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Der Politpirat mit der ruhigen Stimme

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Der Politpirat mit der ruhigen Stimme

Autor: Fahrettin Calislar

So stellt man sich einen Piratenkapitän nicht vor: kein wallender Bart, sondern glatt rasiert, keine bunten Fetzen, sondern sportlich-elegant, und verbales Florett statt brutaler Zweihänder. Charly Pache, er wird dieses Jahr 37, ist ein zurückhaltender, asketisch wirkender Mann mit leiser Stimme. Seit etwas über einem Jahr führt er die junge Sektion der Piratenpartei, eine Bewegung, die den Zeitgeist in der Politik widerspiegelt (Kasten rechts): grünes Gewissen, ultraliberale Einstellung und soziales Bekenntnis sind die Bestandteile dieser Mischung.

Der gebürtige Aargauer ist im Greyerzbezirk aufgewachsen. Er hat schon viel von der Welt – oder zumindest von der Schweiz – gesehen: Er wohnte und lebte unter anderem im Wallis, in der Waadt, in Basel, Neuenburg und Südfrankreich. Er hat eine Ausbildung als Wirtschaftsinformatiker abgeschlossen und ist heute sein eigener Chef, also freier Unternehmer. Das heisst für ihn: Er hat immer seinen Laptop mit dabei. Und sein Arbeitsplatz ist immer dort, wo er gerade ist. Zum Beispiel im Café Le Mondial neben der Universität Miséricorde.

Arbeit mit Menschen

«Als Selbständiger arbeite ich viel online und am liebsten in Cafés und an öffentlichen Orten», sagt er. So könne er gewissermassen Arbeit und Vergnügen miteinander verbinden. «Da ich aufgeschlossen und neugierig bin, treffe ich in diesem Umfeld ständig neue Leute, starte Gespräche, lese Zeitungen und geniesse so das Leben.» Und niemand schreibt ihm vor, was er zu tun und zu lassen hat – zumindest bis zur Schliessung seines «Arbeitsplatzes».

Pache stieg ursprünglich bei den Grünliberalen in die Politik ein und ist nur wenige Monate darauf auf das Piratenschiff aufgesprungen. Die junge Partei war im Kanton Freiburg gerade erst gegründet worden, seit nun genau einem Monat ist Pache Präsident der Gruppierung. In dieser Funktion kommt ihm seine Zweisprachigkeit sehr entgegen.

Seine politische Wendigkeit sei ein Teil von ihm, sagt er. Er hatte sofort nach seinem Beitritt bei den Grünliberalen verschiedene Parteiämter übernommen. «Ich bin Idealist und wollte auf beiden Seiten aktiv sein.» Daran stiessen sich seine früheren Parteikollegen. Den Ausschlag gab seine Kandidatur für den Nationalrat – für die Piraten. Die Grünliberalen wollten ihn nicht unterstützen. Sie hätten ihn vor die Wahl gestellt, und er habe sich für die Piraten entschieden. «Sie sind jung, Idealisten wie ich und haben Energie. Sie kämpfen für eine gute Sache.» Die Grünliberalen hätten mehr Erfahrung und seien älter. «Und sie stehen politisch weiter rechts.»

Aussenseiter von Beginn an

Ungehalten und überrascht ist Pache über das schwache Echo seiner Kandidatur in der Öffentlichkeit. Es bestätige, was er schon länger gedacht habe: Dass die «classe politique» ein geschlossener Zirkel sei, der für neue politische Bewegungen nicht zugänglich ist. Er weiss, dass er gegen zwei politische Schwergewichte antritt und als Aussenseiter gilt. Aber dass er kaum für Medienauftritte und Podiumsdiskussionen angefragt wird, wurmt ihn. «Man wird ignoriert. Denn es ist für uns schon schwierig genug, wir haben für die Kampagne weniger Leute und Mittel als die grossen Parteien.»

Dossier Ständeratswahlen auf www.freiburger-nachrichten.ch.

«Ich hoffe auf 15 Prozent der Stimmen»

Bei der Lancierung Ihrer Kampagne umschrieb ein Parteikollege die Ideologie Ihrer Partei als «Minarchismus». Was ist das?

Der Staat muss möglichst klein sein und dem Bürger möglichst viel Freiheit lassen. Wir dürfen der Gesellschaft und den Menschen nicht immer mehr Grenzen setzen. Denn das widerspricht ihrem Wunsch nach Glück und Erfüllung. Sie stehen unter Druck, weil jeder weiss, dass er bestraft wird, wenn er einen Schritt zu weit macht. Wir leben in einer Gesellschaft, die zu viele Regeln für jeden hat.

Widersprechen Sie sich nicht mit Ihren Anliegen?

Nein, denn wir verlangen zugleich von jedem, dass er sich menschlich verhält und sein Gegenüber respektiert. Wir werden auch für den Schutz der Schwächeren, für die Gerechtigkeit und gegen das Unrecht kämpfen. Wenn jemand wirklich Not leidet, dürfen wir ihn nicht im Stich lassen. Wir finden aber, dass der Staat sich so wenig wie möglich einmischen sollte. Wir müssen wieder interaktiver sein. Wir brauchen neue Ideen. Es gibt schon viele interessante Projekte zur Nachbarschaftshilfe und Vernetzung auf lokaler Ebene.

Welche politischen Ziele würden Sie anstreben, wenn Sie gewählt würden?

