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Der Sportjournalist im Clinch

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Der Sportjournalist im Clinch

Warum man eigentlich nicht an der Fussball-EM sei, bekommt man als Lokalsportjournalist letzthin des Öftern zu hören. Ja, warum eigentlich nicht?

Die Antwort ist einfach: Als Lokalsportjournalist hat man sich auf die lokalen Geschehnisse zu konzentrieren. Abgesehen von den Kosten in Portugal – wer würde all die Freiburger Sportereignisse in die Zeitung bringen, während man an der Fussball-EM wäre?

Aber es wäre halt schon reizvoll, einmal an einem solchen Grossanlass dabei zu sein. Schon nur deswegen, weil man mal für ein paar Tage den Alltagskram hinter sich lassen könnte. Wie etwa kürzlich, als jemand ein Mail schickte und sich fürchterlich darüber ärgerte, dass die Resultate vom 100-km-Lauf von Biel fehlerhaft gewesen seien. Für jene Person spielt es verständlicherweise keine Rolle, ob man an jenem Sonntagabend gleich ein halbes Dutzend Artikel gleichzeitig recherchieren und verfassen musste.

Da wäre es an der Fussball-EM halt doch gemütlicher gewesen. So einen Artikel über Beckham, den englischen Superstar, zu schreiben. Aber es ergäben sich gewiss andere Schwierigkeiten: Mister Beckham die Gründe zu entlocken, warum er zurzeit nicht in Form sei, ausgerechnet an der EM, auf die hin er als Profi doch die Form hätte aufbauen müssen, so wie es ein 100-m-Sprinter auch tun muss, um am Tag X den Final gewinnen zu können.
Deshalb ist es vielleicht doch angenehmer, hier im Freiburgischen zu sein, so wie an jenem Mittwochabend, als man an einem Strassenlauf war, der als Teil des Freiburger Volkslaufcups eine gewisse Wichtigkeit hatte; als Journalist musste man allerdings die Ranglisten selber erstellen, weil der Veranstalter wegen vielen doppelt geführten Startnummern die Übersicht verlor.
Ein immenses Mass an Übersicht braucht ein Fussballer, der an einer Fussball-EM mithalten will. Denn das Spieltempo ist so hoch, dass sich die Konstellation in jeder Sekunde ändert. Übersicht braucht ein Lokaljournalist etwa auch an einem Schwarzsee-Schwinget, wo ja immer vier Kämpfe parallel laufen. Und die Übersicht darf man nicht verlieren, auch wenn einem der OK-Präsident kurz nach dem Schlussgang den Sieger entführt, weil er einem Radio, das nicht vor Ort war, ein Interview per Telefon geben müsse. Da stellt man sich die Frage, warum man eigentlich für diesen Schwinget zwölf Stunden persönlich auf dem Platz stand.

Da wäre wohl ein Tageseinsatz an der Fussball-EM weit einfacher gewesen. Man hätte ein Spiel angeschaut und etwa van Nistelrooy gefragt, wie er diese unheimliche Technik des Toreschiessens gelernt habe. Der würde dies allerdings kaum erklären können, so wie ein Klaviervirtuose auch nicht erklären könnte, warum er die Tasten immer so perfekt treffe.
Kürzlich, beim zufälligen Treffen mit einem Eishockeyfan, trat dieser prompt mit der Kritik vor, er müsse dann noch ein Wörtchen über den Kommentar in den FN reden; denjenigen, in welchem man kürzlich die Gottéronleute so gerühmt habe. Es war der Kommentar über die Verpflichtung des Slowaken Richard Lintner.

Man darf ja die Gottéronleute auch mal rühmen, wenn ihnen ein solcher Coup gelungen und damit der leidige Abplanalp-Lapsus verziehen ist. Beim Interview am Mittwoch mit Richard Lintner sagte einer vom Gottéronstaff, jetzt habe man den Journalisten endlich so, wie man es immer gewollt habe. Nur vergessen die Gottéronleute, dass die Journalisten die Gottéronleute endlich so haben, wie man sie immer wollte: nämlich als korrekte Kommunikatoren, wenn es um wichtige Dinge geht.

Wie Kommunikation gehandhabt werden kann, zeigte sich an der EM, als der Schweizer Fussball-Verband, mit oder ohne Absicht, gehörig über die Spuckaffäre von Alex Frei kommunizierte. Die Journalisten in Portugal hatten mit dem Thema ihre liebe Mühe, bis die Wahrheit endlich ans Tageslicht getreten war.

Nichts mit Spucken zu tun zu haben, wenn man nicht an der EM arbeitet, ist eine Illusion. Nach einem Fussballspiel vor dem Grossbildschirm im Restaurant meldete sich auch ein ehemaliger Deutschfreiburger Spieler der ersten und zweiten Liga. Er habe regelmässig seine Gegner bespuckt und andere Dinge gemacht. Das gehöre im Fussball zur Tagesordnung. Zum Glück hat man im Freiburger Fussball meist nur mit der Zusammenstellung der Artikel in der Montagausgabe zu tun und muss die Spuckorgien auf den Spielfeldern nicht miterleben.
Die ganze Schweiz schaute zu, als Johan Vonlanthen für die Schweiz das Tor schoss. Die Schweiz schied trotzdem aus, und Vonlanthen wurde in den Himmel gehoben. Als Freiburger Lokaljournalist hätte man dann in Portugal spezielle Arbeit leisten müssen, da ja der Stiefvater von Vonlanthen ein Freiburger ist. Aber man hätte in dieser Situation, so wie die ganze Schweiz, Johan Vonlanthens Verhalten in der U21-Nati vergessen müssen, als er sich weigerte, auf der Ersatzbank Platz zu nehmen und sich auf der Tribüne mit seinem Natel produzierte. Es waren die Vorwehen der Geburt eines neuen Schweizer Stars.
Mit den Stars in Portugal wäre es so eine Sache. Die laufen den Journalisten nicht einfach über den Weg. Da sind Reisen angesagt, von einer Stadt zur anderen. Im mittleren Alter ist einem der Lokaljournalismus in Freiburg doch noch lieber, weil man das ganze Jahr zuhause übernachten kann und es wie viele ausländische Eishockeyaner hat, die in die Schweiz kommen, weil sie nicht mehr für jedes Spiel quer durch Amerika oder Russland reisen müssen. Der Schlaf ist bisweilen vonnöten, weil man wegen den Abenddiensten auf der Redaktion wie eine Serviertochter lebt und der Schlafrhythmus aus den Fugen gerät.

Dies wiederum ist nicht so schlimm, denn wie ein Mail-Schreiber kürzlich behauptete, schlafen die Sportredaktoren der Freiburger Nachrichten sowieso; sie hätten nicht bemerkt, dass zwei Freiburger als Träger der olympischen Fackel in Lausanne im Einsatz seien. Hätte man auf den Mail-Schreiber gehört, wäre im Artikel nur von zwei der sechs Freiburger Fackelträger die Rede gewesen.

Vielleicht ist dieses Thema der Ansporn, über einen Einsatz im August an den Olympischen Spielen in Athen nachzudenken. Allen Schwierigkeiten zum Trotz.

Von GUIDO BIELMANN

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