Share on facebook
Share on twitter
Share on linkedin
Share on print

Der Vater der Freiburger Kinderpsychiatrie

Share on facebook
Share on twitter
Share on linkedin
Share on print

Das ist ein bezahlter Beitrag mit kommerziellem Charakter. Text und Bild wurden von der Firma Muster AG aus Musterwil zur Verfügung gestellt oder im Auftrag der Muster AG erstellt.

Autor: Urs Haenni

«Es ist belegt, dass zwei Drittel der ernsthaften psychischen Störungen vor dem 18. Lebensjahr entstehen», sagt der ärztliche Direktor der Freiburger Kinderpsychiatrie, Patrick Haemmerle. Als sich Haemmerle entschied, in das Spezialgebiet Kinder- und Jugendpsychiatrie einzusteigen, da war diese Zahl noch nicht bekannt, aber er trug eine Hoffnung in sich: «Wenn man schon in einem frühen Stadium etwas unternimmt, kann man gravierendere Störungen aufhalten oder abschwächen.»

Diese Hoffnung müssen auch die Freiburger Gesundheitsbehörden geteilt haben, als sie 1991 die Stelle eines Chefarztes für einen aufzubauenden Kinder- und Jugendpsychiatrischen Dienst ausschrieben. Haemmerle bewarb sich und erhielt den Posten. «Ich begann meine Aufgabe am 1. Januar 1992, am gleichen Tag wie die Gesundheitsdirektorin Ruth Lüthi», blickt er zurück. «Aber angestellt hatte mich Denis Clerc. Und das war doch ziemlich erstaunlich, denn er galt als frankophoner Falke.»

Freiburg war für Haemmerle kinderpsychiatrisch gesprochen ein brachliegendes Gebiet: Es hatte gerade mal drei niedergelassene Kinderpsychiater. Doch Haemmerle weiss, dass es schon Anfang der 70er-Jahre in Freiburg ein Projekt für eine öffentliche Kinderpsychiatrie gab, das, so Haemmerle, an einer Volksabstimmung wegen den Finanzen scheiterte. «Man war der Meinung, die Kinderpsychiatrie sollte Teil der Heilpädagogik im christlichen Geist sein.»

Die staatlich gestützte Kinder- und Jugendpsychiatrie machte in den letzten 20 Jahren unter der Führung Patrick Haemmerles eine beeindruckende Entwicklung durch. Zu Beginn arbeiteten neben ihm ein Assistenzarzt, ein Psychologe, ein Sozialarbeiter und eine Sekretärin in Teilzeit. Heute sind es 26 Personen, darunter auch mehrere im ambulanten Teil in Marsens.

Drei Standorte

Der Dienst richtete sich im Verlauf der Zeit in verschiedenen Räumlichkeiten ein. Erst war er drei Jahre an der Remundgasse zuhause, dann an der Klinikstrasse und seit 2006 am Mazotweg gleich hinter dem Cardinal-Areal.

Die Kinderpsychiatrie machte in dieser Zeit als Fachgebiet eine grosse Entwicklung durch. Haemmerle bezeichnet sie heute als «biopsychosoziale Disziplin». Er habe in seiner Ausbildung die Kinderpsychiatrie vorwiegend aus einer psychosozialen Perspektive gelernt. «Über den biologischen Aspekt hat man damals eher die Nase gerümpft. Faktoren wie Temperament und Persönlichkeit standen im Hintergrund. Die Neuropsychologie hat erst im Verlauf der letzten drei Jahrzehnte an Bedeutung gewonnen. Die Disziplin beschäftigt sich heute mit der Gesamtentwicklung des Kindes, mit all ihren Klippen und Schwierigkeiten», erklärt der Mediziner.

Wie Haemmerle sagt, hat sein Dienst vieles aufgenommen und umgesetzt. So etwa eine spezielle Sprechstunde für ADHS-Kinder; man spricht auch vom Zappelphilippsyndrom. Ebenso wurde eine Babysprechstunde eingeführt.

