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Der Vater, die Tochter und das schwere Metall

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Das ist ein bezahlter Beitrag mit kommerziellem Charakter. Text und Bild wurden von der Firma Muster AG aus Musterwil zur Verfügung gestellt oder im Auftrag der Muster AG erstellt.

Jeannine Fankhauser hat eine schwere Stange aus Stahl in der linken und einen Schweissbrenner in der rechten Hand. Die fast 3000 GradCelsius heisse Flamme aus einem Acetylen-Sauerstoff-Gemisch bringt das Metall zum Schmelzen. Den flüssigen Stahl bringt Fankhauser–sie arbeitet unter dem Künstlernamen Jean Steel–auf eine entstehende Skulptur, einen Frauentorso, auf. Ihr steht gegenüber: ihr Vater–besser Stiefvater–David Werthmüller. Der Fräschelser Künstler hat seine Tochter auf seinem Beruf ausgebildet.

Die ersten Vorarbeiten für die Skulptur nahm Fankhauser im Dezember auf. Spätestens im Mai soll sie ausgestellt werden. Der Stahl werde rosten, sagt Werthmüller, wenn er dereinst draussen aufgestellt werde. «Das ist Patina», sagt er. Das hochwertige Metall werde aber nicht wie eine alte Autotüre durchrosten, «es wird noch Generationen überleben». Wie das Endprodukt aussehen werde und wie figürlich es sein werde, wisse er nicht, sagt Werthmüller, «es wird aber sicher eine wilde Sache». Das Objekt entwickle sich, zum Beispiel auch abhängig von der Tagesform und davon, wie sie vorwärtskommen. Er werde das Objekt mal im Garten ausstellen, und dann schaue er weiter.

Ein Blick in ihren Showroom zeigt: Torsos und Porträts aus dunklem, poliertem Metall beherrschen den Raum. «Skulpturen aus Metall sind zum Be-Greifen da», betont Werthmüller. Deshalb müsse er scharfe Ecken und Kanten wegschleifen, damit man schadlos darüberfahren kann. Die Palette ihrer künstlerischen Möglichkeiten ist gross. Zeichnungen an der Wand zeugen von den anderen künstlerischen Fähigkeiten von David Werthmüller. Einige wenige Objekte sind von seiner Tochter.

«Sie hat mich ausgewählt»

Eisenskulpteurin: ein Kunsthandwerk ohne anerkannte Lehre. Ihr Weg sei nicht vorgezeichnet gewesen, erinnert sich Jeannine Fankhauser. Mit 13 sei Werthmüller Teil ihrer Familie geworden. «Sie hat mich ausgewählt», sagt Werthmüller lächelnd, und sie erklärt: «Als er uns das erste Mal besuchte, sagte ich: ‹Von mir aus kann er das Zahnbürsteli hier lassen.›» Sie sei ohne Vater aufgewachsen, und plötzlich hatte sie einen–wenn es auch nicht der leibliche war. «Er ist unglaublich toll. Er lehrt mich so vieles, zum Beispiel Töfffahren oder Schweissen. Es ist schön, jemanden zu haben, der einem etwas beibringt und daran Freude hat.»

 Sie, Jahrgang 1989, als Kind sehr kreativ, Abgängerin der Rudolf-Steiner-Schule, liess sich erst zur Kosmetikerin ausbilden. Sie habe ihm schon damals bei Ausstellungen ausgeholfen, die eine oder andere Vorarbeit geleistet. «Ich bin mit dieser Arbeit aufgewachsen.» Sie schätze die Freiheit, die ihr das Kunsthandwerk ermögliche. Ihr Vater greife nur ein, wenn die Sicherheit tangiert werde. «Es ist wichtig, dass man etwas macht, was einem Freude bereitet.» Niemand schreibe ihr vor, was sie zu tun habe. «Ich kann meine Fantasien in die Realität umsetzen und andere daran teilhaben lassen.»

Vertrauen ist zentral

Irgendwann sei aus dem Hobby eine Tätigkeit geworden, sagt Fankhauser. Sie folgten einer Tradition: «Es ist wie früher: Das Wissen des Vaters geht an die nächste Generation über.» Meistens zwar an den Sohn, in ihrem Fall halt an die Tochter. «Es ist mehr eine Vater-Sohn-Beziehung zwischen uns», sinniert sie. Streit hätten sie seit ihrer Teenagerzeit kaum, sie könnten sich auf die gemeinsame Arbeit konzentrieren. Sie seien zwar familiär verbunden, doch nicht ganz so eng, als dass starke Emotionen im Wege stünden.

