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Der Kühlschrank bestellt Bier selbst

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Der Kühlschrank bestellt Bier selbst

«Schlaue Gegenstände» bestimmen immer häufiger unseren Alltag

Wir befinden uns im Netz der «schlauen Gegenstände» – und die Entwicklung geht rasant weiter. Dies ist kein Szenario aus einem Science-Fiction-Film, sondern bereits Alltag.

Von CHRISTIAN SCHMUTZ

Endlich Feierabend. Ich fahre nach Hause – das Auto beziehungsweise sein Navigationssystem kennt den Weg. Ich lehne mich zurück. Im Stau der Stadt schaue ich mir bereits die erste Sitcom im Fernseher an. Mein Bordcomputer leitet mir Anrufe weiter, sagt, wenn das Auto Hilfe benötigt, gibt mir bekannt, wann ich bremsen muss oder wie nah ich an ein Hindernis herankomme beim Parkieren.

Computer erledigt Routinearbeiten

Daheim angekommen, erkennt mein Garagentor das Auto und gibt den Weg sogleich frei. Ich komme ins Haus, wo mich der elektronische Briefkasten mit einem akustischen Signal erwartet – zwei Meldungen vom Türklingel-Beantworter, ein Telefon, ein Fax und drei E-Mails. Ich ziehe die Jacke mit Kopfhörer und Mikrofon im Kragen aus und höre sie mir an.

Meine Frau ist mit dem neuen Sport-BH mit integriertem Pulsmesser am Joggen. Ich schenke mir ein Bier ein, trinke es in einem Zug leer, und das Glas gibt mir sogleich bekannt, dass es keinen Inhalt mehr hat. Also noch eins. Oha, das letzte aus dem Kühlschrank. Aber kein Problem. Nicht nur ich, sondern auch der Kühlschrank hat «gemerkt», dass etwas fehlt, und er ist daran, dem Grossverteiler zu melden, er solle Bier liefern. Dafür brauchts nur den Strichcode und ab geht die Bestellung. Morgen wird dann das Ganze geliefert – in einer Art gekühltem Briefkasten.
Der Rasen ist gewachsen. Auf Knopfdruck geht der Befehl an den Rasenmäher, mit seiner Arbeit loszulegen. Auch der Staubsauger könnte wieder mal wirken. Schnell ein Rezept übers Internet – wie in allen anderen Zimmern – auf den Bildschirm in der Küche, und dann könnte ich meine Frau mit Selbstgekochtem überraschen. Gute Dienste leistet da der Steamer – undsoweiterundsofort. Dass die Badewanne sich selbst füllt und die richtige Temperatur haben wird, ist da nur noch die schönste Nebensache der Welt.

Alles, was nützlich sein könnte

Reines Wunschdenken aus meiner Sicht, aber all dies ist heute bereits auf dem Markt. Im Kanton Zug wurde ein Haus total verkabelt, um einen solchen Alltag zu testen (www.futurelife.ch). «Es kann von alltäglichen Routinearbeiten entlasten», heisst es in der Studie «Unser Alltag im Netz der schlauen Gegenstände». Die TA-Swiss (s. Kasten) hat die Studie in Auftrag gegeben, um mehr über die Chancen und Gefahren dieser neuen Entwicklungen zu erfahren. Erarbeitet wurde sie schliesslich unter der Leitung der Eidgenössischen Materialprüfungs- und Forschungsanstalt Empa in St. Gallen.

Diese brandaktuelle Bestandesaufnahme zeigt auch, in welche Richtung Produkteplaner mithilfe von Kleinstcomputern gehen. Um Autos sind virtuelle Sicherheitsgürtel geplant, um Zusammenstösse zu vermeiden. «Intelligente Wandfarben» verändern das Raumklima direkt bei Bedarf, «Smart Label» machen die Kasse im Supermarkt überflüssig: Alles in der Tasche wird automatisch registriert und der Betrag von der Kreditkarte abgezogen. Güter werden automatisch identifiziert und sortiert, Schuhe werden mit Akku und Ortungssystem ausgestattet und Kleidung wird umgebungsabhängig.

