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Der Teufelsritt auf der Inferno-Strecke

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Über 15,8 Kilometer führt das Inferno-Rennen vom Gipfel des Schilthorns hinab nach Lauterbrunnen. Die wilde Abfahrt im Berner Oberland gilt heute als das weltweit grösste Amateurrennen des alpinen Skisports. Was 1928 mit einer Handvoll skiverrückter Briten begann, zieht inzwischen jedes Jahr 1850 Teilnehmer an. Die Nachfrage ist so gross, dass die Organisatoren das Teilnehmerfeld limitieren müssen.

Am Wochenende hätte der Grossanlass zum 77. Mal stattfinden sollen – und Hansueli Jenni wäre zum 44. Mal am Start gestanden. Doch Corona hat allen Beteiligten einen Strich durch die Rechnung gemacht. «Es ist das erste Mal überhaupt, dass ich das Skirennen verpasse», seufzt der Ueberstorfer.

«Das machst du nicht!»

Jenni und das Inferno-Rennen, das ist eine lange, spannende, spassige, aber auch mühsame und zuweilen schmerzhafte Liebesgeschichte. «1976 habe ich im Schweizer Fernsehen einen Ausschnitt vom Teufelsrennen in Mürren gesehen, da war es um mich geschehen», erzählt der 67-Jährige.

Er war damals 23-jährig, und seine Zeit, um sich den Traum vom Spitzensportler erfüllen zu können, bereits vorbei. Der Bauernsohn aus Ueberstorf hatte sich immer für das Skifahren interessiert, doch in der Familie war nicht genug Geld vorhanden, um sich das teure Vergnügen in den Bergen leisten zu können. Das hielt Jenni aber nicht davon ab, schon als junger Bursche auf selbst präparierten Pisten ins Tal hinunterzubrettern. Egal, welcher Hügel sich in seiner Nachbarschaft in den Himmel erstreckte, kein Abhang war zu schroff, keiner zu steil. «Unsere Holzlatten lackierten wir jede Woche mit einer roten Farbe», erzählt er. «Das Gemisch war vermutlich hochgiftig, aber ohne diesen Saft bekamen unsere Latten immer grössere Stollen.»

Die TV-Bilder vom Inferno-Rennen brachte Jenni nicht mehr aus seinem Kopf. «Diese wilde Fahrt auf den unpräparierten Pisten, das hat mich fasziniert. Je wilder je besser, war schon immer mein Motto.» Beim nächsten Rennen, im Januar 1977 wollte er dabei sein und zog damit den Unmut seines Vaters auf sich. «Einen solchen Mist machst du nicht», lautete der unmissverständliche Kommentar des Papas. «Du solltest gescheiter auf dem Hof helfen, anstatt solchen Blödsinn zu machen.» Der Sohnemann meldete sich trotzdem an – im Geheimen.

Rennen für Allrounder

Es ist die abwechslungsreiche und spezielle Topografie, die das Inferno-Rennen so beliebt macht. Für jeden hat es etwas dabei, der gute Allrounder kommt hier voll auf seine Kosten. Gefragt sind saubere Abfahrtsschwünge im Startteil, eine ideale Abfahrtsposition und schnelles Gleiten im Mittelteil und eine Portion Mut im Kanonenrohr.

Beim Inferno-Rennen geht es aber nicht nur in schnellem Tempo bergab, sondern zwischendurch auch mühsam bergauf. So wie im Abschnitt Maulerhubel, wo mit Gegensteigungen und Flachstücken ein guter Schlittschuhschritt und die Armkraft entscheidend sind. Und am Schluss beeinflussen das Material, eine saubere Abfahrtsposition und ein starker Durchhaltewillen die Schlusszeit.

Gute Skifahrer benötigen etwa eine Dreiviertelstunde für die wilde Abfahrt, die auch über schwarze Pisten führt. Die Schnellsten bewältigen die 15 Kilometer in weniger als 15 Minuten.

Schmerzvolle Premiere

Ein paar Monate vor seinem ersten Inferno-Rennen trat Jenni noch schnell dem Skiclub Flamatt bei. «Von Technik und solchen Sachen hatte ich keine Ahnung, im Verein konnte ich auf die Schnelle einiges lernen.» Dass er, der Neuling ohne Rennerfahrung, am Inferno-Rennen teilnehmen wird, das hat Jenni niemandem erzählt. «Die hätten mich alle ausgelacht. Zu Recht.»

Am 30. Januar 1977 war es dann so weit: Mit einem Kollegen fuhr der Ueberstorfer nach Lauterbrunnen zum sagenumwobenen Inferno-Rennen. «Es war das erste Mal überhaupt, dass ich so hoch in den Bergen war. Am Tag vor dem Rennen konnten wir die Strecke einmal besichtigen. Die ganzen Eindrücke, die Berge, die eisige Piste, die steilen Hänge sorgten für ein absolutes Chaos in meinem Kopf.» Ein Zurück kam für den Sensler aber nicht infrage. Am Sonntag stand er beim Starthaus, viel zu früh, mit seinen Fischer C4, weiss, rot, blau, das gleiche Skimodell, das auch sein Idol Franz Klammer fuhr.

