Saane und durch seine Nähe zum Schloss Laupen an der Grenze zum Kanton Bern zurück. Reste von Mosaiken, Mauern, Säulen, Marmorbauten, Ziegeln, Skeletten, Haushaltsgeräten und alte Münzen: Wann immer in den letzten Jahrzehnten in Bösingen im Dorfkern für ein Bauprojekt Grabarbeiten stattfanden, stiess man auf archäologische Funde, die dies belegen.
Geschütztes Ortsbild
Heute ist klar, dass Bösingen einer der ersten christlichen Orte der Region ist. Die erste bekannte Kirche wurde um das Jahr 935 gebaut. Die St. Cyruskirche stand bis 1890 und war eine beliebte Wallfahrtskirche. Sie wurde um 1890 abgerissen, und auf ihren Grundmauern wurde eine Käserei gebaut. Seit 1994 gehört der Ortskern von Bösingen zum Bundesinventar der geschützten Ortsbilder. Die spätbarocke Jakobskirche wurde in den Jahren 1788 bis 1791 gebaut.
Vor 50 Jahren gegründet
Dass die Geschichte von Bösingen gut erforscht und aufgearbeitet ist, ist auch ein Verdienst von Pro Bösingen. Diese Vereinigung ist vor 50 Jahren von einigen geschichtsinteressierten Bösingern und der Gemeinde gegründet worden. Unter den Gründern waren Pius Käser, der damalige Dorfpfarrer Moritz Schwaller, der Ammann Theo Nussbaumer und der Schulpräsident Ferdinand Schmutz.
Pius Käser (1932–2006) war ein Landwirt aus Fendringen mit einem ausgeprägten Flair für Kulturgut aller Art. Als Hobbyhistoriker setzte er sich auch regional für dessen Erhalt ein. Die Deutschfreiburgische Arbeitsgemeinschaft hat ihn für sein Engagement 1996 mit dem Deutschfreiburger Kulturpreis geehrt. Ein besonderes Anliegen war dem «Vater» von Pro Bösingen der Erhalt der landwirtschaftlichen Kulturgüter, die auf dem Gemeindegebiet reichlich zu finden sind. Er war ein fleissiger Sammler, seine volkskundliche Sammlung, die sich heute in Besitz des Vereins befindet, umfasst rund 3000 Exponate (siehe auch Kasten).
Mehrere Publikationen
Eines der Hauptziele des Vereins war es von Anfang an, der Bevölkerung die Geschichte des Dorfes näherzubringen. Er tat dies unter anderem mit verschiedenen Publikationen, oft aus der Feder von Pius Käser. So erschien in den Anfangsjahren die Ortsbroschüre «Bösingen in Vergangenheit und Gegenwart» mit den beiden Autoren Pius Käser und Moritz Schwaller oder später zum Beispiel eine Wanderkarte. Der Verein engagierte sich nicht nur für die Bewahrung von Vergangenem, sondern auch für den Schutz des heutigen Kulturraums. Er nahm deshalb immer wieder Stellung zu anstehenden Bauprojekten oder zu ortsplanerischen Fragen.
Daneben installierte er zahlreiche Sitzbänke, richtete Feuerstellen ein, pflanzte einheimische Sträucher, organisierte Wanderungen wie etwa 1986 eine grosse Radiowanderung mit dem Schweizer Radio, und trug mit Blumenschmuck zur Verschönerung des Dorfes bei. Regelmässig organisierte der Verein Ausstellungen, etwa zu den archäologischen Funden, oder stellte Feste zu Gunsten einer heimatkundlichen Aktivität auf die Beine, etwa um Geld für die Restaurierung einer Kapelle aufzutreiben.
Gespendete Bäume
Der Verein verantwortet ein umfangreiches Archiv in einem Raum im Schulhaus und ein Schaulager im alten Käsereilager in Fendringen, das von ehemaligen und ausgestorbenen Berufen erzählt. Sehr aktiv ist der Verein bei den Spendenbäumen: Bürgerinnen und Bürger spenden einen Baum, den Pro Bösingen dann an einem geeigneten Platz in der Gemeinde pflanzt.
