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Der Hütedienst für Notfälle feiert Jubiläum

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Das ist ein bezahlter Beitrag mit kommerziellem Charakter. Text und Bild wurden von der Firma Muster AG aus Musterwil zur Verfügung gestellt oder im Auftrag der Muster AG erstellt.

Milla sitzt am Küchentisch und packt vergnügt ein Picknick ein: «Das ist ein Sandwich mit einer Banane drin, das ist für die Erwachsenen, das ist meine Wurst.» Sie hat aus farbiger Knetmasse verschiedenste Esswaren ausgestochen. Neben ihr sitzt Françoise Quartenoud. Die beiden lachen und stecken die Köpfe zusammen. Sie kennen sich erst seit wenigen Stunden: Millas Mutter, Natacha Sanglard, musste zur Arbeit–aber Milla ist krank. Sie hat eine Lungenentzündung und muss zu Hause bleiben.

Eine Unbekannte im Haus

«Meine Familie wohnt in einem anderen Kanton, und mein Ex-Mann erhält keine Freitage, um seine Tochter zu hüten», sagt sie. «Ich habe mit meiner 65-Prozent-Stelle im Jahr das Recht auf drei Tage, an denen ich wegen meiner Tochter zu Hause bleiben kann–das ist nicht gerade viel.» Darum hat sich Natacha Sanglard an den Hütedienst Rotkäppchen gewandt; andere Mütter hatten ihr den Dienst empfohlen.

«Ich war schon etwas in Sorge, da meine Tochter die Hütefrau nicht kannte», sagt Natacha Sanglard. «Aber das war dann überhaupt kein Problem.» Françoise Quartenoud sei sehr kompetent und habe den Draht zu ihrer Tochter sofort gefunden.

Grippewellen im Winter

Françoise Quartenoud arbeitet seit zehn Jahren für Rotkäppchen. Sie mag es, immer wieder neuen Familien zu begegnen: «Mir gefällt diese Abwechslung.» Sie weiss meist erst am Vorabend oder sogar erst am Morgen selber, ob und wo sie arbeiten wird. «Wir geben die Tage ein, an denen wir verfügbar sind–manchmal haben wir kaum Arbeit, manchmal sind wir fast überlastet.» Im Sommer, wenn viele Familien verreisen, hat sie wenig Einsätze. «Das kommt mir entgegen, dann kann ich mich um meinen Garten kümmern», sagt die 52-Jährige lachend. Im Winter dann gibt es immer wieder Wochen, in denen alle Mitarbeiterinnen von Rotkäppchen im vollen Einsatz sind: Wenn die Grippe grassiert oder die Windpocken umgehen.

Wenn Françoise Quartenoud am Morgen in die Familie mit dem kranken Kind–oder den kranken Eltern–kommt, fragt sie nach den Regeln. «Wir passen uns an, wir sind nicht da, um unsere Erziehungsstile durchzusetzen.» So ist es an der Familie zu entscheiden, wie lange die Kinder vor dem Fernseher sitzen dürfen oder was sie essen. «Damit habe ich manchmal etwas Mühe», gibt Françoise Quartenoud zu. «Einige Familien könnten sich gesünder ernähren.»

Immer wieder Spaghetti

Was die Rotkäppchen-Frauen regelmässig essen, sind Spaghetti Bolognaise. «Wir kommen ja meist im Notfall, da ist der Kühlschrank oft leer», sagt Françoise Quartenoud. «Teigwaren aber haben die meisten im Haus.» Bei Milla gibts keine Spaghetti, sondern eine Gemüsewähe. «Das macht mir Spass, auch, weil ich das zusammen mit Milla vorbereiten kann», sagt die Hütefrau.

Schwierige Situationen kennt Françoise Quartenoud keine. «Einige Familien sind komplizierter als andere, aber eigentlich geht immer alles gut.» Sie gehe sofort auf die Kinder zu, dadurch entstehe auch ein guter Kontakt zu den Eltern. «Kinder sind spontan, sie passen sich sehr gut neuen Menschen an.» Schwieriger sei es, wenn die Eltern krank seien. «Dann liegen sie im Bett, und die Kinder wissen genau, dass sie da sind; das macht die Situation manchmal nicht ganz einfach.» Sie habe aber in den letzten zehn Jahren viel gelernt–über Menschen und über andere Kulturen.

