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«Der Winter ist unsere Jahreszeit»

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«Der Winter ist unsere Jahreszeit»

Der Eskimo Bill Nasogaluak über Schnee und Eis, den Klimawandel in seiner Heimat und ein GPS im Kopf

Das Naturhistorische Museum Freiburg hat kürzlich seine neue Ausstellung «Schnee und Eis» eröffnet. Darin ist auch die Kultur der Eskimos ein Thema. Die FN haben sich mit einem der ausstellenden Inuit-Künstler unterhalten.

Mit BILL NASOGALUAK
sprach CAROLE SCHNEUWLY

Wir befinden uns hier in einer Ausstellung über Schnee und Eis. Welche Beziehung haben Sie als Eskimo zu Schnee und Eis?

Das ist eine Hass-Liebe. Ich liebe den Schnee, wenn er da ist. Aber ich hasse ihn auch, wenn er zu lange da ist. Meine beiden Brüder aber, die echte Jäger und Trapper sind, die lieben den Schnee. Schnee und Eis sind ganz wichtige Bestandteile unserer Kultur, und der Winter ist unsere Jahreszeit.

Sie bezeichnen sich als Botschafter Ihrer Kultur. Warum?

Ich bin stark in meiner Kultur verwurzelt. Deshalb möchte ich die Kunst und die Kultur der Inuit auf der ganzen Welt bekannt machen. Dafür reise ich inzwischen viel mehr, als ich je gedacht hätte. Es macht Spass, unterwegs zu sein und meine Kultur in die Welt zu tragen. Mein Leben aber ist die Kunst. Mein Leben und meine Leidenschaft.

Ihre Kunstwerke sind ja auch stark von Ihrer Kultur geprägt.

Ich sehe mich als zeitgenössischen Künstler, der versucht, die traditionelle Inuit-Kunst mit modernen Ansätzen zu vereinen. Die Kultur der Inuit und besonders der Inuvialuit (die Inuit in Nordwest-Kanada, Anm. d. Red.) ist mein Hauptthema. Manchmal male ich, aber am liebsten mache ich Skulpturen aus Stein, aus allen Arten von Steinen. Ich will die Geschichte meiner Kultur erzählen. Und Stein überdauert alles.

Die Kultur hingegen ist vergänglich?

Die Kultur der Inuit basiert auf den Gesetzen einer Jagdgesellschaft. Sie ist eng verbunden mit der Tierwelt und dem Klima. Schon in der Zeitspanne meines Lebens habe ich feststellen können, wie sehr sich das Klima verändert hat. Der Frühling beginnt früher, die Jagdsaisons ändern sich. Die Tiere können sich den Veränderungen nicht einfach anpassen. Wir Menschen können das, mit Hilfe der Technologie. Wir Inuit sind anpassungsfähig. Wir müssen uns anpassen, auch wenn die Richtung nicht die ist, in die wir gehen wollen.

Welches ist denn die Richtung, in die sich das tägliche Leben von Ihnen und Ihrer Familie verändert?

Die Winter werden immer kürzer. Früher dauerte der Winter von September bis Juli, heute noch von Oktober bis Juni. Im Sommer sitzt mein Volk zu Hause fest. Im Winter aber können wir nach draussen, auf die Jagd. Auch ich gehe immer jagen, wenn ich zu Hause bin. Das gehört dazu. Ich weiss nicht, was wir machen würden, wenn wir das nicht mehr tun könnten. Das wäre, als ob man die Sprache verlöre oder als ob man einem Schiff das Segel nähme.

Und was kann man dagegen tun?

Die Welt muss zur Kenntnis nehmen, dass die globale Umweltverschmutzung uns Inuit ganz direkt betrifft. Und was uns jetzt passiert, wird irgendwann auch allen anderen passieren. Deshalb müssen alle Verantwortung übernehmen. Wir Inuit können es nicht alleine schaffen. Wir brauchen Hilfe.

Sie selber vereinen in Ihrer Kunst und in Ihrem Leben zwei Welten.

Meine Eltern haben mir und meinen Brüdern unsere Tradition weitergegeben. Ich hatte das Glück, in einer alten Kultur aufzuwachsen und heute in einer hochtechnisierten Welt zu leben. Ich fühle mich in beiden Welten und in beiden Kulturen wohl.