Werthmüller erinnert sich: «Ich ging früher davon aus, dass ich mein Wissen ins Grab mitnehmen werde.» Er mochte keine Angestellten haben und dachte schon gar nicht an eine Schülerin. Es ergab sich, dass aus vereinzelten Hilfeleistungen der Tochter immer mehr wurde. «Da habe ich gemerkt: Dieses Mädchen kann man brauchen.» Sie erwies sich als handwerklich geschickt, und vieles, was er nicht allein machen konnte, haben sie zusammen gemacht. «Sie hat weder Angst vor dem Feuer noch vor der harten Arbeit. Ich wusste: Sie hat Talent.» Der Schritt dazu, sie offiziell als Schülerin anzunehmen, war dann nicht mehr so gross. «Ausser ihm weiss nur ich, wie das Ganze funktioniert», sagt sie. 2015 nahm sie erstmals mit einem eigenen Objekt an einer Ausstellung in Bern teil. Es wurde sofort gekauft.

Die Zusammenarbeit sei eine Vertrauensfrage, so Werth müller. Sie hantierten gemeinsam mit Flammen, «man muss Sorge tragen zueinander». Nun hat er, der früher als Künstler ein Einzelgänger war, eine Partnerin, die ihn berät, ihm den Spiegel vorhält und ihn auf neue Ideen bringt. «Das ist spannend. Ich bin manchmal in meinem eigenen Film drin. Sie beobachtet und bringt mich auf neue Wege.» So habe er ihre Idee aufgenommen, Skulpturen zum Aufhängen zu produzieren.

Könnte es bequemer haben

Die Arbeit mit dem schweren Rohmaterial, dem Feuer und den gefährlichen Flaschen ist nicht jedermanns Sache, sagt Werthmüller. Komme hinzu, dass sein Atelier unter freiem Himmel sei. «Im Sommer ist das kein Problem, doch bei Minustemperaturen, bei denen man erst den Wasserschlauch enteisen muss, um frühmorgens mit Schweissen loslegen zu können, sei es eine harte Tätigkeit. «Mich beeindruckt, dass sie das packt. Sie könnte es bequemer haben.» Das zeige ihre Leidenschaft für das Handwerk.

Ihr komme es entgegen, sagt der gelernte Mechaniker Werthmüller, dass er schon früh bewusst auf die Arbeit mit schweren Maschinen und grossen Objekten verzichtet habe. Aus Sicherheitsgründen: «Denn es werden mehr Künstler von ihren Skulpturen erschlagen, als man meint.» Andererseits müsse man auf seine Gesundheit achten: «Deshalb schauen wir, dass wir hier möglichst nicht schwer heben müssen.»

Gemeinsame Ausstellung?

Werthmüller ist einer der wenigen Eisenskulpteure im Kanton, die von ihrer Kunst leben. Rund 130 Stücke aus Metall hat er in seiner über 20-jährigen Karriere erschaffen. Damit entspreche er nicht dem Klischee des brotlosen Künstlers, sagt er. Das Vater-Tochter-Künstlerpaar hat viele Projekte im Köcher. Eine Serie von Hundeskulpturen für eine Parkanlage zum Beispiel, so Fankhauser, oder eine gemeinsame Ausstellung. «Das wäre spannend. Aber ich müsste noch einige eigene Objekte herstellen. Zwei reichen nicht», sagt sie und grinst verschmitzt. «Sie hat so viele Ideen, dass ich die Übersicht verloren habe», seufzt Werthmüller und grinst mit.

Sie habe als Mädchen in einem harten Männerberuf nie negative Reaktionen erhalten, fährt Fankhauser fort. Vielmehr spüre sie Erstaunen, Neugierde, ja sogar Bewunderung bei ihrem Gegenüber, «sie denken sich wohl: Das ist eine Frau, die vor nichts Angst hat». Sie habe schon immer das Aussergewöhnliche und die Herausforderung gesucht. «Hier kann ich mich selbst sein, hier passe ich rein, hier kann ich mich einbringen, hier werde ich gebraucht», sagt sie.

Werkzeuge und Gasflaschen im Atelier in Fräschels.Der Frauentorso wird im Mai ausgestellt.Jeannine Fankhauser und David Werthmüller sind produktiv.Jeannine Fankhauser arbeitet an einem eigenen Werkstück. 

Zahlen und Fakten

Heisses Eisen und harter Stahl

Die meisten Elemente sind Metalle. Metalle leiten Elektrizität und Wärme, sie können in eine Form gebracht werden, was sie zu einem begehrten Werkstoff macht. Eisen schmilzt bei etwa 1540 Grad Celsius, Aluminium bei 660, Blei sogar schon bei 327 Grad. Gold und Kupfer haben einen Schmelzpunkt von rund 1070 Grad, Platin schmilzt erst bei gegen 1800 Grad. Bei noch höheren Temperaturen können Metalle zu Gas werden. Verbreitet sind Metalle in der Regel als Legierungen, das sind Mischungen verschiedener Metalle. Mit der Bronze- und der Eisenzeit sind zwei geschichtliche Phasen der Menschheit nach Metallen benannt. Sie bildeten die Basis der Werkzeuge zu jener Zeit. Stahl ist eine Legierung mit den Hauptbestandteilen Eisen und Kohlenstoff.fca

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