Milla hat der Tag mit Françoise Quartenoud so gut gefallen, dass sie ihre Hütefrau gar nicht mehr gehen lassen will, als ihre Mutter nach Hause kommt. «Meine Sorgen waren also völlig unbegründet», sagt Natacha Sanglard.

Jubiläum: Ein Solidaritätsfonds zum Geburtstag

S ind die Kinder krank, stellt das erwerbstätige Eltern vor Probleme: Wer hütet das Kind, während sie auf der Arbeit sind? Rotkäppchen, der Hütedienst des Freiburgischen Roten Kreuzes, ist eine Lösung für solche Notfälle. Morgen Abend feiert Rotkäppchen seinen zehnten Geburtstag mit einem Fest.

«Als wir 2002 ein Vorprojekt erstellten, sagten uns alle, dass ein Bedürfnis nach einem solchen Dienst besteht», sagt Projektleiterin Pascale Zbinden. «Doch alle fragten sich, ob die Eltern es akzeptieren würden, dass ihre kranken Kinder von einer fremden Person betreut werden.» Es hat sich gezeigt: Sie akzeptieren es. «Es ist ein Plus für uns, dass wir vom Roten Kreuz sind», sagt Zbinden. «Das gibt uns einen Vertrauensbonus.» 19 Frauen arbeiten für Rotkäppchen – alle auf Abruf und im Stundenlohn. «Das braucht viel Engagement», sagt Zbinden. «Die Frauen müssen einen Sinn sehen in dieser Arbeit.» Alle Mitarbeiterinnen haben selber Kinder; sie absolvieren eine interne Ausbildung.

Die Eltern zahlen je nach Lohn zwischen fünf und 25 Franken für eine Hütestunde. Rotkäppchen hat Kunden aus allen Schichten. «Wer viel Verantwortung trägt, kann der Arbeit schlecht fernbleiben, weil er viel Arbeit hat», sagt Zbinden. «Wer eine schlecht qualifizierte Arbeit hat, fürchtet bei Absenzen die Kündigung.» Immer öfter arbeitet Rotkäppchen mit Unternehmen zusammen: Sie zahlen ihren Angestellten den Hütedienst, wenn die Kinder krank sind.

Die Elternbeiträge decken die 35 Franken, die eine Hütestunde kostet, nicht; dabei ist die Administration noch nicht eingerechnet. Rotkäppchen erhält Gelder vom Schweizerischen Roten Kreuz und von der Loterie Romande. Doch das reicht nicht: «Wir haben jedes Jahr ein Defizit», sagt Zbinden. Dieses deckt das Freiburgische Rote Kreuz.

Immer mehr kranke Eltern

Im ersten Jahr des Bestehens leistete Rotkäppchen 866 Betreuungsstunden; letztes Jahr waren es bereits 8758. Was auffällt: Mehrheitlich, nämlich 5569 Stunden, waren die Hütefrauen im Einsatz, weil die Eltern krank oder verunfallt waren. «Das ist ein riesiges Problem», sagt Zbinden. «Eine Hausfrau, die einen Unfall hat – das ist eine Katastrophe.» Falle die Mutter aus, laufe in vielen Familien gar nichts mehr. «Der Vater arbeitet meist zu hundert Prozent, und die Grosseltern sind oft selber erwerbstätig.» Muss Rotkäppchen über Wochen hinweg einspringen, wird das teuer. Für die Eltern – aber auch für die Organisation: Die Subventionen des Schweizerischen Roten Kreuzes sind plafoniert. Ab einer gewissen Zahl geleisteter Hütestunden steigt das Defizit mit jedem neuen Auftrag. Darum gründet Pascale Zbinden nun einen Solidaritätsfonds, um verunfallte oder kranke Eltern zu unterstützen. njb

Mehr Infos: www.croix-rouge-fr.ch, unter «Dienstleistungen für Familien».

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