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Der lange Weg von Verdingkind Alice zu einem glücklichen Leben

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Das ist ein bezahlter Beitrag mit kommerziellem Charakter. Text und Bild wurden von der Firma Muster AG aus Musterwil zur Verfügung gestellt oder im Auftrag der Muster AG erstellt.

Autor: Giovanna Riolo

Baselland 1917: Bereits mit vier Jahren wird das körperlich leicht behinderte Mädchen von den Behörden in einer fremden Familie platziert, wo sie wohlwollende Aufnahme findet. Doch das Glück währt nur kurz, und das Kind wird zu einer Bauernfamilie geschickt, wo es hart arbeiten muss. Fortan kämpft sich Alice durch ein Leben, das geprägt ist von Arbeit, Ausbeutung und Lieblosigkeit. Immer wieder versucht das Mädchen, aus den verschiedenen Pflegefamilien auszubrechen. Seltene Glücksmomente erlebt es, als es seine Mutter und deren Familie kennenlernt und sie ab und zu besuchen darf.

Alice erhält späte Hilfe

In Jugendjahren spürt Alice in Zürich ihren leiblichen Vater auf, der jedoch von seiner 16-jährigen Tochter nichts wissen will. Wiederum wird das Fürsorgeamt eingeschaltet, und endlich erhält die junge Frau Unterstützung von einer ihr wohlgesinnte Sozialarbeiterin. Diese hält von nun an eine schützende Hand über sie und hilft ihr immer wieder aus Schwierigkeiten, vermittelt Arbeitsstellen und erfüllt ihr den lang gehegten Wunsch, Musikstunden zu nehmen. Die junge Frau blüht auf und nimmt nach der Volljährigkeit ihr Leben selber in die Hand.

Die Musik als ständige Begleiterin

Ueli, den sie Anfang der 30er-Jahre kennenlernt, hat ebenfalls keine Ausbildung, und nach der Heirat geht das Abrackern für Alice weiter. Mit drei kleinen Kindern und einem arbeitsscheuen Mann bleibt ihr nicht viel anderes übrig. Dennoch ist sie mit ihrem Schicksal zufrieden, hat Freude an den heranwachsenden Buben und ist immer äusserst erfinderisch, wenn es ums Geldverdienen geht.

Eine wichtige Stütze ist ihr jedoch all die Jahre hindurch das Singen und Musizieren. Seit längerem nimmt sie Flötenstunden und unterrichtet selber Kinder. Der krönende Höhepunkt ihres Lebens ist das Diplom zur Flötistin mit Lehrabschluss, das sie mit über sechzig erwirbt. Bis ins hohe Alter spielt sie ihre geliebten Flöten und überträgt in all den Jahren vielen Kindern ihre Freude an der Musik.

Recherchen in den Archiven

Erica Brühlmann-Jecklin stellt mit dieser Erzählung ein eindrückliches Stück Schweizer Geschichte zum Thema «Verdingkinder» vor. Sie liess sich von der Protagonistin – die heute als 99-Jährige in einem Altersheim lebt – ihr Leben erzählen, recherchierte in den Archiven und skizziert mit diesem Buch in schnörkelloser Sprache das Porträt eines harten Frauenlebens im letzten Jahrhundert. Leicht nachvollziehbar zeigt sie auf, dass auch ein Leben mit schwierigen Vorzeichen reich und sinnvoll gestaltet werden kann. Dies ist eines der wenigen Bücher über Verdingkinder, das nicht rührselig daherkommt und dennoch oder gerade deshalb tief beeindruckt.

Erica Brühlmann-Jecklin: «Alice singt. Die Geschichte eines Verdingkindes». Mit Liedern zum Buch. Oberhofen/BE 2012: Zytglogge

Giovanna Riolo ist Leiterin der Deutschen Bibliothek Freiburg.

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