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«Der letzte Schritt zur Integration»

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Autor: URS HAENNI

«Ich entschuldige mich für meine Aussprache einiger Ihrer Namen. Aber wenn alle sich erhoben haben, so ist das ein Zeichen, dass man mich verstanden hat», sagte Staatsrat Pascal Corminboeuf am Mittwoch vor rund 133 eben eingebürgerten Schweizerinnen und Schweizern in Bulle.

Seit Ende 2009 lädt der Kanton Freiburg dreimal im Jahr die Kandidaten für die Staatsbürgerschaft ein, um ihnen in einer feierlichen Zeremonie das Bürgerrecht zu verleihen. Der Anlass findet im Turnus in jedem Bezirk statt; am Mittwoch war als letzter der Greyerzbezirk an der Reihe. Staatsrat Corminboeuf las jeden der 133 Namen einzeln vor, die Personen erhoben sich zum feierlichen Versprechen, die Freiburger und die Schweizer Verfassung zu achten und der neuen Heimat würdig zu dienen, und sie sagten: «Ich verpflichte mich.»

Schlosser und Dekan

Einige Namen las Corminboeuf problemlos herunter, weil er sie bereits kannte. Etwa zwei Dekane der Universität Freiburg. Bei anderen hatte er etwas mehr Mühe, etwa wenn die Eingebürgerten aus Polen, Malaysia oder Madagaskar stammten. Andere Male habe er zuvor noch üben können, dieses Mal habe er die Liste erst vor der Zeremonie erhalten, sagte Corminboeuf nachher. Zum Namen verlas er auch den jeweiligen Beruf. War früher einmal ein Person ohne Beschäftigung dabei, so erwähnte der Staatsrat das jeweils nicht. Dieses Mal war dies aber nicht nötig. Die neuen Schweizer sind Schlosser, Metallbauer, Student, Ärztin, Pflegehelferin, Gemeindepolizist, Logistik-Lehrling, Bodenbelagstechniker, Informatiker, Pfarrer, Ingenieur für erneuerbare Energien oder Netzwerkspezialist.

In Begleitung des Weibels richtete sich Staatsrat Claude Lässer an die neuen Eidgenossen. Er wies auf die verschiedenen Herkunftsländer und die verschiedenen Gründe für die Migration hin. «Die Integration war ein langer und nicht einfacher Prozess, aber dieser Schritt der Einbürgerung ist der letzte Schritt dazu», so Lässer. Er lobte die Beharrlichkeit der Bewerber, ihre Bereitschaft, eine neue Sprache zu lernen und so eine neue Kultur anzunehmen. Gleichzeitig sagte er, man verlange nicht, dass die alten Wurzeln aufgegeben, sondern das neue Wurzeln geschlagen werden.

Die neuen Schweizer quittierten ihre Einbürgerung mit lang anhaltendem Applaus und vereinzelte auch mit Jubelrufen. Mit vielen Fotoapparaten und Filmkameras hielten sie den für sie wichtigen Schritt fest. Und wer die Bilder zuhause nochmals anschaut, wird feststellen, dass die Freiburger Fahne über der Bühne falsch aufgehängt war.

Der Kanton Freiburg organisiert seit 2009 die Einbürgerung als feierlichen Akt.Bild Vincent Murith

Grosser Rat:Kommission mit viel Arbeit

Wenn der Grosse Rat in seiner neuen Zusammensetzung die Kommissionen neu bestellt, dann müssen vor allem in einer die Mitglieder viel Zeit mitbringen: der Einbürgerungskommission. «Wir kommen fast jeden Donnerstag zusammen, ausser während der Sessionen», sagt SVP-Grossrat Gilles Schorderet. Er war eine Legislatur Mitglied der Kommission und hat sie zuletzt präsidiert.

Alle im Kanton Freiburg eingebürgerten Personen werden von dieser Kommission geprüft. Als Präsident hat Schorderet jeweils die Dossiers mit dem Amt für Einbürgerungen vorbereitet; jedes Mitglied präsentiert dann bei den Sitzungen einzelne Dossiers den Kollegen. Schliesslich müssen sich die Kandidaten vor der Kommission präsentieren. «Acht Dossiers pro Morgen, 20 Minuten pro Dossier», so Schorderet. «Erst begrüssen wir die Personen, dann äussern sie sich, und schliesslich befragen wir sie etwa über die Freiburger Institutionen.»

Rund 1300 Dossiers habe die Kommission in der letzten Legislatur behandelt, so Schorderet. Etwa 15 Prozent erhielten keinen positiven Vorschlag. Schorderet betont, dass es sich nur um einen Vorschlag handelt; den definitiven Entscheid fällt der Grosse Rat.

Diesen Herbst musste der Präsident im Parlament einmal auf den Tisch hauen und feststellen, dass einzelne Gemeinden als erste Instanz ihre Hausaufgaben nicht machten. «Wir mussten eine Person beurteilen, die nach 26 Jahren in der Schweiz keine Landessprache sprach und keine unserer Fragen verstand.» Daraufhin hat die Kommission bei der entsprechenden Gemeinde interveniert, und es wurde besser. uh

Einbürgerung: Ein historischer Führer als Geschenk für die neuen Bürger

Der Kanton Freiburg hat am Mittwoch den neu eingebürgerten Eidgenossen ein Geschenk gemacht, das kein gebürtiger Schweizer erhält: einen historischen Führer über den Kanton Freiburg und die Schweiz.

Das 216 Seiten dicke Buch ist aus einer Initiative des Amtes für Einbürgerungen entstanden. «Wir wollten jenen etwas geben, die einen Effort machen, um sich zu integrieren», sagte Staatsrat Pascal Corminboeuf bei der Präsentation der Publikation. Wie er erwähnte, ist es nicht vorgesehen, das Buch zu verkaufen. In der ersten Auflage wurden 4000 Exemplare gedruckt, und bei 400 bis 500 Einbürgerungen pro Jahr dürfte der Bestand etwa zehn Jahre reichen. Es könne aber gut sein, dass plötzlich das Bedürfnis aufkomme, den Führer auch an Jungbürger zu verteilen, so Corminboeuf.

Geschrieben hat das Buch der Historiker Alain-Jacques Czouz-Tornare, illustriert wurde es vom Künstler Ludo Hartmann. Für die deutsche Bearbeitung war Hubertus von Gemmingen zuständig. Alle drei haben übrigens ausländische Wurzeln, von Polen über Deutschland und Frankreich bis nach Amerika.

Mit den Migranten als Publikum im Kopf hat der Autor bewusst der Migration als einem Teil der Freiburger und der Schweizer Geschichte einen wichtigen Platz eingeräumt – etwa mit der Auswanderung nach Nova Friburgo.

«Es ist zum Teil eine Zusammenfassung der Schweizer Geschichte, zum Teil ein Kondensat der Freiburger Geschichte, und zum Teil auch Neues, das man nirgends sonst findet», so Tornare. Die Illustrationen geben dem Buch eine Einheit, sie illustrieren aber auch Ereignisse, die bildlich nirgends festgehalten sind, etwa den Bau der Kathedrale.

Pascal Corminboeuf gefällt, dass er Dinge findet, die er in Geschichtsbüchern vermisst hat, etwa Figuren wie Jean Tinguely oder Jo Siffert.uh

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