Untertitel: Josef Thossy hat seinen Sägereibetrieb in Liebistorf endgültig eingestellt
Autor: Von PATRICK HIRSCHI
Ein Riesenauftrag ist es nicht. Gerade mal drei Baumstämme liefert Landwirt Paul Rotzetter aus Grossguschelmut am Freitagvormittag in die Sägerei. Zwei werden zu Brettern verarbeitet, aus dem dritten werden Kanthölzer geschnitten.
Der Kunde packt mit an
und spart Geld
«Hier war es für mich stets am günstigsten», erzählt Rotzetter. Voraussetzung für den guten Preis war stets, dass der Kunde beim Zuschneiden selber mithalf. «Aus gesundheitlichen Gründen darf ich nichts Schweres mehr heben», erklärt Josef «Josi» Thossy. Seit ihn ab Mitte der Neunzigerjahre Rückenprobleme plagten, führte er nur noch gelegentlich Aufträge für Kunden aus. Somit wurde die Arbeit in der Sägerei für ihn zum Nebenerwerb.
Seit 1956 hatte er zusammen mit seinem Vater Josef senior einen zwölfköpfigen Schreinereibetrieb geführt. Nach einem grossen Brand im Jahr 1976 übernahm der gelernte Zimmermann das Geschäft alleine, beschränkte sich aber auf die Sägerei sowie kleinere Schreinerarbeiten. Mittlerweile ist auch Josef junior pensioniert.
Sägemaschine hat 53 Jahre lang
einwandfrei funktioniert
Das Herzstück der Sägereiwerkstatt ist die so genannte Vollgatter-Säge. Diese elektrisch betriebene Maschine stammt aus dem Jahr 1950. Gebaut wurde sie von der Firma Bochud in Bulle, die mittlerweile nicht mehr existiert. Sie verarbeitet einen Baumstamm wahlweise zu Brettern oder Kanthölzern.
«Diese Maschine ist immer wunderbar gelaufen», sagt Josef Thossy. Und bis zum Brand war sie täglich im Einsatz. Natürlich sei man mit ihr auf dem Holzmarkt heutzutage nicht mehr konkurrenzfähig. «Die heutigen Maschinen sind vollautomatisch und computergesteuert, aber das Grundprinzip ist immer noch dasselbe.»
Nun möchte Thossy die alte Maschine loswerden. «Ich habe schon versucht, sie zu verschenken. Aber bisher hat niemand Interesse gezeigt.»
An die Werkstatt ist ein Zweifamilienhaus angebaut, in dem die beiden Töchter von Josef Thossy wohnen. Er selber hat sich in einem Studio im Erdgeschoss eingemietet. Von den Kindern wollte niemand die Sägerei weiterführen. Jetzt soll die Werkstatt zu privaten Wohnräumen umgebaut werden.
Thossys Blick wird etwas schwermütig, wenn er von der Sägerei erzählt. Auch Paul Rotzetter, sein letzter Kunde, findet es schade, dass die Sägerei schliesst. «Es war ein traditionsreicher Betrieb für die Region.» Er werde sein Holz von nun an halt in die Sägewerke nach Gurmels bringen. Völlig wird Josef Thossy aber die Finger vom Holz trotzdem noch nicht lassen. In einer etwas kleineren Werkstatt im Wohnhaus stellt er Treppen her und widmet sich weiterhin kleineren Schreinereiarbeiten.