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«Der Stoff, aus dem die Tränen sind»

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Das ist ein bezahlter Beitrag mit kommerziellem Charakter. Text und Bild wurden von der Firma Muster AG aus Musterwil zur Verfügung gestellt oder im Auftrag der Muster AG erstellt.

Autor: Carole Schneuwly

Solange die junge Kunstmalerin Andrea ihr Herzblut in ihre Arbeit steckt und in ihren Werken ihre tiefsten Gefühle ausdrückt, stösst sie damit in der versnobten Kunstszene kaum auf Interesse. Die selbstverliebten Besucher ihrer Vernissagen übertrumpfen sich zwar gegenseitig mit Fachwissen, sind ansonsten aber eher an Lachshäppchen und «Veuve Clicquot» interessiert. Dann beginnt Andrea unmotivierte schwarze Kringel auf die weisse Leinwand zu schmieren – und wird über Nacht zum Star.

Der Grund ist einfach: Mit Hilfe ihrer Nachbarin, der Prostituierten Ramona, und dem Journalisten Tobias Olivetti hat Andrea die Mechanismen der Medien und der Kunstszene durchschaut und sie sich zu Nutzen gemacht: Sie spielt die verzweifelte, unverstandene Künstlerin, kündigt medienwirksam ihren «öffentlichen Selbstmord als Protest-Gesamtkunstwerk» an – und schon bald ziert sie die Titelseiten der Zeitungen und wird Thema in Fernseh-Talkshows.

Glaubwürdige Figuren

Diese Geschichte erzählt Beat Ramseyer in seinem Stück «Das blaue Wunder», das die Deutschfreiburgische Theatergruppe am Freitag uraufgeführt hat. Das Publikum hat im Kellerpoche Freiburg einen durchwegs gelungenen Theaterabend erlebt: Das kritische und vielschichtige Stück regt in vielerlei Hinsicht zum Nachdenken an, wirkt jedoch nie belehrend, sondern hat vielmehr auch immer wieder äusserst witzige Passagen.

Die Inszenierung unter der Regie von Brigitte Bissegger ist rasant und schlüssig und lässt keine Längen aufkommen. Und die neun Schauspielerinnen und Schauspieler verkörpern ihre Figuren glaubwürdig und machen sie zu echten Charakteren.

«Journalisten lügen immer»

Getragen wird das Stück allen voran von den drei Hauptdarstellern Sarah Kaisser als Andrea, Ariane Schmidt als Ramona und Karl Ehrler als Tobias Olivetti. Sarah Kaisser überzeugt als etwas naive, junge Künstlerin, die es liebt, wenn sie beim Malen ihr «blaues Wunder» erlebt, wenn sie sich so sehr gehen lassen kann, dass sie die Kontrolle verliert – und die am Ende fast zu spät bemerkt, dass sie drauf und dran ist, noch in ganz anderer Hinsicht die Kontrolle zu verlieren. Ariane Schmidt gelingt es, ihre Prostituierte so zu zeichnen, dass sie nicht billig wirkt und schon gar nicht blöd. «Ich bin doch nicht blöd»: Das zu betonen wird sie denn auch nicht müde, und ihre geballte Bauernschläue enthüllt sich im Verlaufe des Stücks immer mehr.

Und Karl Ehrler fühlt sich in der Rolle des schmierigen Journalisten Tobias Olivetti – auch genannt «The Big One» – sichtlich wohl. An Selbsterkenntnis fehlt es ihm nicht: Er sei nur ein kleiner Schreiberling, der die Chance auf die Story seines Lebens bekomme, sagt er, und Andreas Selbstmord-Story hat es in sich: «Das ist der Stoff, aus dem die Tränen sind.»

«Letztlich geht es immer um Geld», auch das ist eine Erkenntnis des grossen Tobias Olivetti. Wie recht er damit hat, wird den Protagonisten erst allmählich klar. Und das, obwohl Andrea irgendwann noch zu einer ganz anderen Einsicht gelangt: «Journalisten lügen immer» …

Weitere Aufführungen: Kellerpoche, Samaritergasse 3, Freiburg. 5., 6., 7., 11., 12., 13., 14., 18., 19. und 21. November. Do., Fr. und Sa. 20.15 Uhr, So. 17 Uhr. Reservationen beim Verkehrsbüro Freiburg: 026 350 11 00. www.dftg.ch.

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