Ich würde in erster Linie gegen Lobbyisten der Wirtschaft und der Finanzindustrie kämpfen. Sie vertreten nicht die Interessen der Bürger, sondern ihre eigenen. Ich finde aber, das sich Politiker in erster Linie für die Interessen der Bürger einsetzen müssten.

Wenn Sie gewählt würden, wären Sie der einzige Vertreter der Piratenpartei in der Schweiz. Welcher Fraktion im Bundesparlament würden Sie dann beitreten?

Es gibt die Möglichkeit, dass wir uns den Parteien und Fraktionen der Mitte anschliessen, also der CVP oder den Grünliberalen. Oder auch mit den Grünen oder der SP. Vorausgesetzt, dass sie mit uns zusammenarbeiten wollen. Ich fühle mich den Positionen der Grünen nahe. Dieses Thema muss offenbleiben, wir müssen darüber sprechen.

Anders gefragt: Gibt es Parteien, bei denen es überhaupt nicht geigen würde?

Ich hätte persönlich grosse Mühe, der SVP-Fraktion beizutreten. Weil diese Partei die Angst in der Bevölkerung schüren möchte. Diese Art, Politik zu machen, finde ich nicht gut. Dies, obschon wir ihnen in einzelnen Punkten durchaus politisch nahe stehen.

Der Ständerat ist für alle da. Die Piratenpartei gilt aber vor allem als Partei der Jungen. Haben Sie auch Ideen für die Alten?

Wir konzentrieren uns politisch eher auf neue Technologien, auf ihre Probleme und Vorteile. Damit richten wir uns eher an eine neue Generation. Aber wir beschäftigen uns auch mit anderen Themen. Wir wollen beispielsweise in der Wirtschaftspolitik das Mentoring vorantreiben, ältere Menschen sollen ihre Berufserfahrungen den jüngeren vermitteln.

Sie argumentieren, dass Sie die jungen Menschen im Ständerat vertreten wollen. Christian Levrat ist aber auch nur fünf Jahre älter als Sie …

Wenn er gewählt wird, rutscht eine Person im Nationalrat nach, die vom Alter her meine Mutter sein könnte. Wenn ich gewählt werde, dann bleibt Levrat im Nationalrat, und der Altersschnitt im Ständerat sinkt oder bleibt gleich.

Ihre Partei will dieses Jahr in den Ständerat und bei den Wahlen 2015 in den Nationalrat. Wie gross schätzen Sie Ihre Wahlchancen ein?

Für dieses Jahr wird es schwierig sein. Ich hoffe, dass wir bis 15 Prozent der Stimmen erreichen. Wir werden alles machen, um unsere Leute mobilisieren zu können. Bis 2015 wollen wir die viertgrösste Partei im Kanton sein. Bis dann haben wir genug Zeit, ihnen unsere Ideen und Ziele zu erklären. Aber es gibt noch viel zu tun.fca

Zur Person

Charly Pache, Piratenpartei

Charly Pache wohnt in Châtel-St-Denis, geboren ist er 1976 in Baden AG und aufgewachsen im Greyerzbezirk. Er ist selbständiger Unternehmer und tätig im Bereich der Innovation und der Entwicklung von Unternehmen. Auf seiner Visitenkarte steht sein Motto: «Your creative assistant. I’m here to help you.» fca

Charly Pache arbeitet gerne für sich in Restaurants und Cafés, aber er nutzt die Gelegenheit auch, um Kontakte zu knüpfen.Bild Aldo Ellena

Charly Pache.Bild Vincent Murith

Freiburgs Piraten:Ihr Schiff stach 2011 in See

Die Piratenpartei entstand in Schweden aus dem Missmut von jungen Internetnutzern nach einem Prozess. Es ging um einen Internet-Tauschdienst namens Pirate Bay. Deren Besitzer wurden der Urheberrechtsverletzung beschuldigt und bestraft. Viele vor allem junge Bürger fanden die Strafen zu hart und gründeten eine neue Partei.

«Freiheitlich, aber mit einer linken Tendenz», umschreiben sich die Mitglieder der 2011 gegründeten Freiburger Piratenpartei. Freiheitsrechte, kulturelle Öffnung, soziale Gesinnung und Selbstbestimmung sind die Bestandteile ihrer Politik. Ihre zentralen Forderungen sind: ein neues System der Parteienfinanzierung, das kleine Parteien unterstützt, den aktiven Einbezug der jungen Generation in die Politik und die Aufnahme von Themen aus dem Bereich der Digitalgesellschaft auf die politische Agenda.fca

Kurz und bündig:Kampfjets haben keine Priorität

Ständeratskandidat Charly Pache zu drei aktuellen Fragen.

Wie stehen Sie zum

geplanten Kampfjet-Kauf?

Sie sind teuer und sollten nicht prioritär sein, wenn anderswo Stellen bedroht sind. Die einzigen Flugzeuge, die bisher illegal unser Land überflogen, waren jene der Alliierten im Irakkrieg. Die würden wir nie angreifen.

Was halten Sie von einer klaren Weissgeldstrategie?

Von vielen hundert Milliarden Franken Schwarzgeld werden ein bis zwei Milliarden entdeckt. Es gibt noch viel zu tun, wenn die Schweiz wirklich sauber sein will.

Wie sieht für Sie die Energiepolitik der Zukunft aus?

Energie muss lokal produziert und konsumiert werden. Wir müssen am selben Ort arbeiten, wo wir wohnen. Wir müssen Energie sparen, neue Technologien entwickeln und Innovation fördern.fca

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