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Der Kampf gegen die Schliessung der Geburtenabteilung geht weiter

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Die Spital Netz Bern AG will die Geburtenabteilung des Spitals Riggisberg per Ende Juli schliessen. Verena Piguet, Leitende Hebamme des kleinen Spitals, erklärt im Gespräch mit den FN, warum sie den Entscheid nicht nachvollziehen kann und sich die Mitarbeitenden dagegen wehren.

 

Was macht die Geburtenabteilung in Riggisberg aus, auch im Unterschied zum

Inselspital?

Verena Piguet: Man kann diese beiden Spitäler nicht vergleichen. Jedes hat seine Berechtigung. Wir sind ein kleines Spital. Nur zwei Treppen hoch, und man ist schon in der Geburtenabteilung. Alle grüssen einander hier. Unser Schwerpunkt liegt in der Geburtshilfe, nicht in der Geburtsmedizin. Die Geburten verlaufen anders.

 

 Worin liegt der Unterschied?

Bei der Geburtsmedizin ist immer ein Arzt dabei und entscheidet oft nach Lehrbuch. Bei uns leitet die Hebamme die physiologische Geburt. Ein Arzt ist auch dabei, je nachdem sagt er aber gar nichts, er ist einfach verfügbar. Wenn ihn die Hebamme braucht, teilt sie ihm dies mit. Grundsätzlich können wir hier offener arbeiten, weil wir das Hierarchie-Gefälle zwischen Arzt und Hebamme nicht so stark leben. Kinderärzte stehen uns auch zur Verfügung bei grossen Schwierigkeiten. Und sie untersuchen jedes Kind einmal während des Aufenthalts.

 

 Im Interview mit der Berner Zeitung sagte der Verwaltungsratspräsident der Spital Netz Bern AG, Joseph Rohrer, dass die Sicherheit der Mütter und ihrer Babys wegen Fachärztemangels nicht mehr gewährleistet werden könne.

 Es gibt in Riggisberg keinenaktuellen Fachärztemangel,und bisher hat alles gut funktioniert. Wir haben sechs Gynäkologen. Zwar hätten wir gerne noch jemanden geholt zur Unterstützung, ich habe aber nie ein Inserat gesehen. Der Geschäftsführer der Spital Netz Bern AG, Bruno Haudenschild, sagte, dass es schwierig sei, Personal zu finden für ein so kleines Spital. Doch wie gesagt, ich habe nie ein Inserat gesehen. Die Patientenzufriedenheit ist sehr hoch und meiner Meinung nach gibt es keinen plausiblen Grund für die Schliessung. Herr Rohrer hat keine Ahnung, wie das hier läuft. Mit den Mitarbeitenden hat bisher niemand vom Verwaltungsrat der Spital Netz Bern AG gesprochen.

 

 Wie steht es mit der Rendite?

Medizinische Massnahmen bei einer Geburt wie zum Beispiel ein Kaiserschnitt machen eine Geburtenabteilung rentabler. Aber man darf sich doch nicht wegen der Rentabilität für oder gegen eine Massnahme entscheiden. Hier geht es um das Menschwerden. Je besser eine Hebamme mit der Gebärenden arbeitet und je tiefer die Risiken sind, desto weniger nimmt das Spital ein. Unter diesem Widerspruch geht die klassische Hebammen-Geburtshilfe zugrunde, was sich auch an den schwindenden Geburtshäusern zeigt. Zudem erhalten wir für die gleiche Arbeit weniger Geld als das Inselspital.

 

 Spital Netz Bern will nur die Geburtenabteilung schliessen, die medizinische Grundversorgung im Spital soll bestehen bleiben. Was können Sie dazu sagen?

Wir funktionieren wie ein Kleinunternehmen und haben extrem motivierte Mitarbeitende. Wir stehen seit Jahren für das Haus ein. Wird die Geburtenabteilung geschlossen, hat dies auch Auswirkungen auf andere Abteilungen, zum Beispiel auf das Labor oder auf die Kinderärztin im Haus. Ohne Geburtenabteilung ist unser Spital für andere Bereiche weniger attraktiv. Ich befürchte deshalb, dass das gesamte Spital auf Raten geschlossen wird, auch wenn die Verantwortlichen dies bestreiten. Wenn man das Herzstück herausnimmt, wird es sehr schwierig, weiter bestehen zu können.

