Share on facebook
Share on twitter
Share on linkedin
Share on print

Der Käfigturm im Schloss Laupen zeigt das Schicksal einer Kindsmörderin

Share on facebook
Share on twitter
Share on linkedin
Share on print

Das ist ein bezahlter Beitrag mit kommerziellem Charakter. Text und Bild wurden von der Firma Muster AG aus Musterwil zur Verfügung gestellt oder im Auftrag der Muster AG erstellt.

Im Käfigturm und Wehrgang des Schlosses Laupen gibt es eine neue Ausstellung zu bestaunen. Die Projektgruppe lud am Samstag zur Eröffnung der Ausstellung über eine Kindsmörderin.

«Ich bin keine Mörderin!» Verzweifelt schreit die junge Frau diese Worte. Doch niemand scheint sie zu hören. Ihre fettigen Haare hängen an ihr runter, das Kleid hat sie schon lange nicht mehr gewaschen. Sie sitzt in einem Mörderkasten im Käfigturm des Schlosses Laupen, erzählt, warum sie ihr neugeborenes Kind im Wald hinterlassen hat, und hofft auf ein Wunder.

Vors Chorgericht

Die junge Frau heisst Barbara Weber. Die Schauspielerin Birgit Zehnder schlüpfte letzten Samstag anlässlich der Eröffnung der Ausstellung «Barbara Weber: verlassen, verurteilt, hingerichtet» in die Haut der Verurteilten. Aus ärmlichen Verhältnissen stammend, zog Barbara als Landarbeiterin durch die Gegend und wurde 1812 ungewollt schwanger. In ihrer Verzweiflung versteckte sie ihre Schwangerschaft und weigerte sich, den Kindsvater zu denunzieren. Zu gut erinnerte sie sich noch an die Scham, die sie verspürt hatte, als sie bei einer früheren Schwangerschaft vor die ehrwürdigen Herren des Chorgerichts zitiert und für ihre Unzucht bestraft wurde. Das Kind hatte man ihr, wie damals üblich, kurz nach der Entbindung weggenommen.

Ende 1812 arbeitete die hochschwangere Guggisbergerin bei einer Bauernfamilie in Golaten. Allein und heimlich gebar sie das uneheliche Kind und hinterliess es im Wald, wo der tote Säugling ein paar Tage später gefunden wurde. Schnell fiel der Verdacht auf Barbara. Sie wurde verhört, im Schloss Laupen in den Mörderkasten gesteckt und schliesslich wegen Kindsmords verurteilt. Am 1. März 1813 wurde Barbara Weber durch das Schwert hingerichtet.

Im Museum Schloss Laupen ist eine neue Ausstellung über eine Kindsmörderin mit dem Titel «Barbara Weber: verlassen, verurteilt, hingerichtet» zu bestaunen.
Corinne Aeberhard

Unterlagen im Staatsarchiv

Die Geschichte der Barbara Weber wurde ein erstes Mal von der Autorin Ruth Balmer erzählt. In ihrem 2006 erschienenen Buch «Kindsmörderin – die tiefe Verlassenheit der Barbara Weber» schildert Ruth Balmer die Geschichte der jungen Frau. An der Podiumsdiskussion, die letzten Samstag im Schloss Laupen stattfand, tauschte sich Ruth Balmer mit den Ausstellungsmachern aus und sagte auch, wie gelungen die Ausstellung in ihren Augen sei. Als sie auf die Beweggründe zu sprechen kam, die sie zum Verfassen des Buchs gebracht hatten, meinte sie: «Armut hat mich bereits als Kind berührt. Ich ging mit Kindern aus sehr armen Familien zur Schule, und wir hatten zu Hause auf dem Hof auch Knechte.» Ein Buch über die Scharfrichter von Bern und eine Arbeit über eine Kindsmörderin hätten ihre Neugier dann vollends geweckt. Die Unterlagen und Quellen zum Fall Barbara Weber fand Ruth Balmer im Staatsarchiv in Bern.

Viel gelesen und recherchiert

Die Ausstellung wurde während rund drei Jahren vorbereitet. Katrin Gysel, René Spicher, Andreas Witschi, Ueli Remund und Fritz Marschall hatten das Projekt begonnen. Nach dem Tod von Fritz Marschall stiess Projektleiter Werner Friedli zur Gruppe, die im Übrigen aus Lehrern bestand. «Wir wissen nicht mehr genau, wie wir auf die Idee zu dieser Ausstellung gekommen sind», gestand Ueli Remund an der Podiumsdiskussion. Manche Ideen kämen nicht einfach aus dem Nichts, sondern entstünden langsam. «Am Anfang stand jedoch der Wunsch, den Käfigturm zu valorisieren.» Die Idee, das Schicksal von Barbara Weber ins Zentrum zu setzen, überzeugte die Gruppe schnell einmal. «Die Geschichte der armen Landarbeiterin ist die Seele dieser Ausstellung», erklärte Andreas Witschi.

Weiter hielten die Ausstellungsmacher fest, dass die Ausstellung nur einen kleinen Teil dessen zeigt, was sich die Gruppe im Laufe der Zeit erarbeitet hat. Die Schwierigkeit sei gewesen, eine Auswahl zu treffen. «Wir sehen hier die Essenz des ganzen Materials, das zusammengekommen ist», sagte René Spicher und wies darauf hin, dass es Ziel der Gruppe sei, didaktisches Material zur Ausstellung auf der Internetseite zur Verfügung zu stellen.

Ausstellung

Vom Verhör bis zum letzten Gang

Nebst der Geschichte von Barbara Weber erfahren die Besucher allerlei Wissenswertes rund um die Geschichte der Rechtsprechung und des Strafvollzugs. Im Käfigturm ist der gut erhaltene Mörderkasten zu sehen, in dem Barbara ihre letzten Wochen verbrachte. Ein Film erzählt die Geschichte der Verurteilten. In der ehemaligen Wohnung des Gefängniswärters können Auszüge aus Protokollen des Chorgerichts nachgelesen werden, welche nicht nur von Unzucht und Ehebruch, sondern auch von Trunkenheit oder Nichtstuerei handeln. Hörspiele nehmen das Publikum mit in die Verhandlungen und auch zum Verhör der Bauersleute aus Golaten, welche Barbara Weber zuletzt beschäftigt hatten.

Im Dachstock des Käfigsturms kann der Besucher mehr über die Geschichte der Menschenrechte und die Rechtsprechung in den verschiedenen geschichtlichen Epochen erfahren. Eine Diashow ist auch dem Thema «Kindsmord in der Literatur» gewidmet. Der Strafvollzug und die Arbeit des Scharfrichters werden im Wehrgang des Schlosses thematisiert, von welchem aus man auch den Leuebielwald sieht, wo Barbara Weber enthauptet wurde.

Die mit viel Liebe zum Detail gestaltete Ausstellung kann jeweils am ersten und dritten Sonntag der Monate April bis Oktober besucht werden. Führungen sind auf Anfrage möglich. cb

Kommentar (0)

Schreiben Sie einen Kommentar. Stornieren.

Ihre E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht. Die Pflichtfelder sind mit * markiert.

Meistgelesen

Mehr zum Thema