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«Der Mensch zählt, nicht die Krankheit»

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Das ist ein bezahlter Beitrag mit kommerziellem Charakter. Text und Bild wurden von der Firma Muster AG aus Musterwil zur Verfügung gestellt oder im Auftrag der Muster AG erstellt.

«Der Mensch zählt, nicht die Krankheit»

Autor: Marjolein Bieri

Herr K. sitzt mit drei weiteren Besuchern und drei Betreuern am langen hölzernen Esstisch. Er lacht stolz, denn er hat beim Allgemeinwissensquiz gerade einen Punkt geholt. Er konnte sich nämlich an den Liedtext der «Marseillaise» erinnern.

«Die Besucher freuen sich, wenn sie merken, dass sie noch etwas wissen. Und sie wissen erstaunlich viel!», sagt Solange Risse, Direktorin der Tagesstätte und Gründungsmitglied der Stiftung «Familie im Garten». Neben dem Quiz findet man auch das Memory-Spiel und Jasskarten, aber auch Boccia-Kugeln für draussen und unzählige Spiele mehr, aus welchen die Besucher nach Lust und Laune auswählen können.

Licht, Platz und Übersicht

Der Saal ist das Herzstück der Tagesstätte. Hier wird beim traditionellen Morgenkaffee zusammen geschwatzt und gelacht. Hier wird gegessen, gespielt und gebastelt. Wer müde wird, kann sich auch in einem der Liegesessel etwas ausruhen. Auch musiziert und gesungen wird hier oft am Piano in der Ecke.

Die Zentralisierung in einem grossen Raum hat seinen Grund: «Die Leute wollen nicht mehr alleine sein», so Risse. Wenn sie sich plötzlich in einem geschlossenen Raum ganz alleine wiederfänden und nicht mehr wüssten, wie sie dahin gelangt und wo sie seien, bekämen sie Angst. Deshalb sind die Wände zur Küche oder zum angrenzenden Fernsehraum auch verglast. So wissen die Besucher stets, wo sie sind.

Ein grosses Fenster über die gesamte Länge des Saales gibt den Blick frei in den grünen Garten. Die Räume sind lichtdurchflutet und es gibt reichlich Platz: Ideale Verhältnisse für Alzheimerkranke.

Ruheoase

Auch der Garten ums Haus ist genau auf die Bedürfnisse der Betreuten abgestimmt. Zahlreiche Obstbäume spenden erholsamen Schatten. Die Äpfel, Birnen, Quitten, Kirschen oder die Holunderbeeren werden genutzt, um gemeinsam Konfitüre oder Sirup herzustellen. «Der gesamte Prozess, vom Pflücken über das Schälen und Schneiden bis hin zum Kochen und Verpacken, zeigt den Menschen, zu wie viel sie noch fähig sind», erklärt Risse.

Wer einen grünen Daumen hat, dürfe auch gerne im Gemüsegarten mitarbeiten, meint Risse. Hier dürfe jeder machen, auf was er gerade Lust habe. Es gebe keinen Zwang. Spass und Erholung seien das Programm.

Visualisierung statt Worte

Die Blumenwiese auf der anderen Seite des Hauses ist dazu da, Entspannung und Ruhe zu spenden. Die wilden Blumen und hohen Gräser verbreiten einen angenehmen Duft. Ein gemähter Pfad lädt zum Spazieren ein. «Wir animieren die Besucher auf visuellen Wegen und nicht durch Worte. Denn die Krankheit bewirkt, dass die Bedeutung vieler Worte vergessen wird.»

Optimale Betreuung

Jedes Detail in und ums Haus ist speziell auf die Personen mit der schweren Krankheit ausgerichtet. Es scheint, als werde jeder Besucher persönlich abgeholt.

Hier darf er Dinge wieder ausprobieren und neue Fähigkeiten entdecken. Was zu Hause nicht mehr geklappt hat, kann hier dank der ständigen Begleitung nochmals versucht werden. «Es kann sein, dass jemand zu Hause beim Kochen vergessen hat, die Herdplatte auszumachen. Oder das Bügeleisen auf einem Kleidungsstück hat liegen lassen. Was zu Hause zu gefährlich wäre, ist hier mit Hilfe der Betreuer wieder möglich», so die Direktorin. Jeder Mensch reagiere als Individuum anders auf die Krankheit. «Deshalb sehen wir jeden Menschen einzeln als Person – und nicht seine Krankheit. Denn unser Instrument ist die Beziehung, nicht in erster Linie die Medizin.»

Durch die Aktivierung und die Gesellschaft anderer gewinnen die Menschen wieder Selbstvertrauen und Lebensfreude.

Hilfe für Familie

Neben der Begleitung der Erkrankten stehe auch die Unterstützung und Entlastung der Angehörigen im Mittelpunkt der Vereinsziele, erzählt die Direktorin. Die Tagesstätte biete eine Alternative zum Heimeintritt, der ansonsten für viele Familien oftmals die einzige Lösung sei.

«Vor allem für die Lebenspartner der Erkrankten ist es enorm wichtig, dass sie einmal zur Ruhe kommen, ihr eigenes Leben geniessen, entspannen und wieder soziale Kontakte pflegen können», so Risse.

Selbst erlebt

Wie schwierig die Situation für die Angehörigen ist, hat Solange Risse am eigenen Leib erfahren müssen. Durch ihren Vater, der an der Krankheit litt, erfuhr sie alle Probleme, Sorgen und Ängste am eigenen Leib.

Die Krankheit Alzheimer beschäftigte sie auch über den Tod ihres Vaters hinaus. Zufällig sah sie im Fernsehen eine Sendung über eine Tagesstätte für Alzheimererkrankte. Sofort wusste sie, dass sie auch für den Kanton Freiburg ein solches Angebot schaffen wollte.

Mit Hilfe von Freunden und der Familie machte sie sich daran, den ambitiösen Plan in die Tat umzusetzen. Sie gründete 2002 die Stiftung, kaufte die ehemalige Käserei in Römerswil in der Gemeinde St. Ursen und liess sie renovieren.

Das Projekt konnte dank der ideellen und tatkräftigen Unterstützung vieler Personen sowie finanzieller Unterstützung der Loterie Romande, der kantonalen Behörden, Vereinigungen und Stiftungen, Unternehmungen der Baubranche, Gemeinden und vieler Privatpersonen schliesslich realisiert werden.

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