Gilt das für alle Inuit?

Wer sich für moderne Technologien interessiert, bekommt sie auch bei uns. Wer zum Beispiel im Internet surfen will, kann das problemlos tun. Nicht alle aber wollen das. Einer meiner Brüder zum Beispiel vertraut seinen Instinkten mehr als jeder Technologie. Er hat sein eigenes GPS im Kopf.

Der Künstler Bill Nasogaluak ist ein nordwestkanadischer Inuit (sein Volk bezeichnet sich selbst als Inuvialuit: Inuit heisst «Menschen», Inuvialuit «wahre Menschen»). Der 51-Jährige betätigt sich auch als Kunstlehrer und Workshop-Leiter. Seit vielen Jahren verbringt er viel Zeit im Ausland, wo er sich für sein Volk und seine Kultur stark macht.
Über Schnee und Eis

Schnee und Schneekristalle, Eis und Gletscher, Fauna und Flora, Lawinen und Wintersport: Die Ausstellung «Schnee und Eis» behandelt eine Vielzahl von Aspekten rund ums Thema.

Naturliebhaber und Wintersportler, Forscher und Künstler: Schnee und Eis sprechen jede und jeden auf unterschiedliche Weise an. Um dieser Vielfalt gerecht zu werden, habe sie die Ausstellung inhaltlich bewusst breit gestaltet, sagt Isabelle Baeriswyl, deren Umweltbüro Frinat für die Konzeption verantwortlich zeichnet.

In der interaktiven und multimedialen Ausstellung erfährt man zum Beispiel, welche physikalischen Phänomene dazu führen, dass Schnee weiss ist. Auch die Frage, ob es zwei identische Schneekristalle geben könne, wird geklärt: Nur die sechseckige Form sei allen Schneekristallen gemeinsam. Die Wahrscheinlichkeit aber, dass bei der Bildung der Kristalle zwei Mal die gleiche Form entstehe, sei praktisch gleich null.

Freiburger Anekdoten

Obwohl klimatische Fragestellungen bewusst nicht im Zentrum stehen, kommen auch Themen wie die Erderwärmung, der Rückgang der Gletscher oder der Permafrost zur Sprache.

Weiter erfährt man, wie bestimmte Tiere und Pflanzen die Winterkälte überleben. Viel Wissenswertes gibt es über Lawinen zu entdecken und darüber, wie man als Wintersportler mit der Lawinengefahr umzugehen hat.
Isabelle Baeriswyl ist im Laufe ihrer Recherchen auch auf die eine oder andere Schneeanekdote aus dem Freiburgerland gestossen: So erzählt sie, wie Beda Hefti 1935 auf der Berra einen der ersten Skilifte in der Schweiz errichtete. Oder von den Eiskellern, die um die Jahrhundertwende im Galterental und anderswo in die Molasse gehauen wurden: Darin konnte man Eisblöcke, die man im Winter aus den Eisdecken von Seen und Teichen gewonnen hatte, auch während des Sommers lagern und für die Kühlung von Bier aus den Freiburger Brauereien verwenden.

Vom Leben der Eskimos

Ein Teil der Ausstellung ist der Lebensweise und der Kultur der Eskimos gewidmet. Heute wird häufiger der Begriff Inuit verwendet, was so viel heisst wie «Menschen» (Einzahl Inuk). Genau genommen sind die Inuit allerdings nur eines von vielen arktischen Völkern. Die Sammelbezeichnung «Eskimos» wird von ihnen selbst übrigens nicht als abwertend empfunden.

Die Ausstellung zeigt, wie die Inuit heute leben und mit welchen Problemen sie zu kämpfen haben (siehe auch Interview). Immer wichtiger werden die Kunst und das Kunsthandwerk: In Kanada leben davon heute schon 90 Prozent der Eskimobevölkerung! Im Naturhistorischen Museum ist eine Auswahl an Inuit-Kunstwerken zu sehen, die von der Berner Privatsammlung «Cerny Inuit Collection» zur Verfügung gestellt wurde.
Wer selber ein Stück Eskimokultur erleben möchte, hat dazu am Samstag, dem 29. Januar 2005, Gelegenheit: Der Iglubauer Christof Hagen zeigt auf der Berra, wie man nach Inuit-Technik selber ein

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