Heute weist der Kanton Freiburg im Bereich Kinder- und Jugendpsychiatrie gemäss Haemmerle ein «gutes helvetisches Niveau» auf. Der Dienst ist auf die Bereiche Vorschule, Schule und Jugendliche aufgeteilt und hat für diese drei Altersstufen je eine Behandlungskette mit einem ambulanten und stationären Teil, sowie einer mobilen Equipe. Der teilstationäre Bereich ist mit einer Tagesklinik auf Basis einer Stiftung abgedeckt.

Baumeister des Netzwerks

Patrick Haemmerle ist einer der Baumeister des Freiburger Netzwerks für Psychische Gesundheit (FNPG). Er arbeitete in den drei Kommissionen zum Aufbau dieser Organisation mit, die heute die Jugend-, Erwachsenen- und Alterspsychiatrie umfasst. Diese Struktur erachtet Haemmerle als fortschrittlich, tritt aber nun vorzeitig in Pension, nicht zuletzt weil einige Entwicklungen nicht ganz seinen Vorstellungen entsprechen. «Durch die Zentralisierung hat die Administrierung zugenommen», so der Arzt. Der interdisziplinäre Austausch hat nach seiner Ansicht darunter gelitten.

Weiter hat sich Haemmerles Wunsch, eine stationäre Jugendabteilung in der Agglomeration zu betreiben, nicht erfüllt. Schliesslich kann er auch nicht verstehen, warum die Stiftung für eine Tagesklinik immer noch nicht in die FNPG-Strukturen eingebaut werden konnte. «Ich gehe aber nicht defaitistisch», so der 60-Jährige. Er wolle vielmehr eine private Praxis eröffnen und als Psycho- und Familientherapeut arbeiten. Als solcher will er sich die Freiheit nehmen, «einen Tag pro Woche keine Konsultationen zu haben».

Aus Anlass des 20-jährigen Bestehens des kinderpsychiatrischen Dienstes findet heute von 9.15 bis 16.30 Uhr in der Aula der Universität Miséricorde ein Symposium «Kind-Sein im digitalen Zeitalter» statt.

Patrick Haemmerle ist ein kritischer Geist, der in der Kinder- und Jugendpsychiatrie viel bewegt hat.Bild Aldo Ellena

Projekt: Der Therapeut beim Fussball

Von Freiburg aus wird Patrick Haemmerle schon in Kürze nach Palästina reisen, und dort an einem Entwicklungsprojekt mitzuwirken. «Kicken statt kämpfen» heisst das Projekt unter deutscher Führung, in dem Jugendliche auf dem Fussballplatz die kriegerische Umgebung in den Hintergrund drängen sollen. Die Trainer und Trainerinnen der Fussball spielenden Jungen und Mädchen haben in Berlin eine Ausbildung erhalten, und nun bilden psychosoziale Fachleute wie Haemmerle Supervisoren aus. Eine Woche wird der Schweizer Unterricht in Gaza-City geben, die andere Woche wird er im Terrain arbeiten. Der Freiburger Fachmann reist nun zum dritten Mal in das Gebiet in Israel und im Dezember gleich ein viertes Mal. «Das Projekt ist für mich sehr bereichernd», so Haemmerle, «und die Leute dort sagen uns, sie seien sehr froh, dass wir kommen».uh

Zur Person

Vom Generalisten zum Seelendoktor

Patrick Haemmerle bezeichnet sich als «Secondo aus dem Vorarlberg». Aufgewachsen im St. Galler Rheintal, absolvierte er die Mittelschule im Bündnerland und den Bereich Vorklinik seines Medizinstudiums an der Universität Freiburg. Als Mediziner war er in der Orthopädie und Pädiatrie tätig, es zog ihn dann aber in die Psychiatrie. «Ich wollte erfahren, wie der Mensch zum Menschen wird», so Haemmerle. Er spezialisierte sich schliesslich in der Kinderpsychiatrie. In Freiburg machte sich Haemmerle nebst seiner Haupttätigkeit einen Namen als Präsident des Vereins Suizidprävention Freiburg. uh

«Wir beschäftigen uns mit der gesamten Entwicklung des Kindes, mit all ihren Klippen und Schwierigkeiten.»

Autor: Patrick Haemmerle

Autor: Kinderpsychiater

Meistgelesen

Mehr zum Thema