 

 Wie viele Geburten gab es im vergangenen Jahr in Riggisberg?

Wir konnten bei einer Zunahme von 18 Prozent gegenüber 2011 350 Geburten verzeichnen. Tendenz steigend. Unsere Spezialität ist unter anderem die Beckenendlage. Wir haben einen guten Ruf und hatten auch schon mehrere Frauen aus dem Wallis, die bei uns gebären wollten. Das Problem bei zentralisierten Spitälern ist oft, dass die Möglichkeiten für die Frauen begrenzt sind. Hat eine Frau verschiedene Möglichkeiten und kann den Ort des Gebärens nach ihren Vorstellungen auswählen, stehen die Chancen für einekomplikationsfreie Geburt besser. Wie andere Spitäler verfolgen wir das Ziel: eine gesunde Mutter und ein gesundes Baby.

 

 In Ihrer Medienmitteilung als Antwort auf die Entscheidung von Spital Netz Bern von Ende März sprechen Sie vonder Arbeit mit Frauen mit psychosomatischen Störungen im Wochenbett, die Ihnen aberkannt worden sei. Worum genau geht es dabei?

Wenn eine Frau über längere Zeit Wochenbettdepressionen hat und nicht mehr fähig ist, zu ihrem Kind zu schauen, sich zu pflegen und sich zu ernähren. Wir haben unter der Leitung des Chefarztes Werner Stadlmayr ein Pilotprojekt durchgeführt, bei dem sechs Frauen mit ihren Babys bei uns betreut wurden. Das hat sehr gut funktioniert. Sonst ist es meist so, dass die Mütter in eine Psychiatrie eingewiesen und die Kinder privat betreut werden. Dabei besteht aber die Gefahr, dass es mit derMutter-Kind-Bindung nicht optimal läuft. Diesem Problem können wir in unserer kleinen, familiären Abteilung entgegenwirken, aber das Projekt ist nicht bewilligt worden.

 

 Wie kämpfen Sie weiter?

Wir geben nicht auf. Drei private Frauen haben eine erneute Protestaktion organisiert. Sie werden morgen Freitag vor dem Verwaltungsgebäude von Spital Netz Bern, neben dem Spital Ziegler, ein Protestpicknick durchführen. Ich, der Chefarzt Werner Stadlmayr und weitere Mitarbeitende werden dabei sein. Wir sind ein Haus, das kämpft.

Im Spital Riggisberg zeigt sich rasch, dass der Kampf noch nicht vorbei ist. Bilder Etelka Müller

Portalspital: Medizinische Grundversorgung

E nde März teilte die Spital Netz Bern AG mit, dass dem Spital Riggisberg im Rahmen der neuen Spitalorganisation die Rolle eines Portalspitals zugewiesen wird. Mit diesem Beschluss werde ein wichtiger Schritt zur Aufrechterhaltung der medizinischen Grundversorgung in der Region Gantrisch unternommen, heisst es in der Medienmitteilung. Preis für die Zukunftssicherung sei die Einstellung der Geburtshilfe per Ende Juli 2013. Verena Piguet, Leitende Hebamme, reagierte darauf mit einer Mitteilung ihrerseits. Darin hielt sie fest, dass der Entscheid auf Empörung stösst. 16 Hebammen, fünf Beleghebammen, fünf Pflegeassistenten und sechs Ärzte seien von dem Entscheid betroffen.

Am 9. April tauschte sich das Spital Netz Bern mit Politikern und Hausärzten aus der Region in Riggisberg über die Zukunft des Spitals aus. Laut einem Bericht der «Berner Zeitung» waren während des geschlossenen Anlasses rund 1000 Demonstrierende vor Ort. Die eingeladenen Teilnehmer seien fast unbemerkt neben den Demonstranten vorbeigefah ren und durch die Hinter- tür in das Spital gelangt. Die Geburtenabteilung dürfe nicht geschlossen werden, war die Botschaft der Demonstranten.

Morgen Freitag ist ein Protestpicknick vorgesehen (siehe Interview). Drei Frauen, die nicht im Spital arbeiteten, hätten den Widerstand nun professionell organisiert, sagt Piguet. Dabei gehe es insbesondere darum, endlich über die Fakten zu sprechen. emu

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