Gedächtnis von Bösingen
Auch heute, 50 Jahre nach der Gründung, ist der Verein sehr aktiv, wie Präsident Mathias Waeber im Gespräch mit den FN erklärt. «Speziell bei Pro Bösingen ist die enge Zusammenarbeit mit der Gemeinde und der Pfarrei. Die Gemeinde sei seit der Gründung immer Vorstand vertreten. Dadurch sind die Aktivitäten unseres Vereins gut abgestützt und decken ein breites Aufgabenfeld ab. Wir sind wie eine Art Heimatkundeverein, aber auf das Gebiet Bösingen beschränkt.» Gäbe es den Verein nicht, müssten wohl die Gemeinde oder die Pfarrei einen Teil seiner Aufgaben abdecken. «Doch wäre es dann wohl nicht möglich gewesen, die Geschichte in einer so umfassenden Form aufzuarbeiten», sagt er. «Wir versuchen sozusagen das Gedächtnis von Bösingen zusammenzutragen.»
Das Interesse am Verein ist heute noch vorhanden, das zeigte allein der Aufmarsch an der Jubiläums-Generalversammlung. Der Verein zählt heute etwa 250 Mitglieder. Mathias Waeber ist zuversichtlich, dass Pro Bösingen auch in ein paar Jahren noch besteht und mit seinen Aktivitäten dazu beitragen kann, dass sich die Bösingerinnen und Bösinger mit ihrem Dorf besser identifizieren können.
Verschiedene Anlässe
Der Verein Pro Bösingen feiert sein Jubiläum mit verschiedenen Veranstaltungen. Nach einer speziellen Generalversammlung am 12. April und einer Spezialfahrt mit der Tschu-Tschu-Bahn zu einigen Weilern am 11. Mai ist im Herbst ein weiterer Anlass geplant. In Zusammenarbeit mit dem Landfrauenverein wird im Herbst in einem Ofenhaus gebacken und im Bachtela-Speicher zugleich eine kleine Ausstellung über das Brätzele gezeigt. Am 7. Dezember 2024 organisiert der Verein dann einen kleinen Weihnachtsmarkt in Bösingen.
www.proboesingen.ch
Eine Lösung für die Sammlung von Pius Käser
Die Sammlung von Pius Käser umfasst rund 3000 Objekte. Er hat landwirtschaftliche Geräte gesammelt, die in den letzten 400 bis 500 Jahren auf Bauernhöfen im Einsatz waren. Aber auch allerlei Haushaltsgeräte, Keramik- und Glaswaren, Küchenutensilien, Spielzeug, Gegenstände aus dem Unterricht, Krippen, Hinterglasmalereien und andere Kunstgegenstände sind dabei. Ein Teil der Sammlung zeugt von der religiösen Verbundenheit der Menschen, etwa Hausaltäre und Tauftücher. Vor seinem Tod hat Pius Käser seine Sammlung in Form eines Bauernhausmuseums der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Nach seinem Tod bot seine Familie sporadisch Führungen durch die Sammlung an. Jetzt soll das Bauernhaus umgebaut werden, und die Sammlung sucht einen neuen Platz. Das Sensler Museum hat Interesse gezeigt, einen Teil der Sammlung zu übernehmen. Da am Standort Tafers oder in den bestehenden Lagerräumen aber auch der Platz fehlt, soll ein Teil der Sammlung von Pius Käser vorläufig in der ehemaligen Landi in St. Antoni untergebracht werden.
Für die Klärung der Abläufe hat sich eine Arbeitsgruppe gebildet, in der neben Pro Bösingen, der Familie, Fachleuten aus Kunstgeschichte, Restauration sowie das Sensler Museum vertreten sind. Derzeit wird die Sammlung gesichtet, geputzt, zum Restaurieren beiseite gelegt und geordnet. Wie Mathias Waeber ausführt, wird zum Beispiel aussortiert, was mehrfach vorhanden wird. «Einige Gegenstände gehen auch an spezialisierte Museen.» Diese Lösung sei sicher im Sinne von Pius Käser, sagt der heutige Pro-Bösingen-Präsident. «Er hätte gewollt, dass seine Schätze wieder gezeigt werden, zumal er Mitinitiant des Sensler Museums war.»
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