Autor: Imelda Ruffieux
«Pilgern auf dem Jakobsweg ist ein absoluter Boom», betonte Oberamtmann Nicolas Bürgisser an der Medienorientierung vom Freitag. «Wir haben das Glück, dass viele Pilger auf dem Weg nach Freiburg hier in Tafers vorbeikommen.» Er schätzt, dass in der Pilger-Hauptsaison von Mai bis Oktober täglich bis zu 40 Leute durch den Bezirkshauptort wandern und sich beim Oberamt, im Restaurant St. Martin oder in der Jakobskapelle den Pilgerstempel abholen.
Ein besonderer Festtag
Nächstes Jahr am Wochenende vom 24. und vor allem 25. Juli werden es wohl noch einige mehr sein. 2010 fällt nämlich der Festtag des Apostels Jakob des Älteren, des Schirmherrs des Jakobswegs, auf einen Sonntag. Für die Jakobspilger bedeutet dies ein heiliges Jahr. Aus diesem Anlass haben die Jakobsvereine der Schweiz beschlossen, einen Sternmarsch mit dem Ziel Tafers zu organisieren. «Wir erwarten zwischen 300 und 600 Pilger», betonte Guy von der Weid, kantonaler Koordinator für den Jakobsweg. Sie werden in sieben Gruppen, u. a. von Genf, Biel und Zürich nach Tafers wandern und dabei bis zu vier Tage unterwegs sein.
In Tafers sind ein Fest und ein ökumenischer Gottesdienst geplant. Interessierte können sich noch bis zum 30. April 2010 anmelden. Von der Weid hofft, dass auch Sensler dabei sein und ein Stück Jakobsweg absolvieren werden.
Zu Pferd oder zu Fuss
Guy von der Weid hat den Jakobsweg auf dem Rücken seines Pferds zurückgelegt und gehört damit zu dem etwa einen Prozent der Pilger, das diese Reiseart wählt. Etwa 30 Prozent sind per Velo unterwegs, der Rest geht zu Fuss. Er verwies auf die Jakobskapelle mit den schönen Fresken und die Kirche. «Tafers besitzt eine der schönsten Statuen des hl. Jakob», betonte er und bedauerte, dass diese in der Sakristei untergebracht ist.
Die Jakobsbruderschaft lebt
An der Medienkonferenz berichteten einige über ihre Erfahrungen mit Jakobspilgern. Marius Schneuwly, Tafers, gehört zur Gruppe Santiago, welche die Arbeit der seit vielen Jahrhunderten bestehenden Jakobsbruderschaft weiterführt. Sie unterstützt Pilger auf ihrem Weg, z. B. bei der Suche nach Unterkünften. «In Tafers bieten mehrere Familien eine Übernachtung an», führte er aus. Eine weitere Aufgabe der Gruppe ist es, mehr Leute dazu zu animieren, sich auch auf den Weg zu machen.
«Diesen Sommer sind auffällig viele Pilger vorbeigekommen», erzählte Gaby Jeckelmann, Inhaberin des Lebensmittelgeschäfts in Heitenried. «Sie sind leicht zu erkennen mit ihren grossen Rucksäcken, an denen sie oft eine Muschel montiert haben.» In ihrem Laden kaufen sie das Tagespicknick ein, fragen auch mal nach Blasenpflastern, Salben oder nach Möglichkeiten zur Übernachtung. «Es sind sehr kommunikative Leute.»
Zu Ronny Schafer, Wirt im St. Martin, kommen die Pilger, um sich an nassen Tagen mit einer Suppe aufzuwärmen, die Toilette aufzusuchen oder um eine letzte Zwischenmahlzeit zu geniessen, bevor sie das Tagesziel Freiburg in Angriff nehmen. Auf seiner Speisekarte bietet er gar einen Jakobs-Teller an.
Vom Weg gepackt
Bruno Grossrieder hat den Jakobsweg nach seiner Pensionierung zuerst in einer Gruppe entdeckt und später allein unter die Füsse genommen. «Wen der Weg einmal gepackt hat, den lässt er nicht mehr los», betont er und ermunterte alle, seinem Beispiel zu folgen. Von einer etwas anderen Seite sieht Dominik Brülhart die Pilger: Durch seine Kontakte zu Galizien hat er schon viele Wanderer bei ihrer Ankunft in Santiago de Compostela betreut.