In kaum einem Anwendungsbereich zeichnet sich die Zweischneidigkeit der «schlauen Gegenstände» schärfer ab als im Gesundheitswesen, heisst es in der Studie der Empa. «Auf der einen Seite argwöhnen Gegner des , die Gesundheit der Menschen drohe Schaden zu nehmen. Auf der anderen Seite können gerade Kranke von den neuen Technologieanwendungen profitieren.»

Barbie soll Kleider nicht selbst kaufen

In der Chirurgie könnten bald Operationen durch einen winzigen Schnitt ferngesteuert durchgeführt werden, Bilder und Erstdiagnosen könnten nach Unfällen von Ambulanzen auf Notfallstationen vorausgeliefert werden, und auch für die persönliche Gesundheitsüberwachung gäbe es handliche Geräte, z. B. für Diabetiker, Herzkranke oder Asthmatiker. «In jedem Fall wird es darum gehen abzuklären, ob der Gewinn an Lebensqualität für die Kranken allfällige Risiken der neuartigen Behandlungskosten aufzuwiegen vermag», schliesst die Studie, die unter der Leitung von Lorenz Hilty, Empa-Professor für nachhaltige Informationstechnologie, durchgeführt wurde.

Sie zeigt auch auf, dass für Mensch und Umwelt gewisse Risiken existieren. Nebenwirkungen sind nicht auszuschliessen und Schuldige bei Fehlern und Schäden nur schwierig auszumachen. Dahinter stecken auch ethische Überlegungen. Lorenz Hilty nennt ein Beispiel: «Die Barbiepuppe soll bald übers Internet selbst Kleider einkaufen können. Aber ich hoffe bei solchen Dingen noch auf die Eigenverantwortung der Leute.» Da ist es doch noch gut, dass Ideen für elektronische Gedächtniserweiterungen, Irisdiagnosen im Kosmetikspiegel oder automatische Stuhlgang-Analyse im WC (vorerst?) wieder gestrichen wurden.
«Ins Bewusstsein der Leute bringen»

Professor Lorenz Hilty von der Eidgenössischen Materialprüfungs- und Forschungsanstalt in
St. Gallen hat mit seinem Team die TA-Swiss-Studie erarbeitet. Er fordert nun eine breite Auseinandersetzung mit dem Thema.

Mit LORENZ HILTY sprach
CHRISTIAN SCHMUTZ

Was sind die Chancen der «schlauen Gegenstände»?

Sie bieten viele Anwendungsmöglichkeiten, die den Menschen Unabhängigkeit bieten. Zum Beispiel im medizinischen Bereich kann es Leben retten, wenn ein mitgetragener Sender bei einem Unfall automatisch Hilfe holt. Auch in der Unterhaltungsindustrie oder im Alltag kann die Entwicklung nützlich sein.

Und die Gefahren?

Die Undurchschaubarkeit und die Verletzlichkeit. Wir sind schon heute schleichend abhängig von der drahtlosen Technologie. Man verlässt sich darauf, obwohl sie relativ anfällig ist. Es gibt Schäden, deren Ursachen kaum mehr durchschaubar sind. Diese liegen vielleicht am anderen Ende der Welt. Und schliesslich gibt es auch Gefahren für die Umwelt. Den Leuten ist nicht mehr bewusst, dass sehr kleine Computer in jedem «schlauen Gegenstand» drin sind. Diese sind nur schwer zu trennen und sachgerecht zu entsorgen.

Wie steht es mit der zusätzlichen Strahlung und Energie?

Es ist nicht bewiesen, dass nicht-ionisierende Strahlen mit niedrigen Senderleistungen negativen Einfluss auf die Menschen haben. Aber auch Langzeitfolgen sind nicht auszuschliessen. Gerade bei Kindern und nah am Körper getragenen «schlauen Gegenständen» muss man deshalb aufpassen.

In moderner Zeit ist ein Stromausfall immer möglich. Eine stets unterbrechungsfreie Stromversorgung würde den Stromverbrauch stark vergrössern. Es ist zwar technisch möglich, den Verbrauch zu reduzieren, dafür braucht es aber Anreize für die Entwickler. All diesen Gefahren müssen wir uns bewusst werden und vorbeugen, bevor es Schäden gibt.

Muss der Produkt-Entwickler möglichen Schäden vorbeugen?

Die Entwickler haben andere Aufgaben, als sich über die Risiken Gedanken zu machen. Wir müssen stattdessen die Thematik in einem breiten gesellschaftlichen Diskurs

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