Irgendwann ertönte dann endlich das Startsignal für Jenni und einen anderen Fahrer, die sich daraufhin zu zweit, wie Rennpferde nebeneinander, die unpräparierte Piste hinunterstürzten. «Ich kam nicht weit, schon nach ein paar Sekunden hob es mich bei einer Bodenwelle ab und ich landete 30 Meter neben der Piste im Tiefschnee.» Der junge Draufgänger blieb heil, einer seiner Skis nicht. «Ich war den Tränen nahe, aber ich wollte auf keinen Fall aufgeben», erinnert sich Jenni. Auf einem Ski beendete er das Rennen, erschöpft und mit seinem zerlegten C4 unter dem Arm überquerte er nach einer Stunde und elf Minuten die Ziellinie.

Ein Sturz, ein Weltcupsieger und eine Irrfahrt

Von seinem Abenteuer erzählte der damals 23-Jährige niemandem, auch seiner Familie nicht. Eine Woche konnte er alles geheim halten, bis ein Artikel über das Inferno-Rennen im damaligen «Tages-Anzeiger» erschien. Illustriert war die Reportage mit einem Bild, auf dem ein Typ mit der Startnummer 355 zu sehen war, wie er nach seinem Sturz neben einem kaputten Ski stand. «Kollegen vom Skiclub Flamatt haben den Artikel gesehen und erkannten mich aufgrund meiner Skikleidung. Es dauerte nicht lange, bis auch meine Eltern wussten, wo ich verbotenerweise gewesen war.»

Von der misslungenen Premiere liess sich Jenni nicht entmutigen. «Irgendetwas war hängengeblieben. Meine Gedanken kreisten fortan immer wieder um diesen Berg, den Schnee, das Tempo.» Inzwischen hat der Sensler 43-mal am Inferno-Rennen teilgenommen und dabei einiges erlebt.

So wie 2013, als er nach einem Sturz im Auffangnetz landete, die Skier sich darin verfingen und er kopfüber festhing. Unterbrochen wurde das Rennen deswegen nicht. «Ich konnte mich nicht mehr befreien und schrie um Hilfe. Wenn niemand gekommen wäre, würde ich noch heute dort hängen.»

Oder so wie 1988, als er den damaligen Gewinner Urs Räber, seines Zeichens Abfahrtsweltcupsieger von 1984, kennenlernte. Zwei Jahre später durfte Jenni unter der Leitung des Schweizers in der Woche nach den Lauberhorn-Weltcuprennen an einem Trainingscamp in Wengen teilnehmen. «Auf perfekt präparierter Piste über den Russi-Sprung und den Hundschopf zu brettern und durchs Brüggli-S und den Haneggschuss zu düsen, das war ein einmaliges Erlebnis. Umso mehr, als ich mit 44 der älteste Fahrer war und schneller fuhr als all die jungen Wilden», erzählt Jenni mit einem Lachen.

Auch das Rennen im Jahr 1986 wird dem pensionierten Landwirt noch lange in Erinnerung bleiben – als das verrückteste, wie er sagt. Es habe sehr viel Neuschnee gegeben, und am Renntag sei der Nebel so dicht gewesen, dass man kaum die Skispitzen sehen konnte. «Ich hatte keine Ahnung, wo ich durchfuhr. Das war ein sehr ungutes Gefühl.» Doch von Neuschnee und Nebel lassen sich Inferno-Fahrer nicht abhalten. Das Rennen findet bei jedem Wetter statt.

Seine ganzen Erlebnisse hat Jenni vor zwei Jahren in einem Buch niedergeschrieben.

Älter und vernünftiger

Die beste Klassierung hat der Ueberstorfer im Jahr 1985 erreicht: Platz 58 bei 1500 Teilnehmern. «Das Inferno-Rennen ist eine Art Lebensschule», philosophiert Jenni. «Um gesund im Ziel anzukommen, muss man seine Grenzen richtig beurteilen können. Man darf sich nicht überschätzen und muss wissen, wo man etwas zurückhaltender sein muss. Wenn man sich oder jemand anderem etwas beweisen will, kommt es nicht gut heraus.» Das jugendliche Draufgängertum ist beim 67-Jährigen inzwischen der Besonnenheit gewichen. «Je älter man wird, desto überlegter fährt man Rennen. Heute nehme ich die Gefahren mehr wahr, ich bremse früher und baue einen Zwischenschwung ein, anstatt auf Biegen und Brechen hinunterzurasen.»

An diesem Wochenende hätte Jenni zum 44. Mal die Inferno-Strecke bewältigen wollen. Aufgrund von Covid-19 und den damit verbundenen Einschränkungen musste das Rennen aber abgesagt werden «Ich hoffe, es findet 2022 wieder statt. Dann werde ich wieder dabei sein, und im Jahr danach auch, und im Jahr danach auch. Eigentlich immer, solange ich einigermassen auf den Skiern stehen kann.»

 

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