Aus einem Fluss sind zwei geworden: Der Biberakanal im Grossen Moos (rechts) und der überschwemmte Biberenweg entlang des Kanals. – Margrit Käch In Ried nahe des Hofladen Gutknecht hat die Feuerwehr Ried entlang der Bibera eine rund hundert Meter lange Hochwassersperre eingerichtet zum Schutz der angrenzenden Bauten und Gewächshäuser. – Margrit Käch Eine Rüeblikultur im Grossen Moos geht baden. – Margrit Käch Am Dienstagmittag ist der Murtensee auf die Gefahrenstufe zwei geklettert. Am Nachmittag vor 16 Uhr mit 430.04 Metern über Meer auf die Stufe drei. Der See stieg damit innert weniger Stunden um zwei Stufen an. – Etelka Müller Eindrückliche Wassermengen gibt es auch bei der Staumauer Schiffenensee zu sehen am Dienstagmorgen. – Urs Hänni Am Dienstagnachmittag öffnete Groupe E auch eines der oberen Abflusslöcher für die riesigen Wassermengen. – Urs Hänni
Seen und Flüsse sind teils randvoll. Der Pegel des Murtensees ist auf die Gefahrenstufe 3 angestiegen. Aus einem Biberakanal im Grossen Moos sind zwei geworden. Und es sind weitere Gewitter und Starkregen vorausgesagt.
Seit rund sechs Wochen ziehen immer wieder Unwetter über die Schweiz. Die Böden sind gesättigt, der Grundwasserstand ist hoch, und die Seen und Flüsse führen so viel Wasser wie schon lange nicht mehr. Am Dienstagmittag stieg der Wasserstand des Murtensees gemäss den Daten des Bundesamts für Umwelt (Bafu) auf 429,96 Meter über Meer an und rutschte damit in die Gefahrenstufe 2. Am Nachmittag kletterte der Pegel auf 430,05 Meter über Meer und damit auf die Stufe 3. Bis Ende Woche sind weitere Gewitter und Dauerregen vorausgesagt.
Der Murtner Hafenmeister Simon Züger bezeichnet die Situation als «sehr angespannt». Prekär sei sie aktuell jedoch nicht. «Es kann sich aber sehr rasch ändern», gibt Züger zu bedenken. «Der Pegel des Murtensees wird vom Thunersee her via Bielersee reguliert, die Auswirkungen treffen verzögert bei uns ein.» Das Einzugsgebiet des Murtensees sei 700 Quadratkilometer gross, sagt Züger. «Es ist also nicht eine lokale Angelegenheit, wie viele denken.» Als Hafenmeister mache er nun regelmässig Patrouillen und löse Schiffe, die zu eng angebunden sind.
Der Pegel der Bibera stieg wie vergangene Woche erneut bedrohlich an. Die Feuerwehr Ried rückte am Dienstag aus, um bei den Gemüseproduzenten am Biberenweg eine rund 100 Meter lange Hochwassersperre zu errichten. «Hier ist der tiefste Punkt der Bibera. Wenn sie hier über die Ufer tritt, fliesst das Wasser direkt in die anliegenden Gewächshäuser», erklärte Feuerwehrkommandant Jürg Mäder vor Ort gegenüber dem «Murtenbieter».
Ungünstige Prognose
Das Amt für Wasser und Abfall des Kantons Bern reguliert die Wasserstände des Brienzer- und des Thunersees im Oberland sowie jene des Bielersees. Zusammen mit dem Bielersee beeinflusst die zentrale Leitstelle in Bern auch die Seestände des Neuenburger- und des Murtensees. Laut einer Medienmitteilung des Kantons Bern ist die Ausgangslage für die kommenden, intensiven Niederschläge ungünstig. Der Thunersee werde die Hochwassergrenze von 558,30 Metern über Meer vermutlich in der Nacht von Dienstag auf Mittwoch überschreiten. Die Abflüsse der Aare würden in der zweiten Wochenhälfte erwartet. Die betroffenen Seen und damit auch der Murtensee erreichen ihre Höchststände laut Mitteilung gegen Ende der Woche.
Die Abflussmenge der Saane stieg am Dienstagnachmittag laut den hydrologischen Daten des Bafu in Freiburg mit über 400 Kubikmetern Wasser pro Sekunde auf die Gefahrenstufe 2 an. Die Sense hingegen blieb bei der Messstation Sensematt auf Stufe 1.
Die Polizei warnt
Die Kantonspolizei Freiburg informiert auf Anfrage, dass rund 170 Einsatzanfragen wegen Überschwemmungen, umgestürzter Bäume und Erdrutsche eingetroffen seien. Es sei keine Region besonders stark betroffen, die Ereignisse verteilten sich auf den ganzen Kanton. Die Polizei rät, sich nicht zu nahe an Bäche und Flüsse zu begeben und auf Spaziergänge im Wald zu verzichten.
Stadt Freiburg
Die Unwetter führen zu Strassensperrungen und zu einem Erdrutsch in der Stadt Freiburg
Am Dienstagmorgen hat sich an der Neustrasse in Freiburg ein Erdrutsch mit einem Baumsturz ereignet. Die Ursache davon sei das starke Unwetter der letzten Tage, vor allem der letzten Nacht. «Durch den Regen hat sich das Gelände unterhalb der Schützenmatte mit Wasser vollgesogen. Die Erde verwandelte sich in Schlamm und ist mit den Bäumen von der Böschungsoberkante bis zum Strassenrand der Neustrasse gerutscht», sagt Dario Carrea, Verantwortlicher für die Naturgefahren bei der Stadt Freiburg.
Die Neustrasse musste daher für den Verkehr und für die Fussgänger teilweise gesperrt werden und wird es bis auf weiteres bleiben, damit die umgestürzten und instabilen Bäume in der Böschung entfernt werden können. Ein Teil des Verkehrs wurde über die Alte Brunnengasse umgeleitet, was Verspätungen im öffentlichen Verkehr verursachte. Abgesehen von der Beschädigung einer Schranke, die den Fussgängerteil von der Strasse trennt, gab es keine weiteren Schäden zu vermelden, so Dario Carrea.
Am selben Morgen konnten einige Leute, wie ein Leser der «Freiburger Nachrichten», feststellen, dass die Saane über die Ufer trat. «Die starken Regenfälle, die seit mehreren Tagen ununterbrochen niedergehen, haben den Pegel der Saane gefährlich ansteigen lassen», teilt die Stadt Freiburg in einem Communiqué mit.
Deshalb und um die Sicherheit der Bevölkerung zu gewährleisten, sind mehrere Fusswege wie der Guillaume-Ritter-Weg oder der Sentier des Légendes vorübergehend gesperrt. Die Stadt empfiehlt zudem der Bevölkerung dringend, die Nähe des Flusses zu meiden, da dessen Pegel momentan sehr hoch ist.
«Glücklicherweise gibt es im Moment keine Schäden zu vermelden, aber die Kosten der Überschwemmung können erst ermittelt werden, sobald die Saane wieder zurückgeht», erklärt Dario Carrea.
Groupe E wird die Schleusen des Schiffenen-Staudamms öffnen, um den Seepegel zu senken. Auch beim Magerau-Staudamm wird es zu einem Eingriff kommen.

Chiara Bovigny
Kommentar (0)
Schreiben Sie einen Kommentar. Stornieren.
Ihre E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht. Die Pflichtfelder sind mit * markiert.