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Der weise Mann auf der Toilette

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Das ist ein bezahlter Beitrag mit kommerziellem Charakter. Text und Bild wurden von der Firma Muster AG aus Musterwil zur Verfügung gestellt oder im Auftrag der Muster AG erstellt.

Der Mann auf der Toilette hatte zur Sprachenfrage im Spitzensport eine ganz klare Meinung. Es war nach Gottérons 2:3-Niederlage im fünften Finalspiel, als er im St. Leonhard von Pissoirnachbar zu Pissoirnachbar den Blickkontakt mit mir suchte, leicht nickend, die Augen zugekniffen, was vielleicht weise aussehen sollte, vielleicht aber auch bloss seinem Alkoholrausch geschuldet war. «Es hat einfach zu viele Welsche im Team», sagte er, als ich seinen Blick erwiderte. Nüchtern, faktenkundig und politisch korrekt machte ich ihn darauf aufmerksam, dass mit Michael Loichat in diesem Spiel immerhin ein Romand zwei Tore für den SCB erzielt hatte, und dachte, die Diskussion sei damit beendet. Doch beim Seifenspender stupste er mich noch einmal an. «Weisst du, was das Problem ist? Es hat einfach zu viele Welsche im Team.» Als ich den Mann, der zwischen 35 und 75 Jahre alt war, fragte, was denn so schlecht sei an den Welschen, winkte er bloss ab, torkelte in Richtung Ausgang, Heimtrikot über der Schulter, Auswärtstrikot um die Hüfte gebunden, Sätze und Satzfragmente wie «wenns drauf ankommt» oder «sie bringen einfach nie etwas richtig zu Ende» murmelnd.

 

 Ich hatte den Mann schon fast vergessen. Hatte mir gedacht, er sei wohl einfach ein Abonnent der Weltwoche oder habe zu oft Michel Zeiter zugehört, dem ehemaligen ZSC-Spieler und aktuellen Visp-Trainer, der während der Playoff-Finalserie im «Blick» gesagt hatte: «Ich muss es offen und ehrlich sagen: Zeigen Sie mir eine Mannschaft, die mehr als fünf oder sechs Welsche im Team hat und einen Titel gewonnen hat.» Warum ich Ihnen das jetzt noch erzähle? Am Montag ist mir der Toilettenmann wieder in den Sinn gekommen. Als die Schweiz an der Eishockey-WM gegen Tschechien den dritten grandiosen und überraschenden Sieg in Folge geschafft hat und ich mir das Telegramm genauer angeschaut habe, ist mir ein wichtiges Detail aufgefallen. Mit Julien Vauclair stand in allen drei Spielen nur gerade ein Romand auf dem Eis…

 

 Und was ist nun die Quintessenz dieser Zeilen? Keine Ahnung, als Deutschfreiburger bin ich wohl zu nahe an der Sprachgrenze und selber einen Tick zu welsch, als dass ich diese Kolumne richtig zu Ende bringen könnte. Oder vielleicht will ich auch nur weiterhin politisch korrekt bleiben…

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