«1989 kam ich in die Schweiz. Aufgewachsen bin ich Portugal. Jetzt wohne ich in St-Aubin, in der Nähe von Neuenburg. Erst habe ich als Holzfäller gearbeitet. 1994 habe ich mit meinen Brüdern zusammen die Ausbildung zum Mineur gemacht. Seither arbeite ich im Tunnelbau, und immer für das gleiche Unternehmen.»
«Wir arbeiten hier im dritten Tunnel-Sektor in zwei Fünfergruppen, jeweils vier Mineure mit einem Vorarbeiter. Ich bin Vorarbeiter der einen Gruppe. Es gibt zwei Schichten pro Tag. Die erste dauert von 5.30 bis 14 Uhr. Die zweite beginnt um 14 Uhr und geht bis 22.30 Uhr. Dieselben Arbeiter graben, bauen die Stahlträger ein, betonieren und treiben die Verankerungen und das Schirmgewölbe in das Gestein. Wenn wir graben, macht die Maschine die meiste Arbeit. Um die Verankerungen anzubringen, braucht es hingegen viel Handarbeit. Die innere Tunnelröhre bauen dann aber andere ein.»
«Ich habe schon auf vielen Baustellen gearbeitet. Beim Gotthardtunnel haben wir einen Stollen gegraben, damit der Aushub des Neat-Tunnels wegbefördert werden kann. Dort haben auch meine beiden Brüder und mein Onkel gearbeitet. Aber nicht in der gleichen Equipe wie ich. Familienmitglieder dürfen nicht gemeinsam in den Stollen. Denn es könnte einen schlimmen Unfall geben. Und damit nicht mehrere Arbeiter aus der gleichen Familie umkommen, dürfen Brüder nicht zusammen in einer Equipe arbeiten.»
«Den grössten Stollen haben wir aber beim Grimselstausee gegraben, 13 Kilometer lang. Damit das Wasser zurück in den See gepumpt werden kann, um wieder Strom zu produzieren. Es hat vier Jahre gedauert. Hier in Freiburg brauchen wir nur etwa acht Monate.»
«Verglichen mit anderen ist dieser Tunnel nicht so gross. Aber er ist sehr kompliziert. Andernorts haben wir meist mit einer Tunnelbohrmaschine gearbeitet. Hier ist es anders, das macht die Arbeit interessanter. Denn so, wie wir hier graben, arbeiten wir zum ersten Mal. Ich habe zwar schon einmal mit einer ähnlichen Methode gearbeitet. Aber der Stollen war weniger gross. Hier ist es wirklich heikel, aufgrund des Gesteins, vor allem aber wegen der Häuser und der Strasse an der Oberfläche. Wir müssen sehr aufpassen und langsam arbeiten. So ist bis jetzt aber alles gut gegangen.»
befragt von fa
Carlos Fernandes, Mineur, 44-jährig, aus St-Aubin.Bild fa