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«Die Bahnen sind nicht euer Schicksal»

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Noch bevor die Informationsveranstaltung am Montagabend in Charmey beginnen konnte, herrschte im Saal Gastlosen des Hotels Cailler dicke Luft: Gegen 300 Einwohnerinnen und Einwohner wollten wissen, wie es mit dem Tourismus in ihrem Dorf weitergehen soll. Alle Stühle waren zehn Minuten vor Beginn des Anlasses besetzt, einige Leute lehnten sich stehend an die Wände, zusätzliche Stühle wurden in den Saal gezwängt, durch die gekippten Fenster drang nur wenig Sauerstoff. All dies schlug nicht auf die Stimmung. «Wir wollen nicht, dass die Emotionen dominieren, der Abend soll sachlich und vernünftig ablaufen», mahnte Gemeinderat Yves Page zu Beginn des Abends. Daran hielten sich die Anwesenden (Text unten rechts).

Neue Zielgruppen

Weshalb fand der Anlass überhaupt statt? Die Bergbahnen Charmey kämpfen seit knapp fünf Jahren mit Geldproblemen. Die Gemeinde hat den Bahnen seither immer wieder mit beachtlichen Beträgen unter die Arme gegriffen, um den Konkurs zu vermeiden. Zuletzt sprach die Gemeinde im Dezember 500 000 Franken, womit sich der gesamte Beitrag im Jahr 2015 auf 950 000 Franken belief. «Der Tourismus ist für Charmey wichtig, doch die hohen Betriebskosten der Bahnen erschweren die Situation», fasste Gemeinderat Page zusammen.

Die Verantwortlichen der Bahnen ihrerseits gehen in die Offensive. Verwaltungsratspräsident Bruno Charrière präsentierte die Strategie für die nächsten 25 Jahre: Als erster grosser Brocken steht die Erneuerung der Konzession der Gondel an. Um diese zu erhalten, braucht es gemäss Charrière einige Arbeiten an der Bahn, was Investitionen von 2,1 Millionen Franken entspricht.

«Vor allem müssen wir aber unseren Umsatz steigern», sagte Charrière. Dafür wollen die Bahnen das Angebot ausbauen und neue Zielgruppen ansprechen. Als Projekte erster Priorität zählte Charrière auf: Eine Parkgebühr erheben, eine Après-Ski-Bar einrichten, den Kletterpark Charmey Aventures kaufen, Mountain-Bike-Wege ausbessern und den Wanderweg um Vounetz ausbauen.

Als zweite Priorität nannte er Projekte bei der Mittelstation der Gondel: etwa den Bau einer Riesen-Rutschbahn oder die Möglichkeit, Paintball zu spielen. Auch eine Downhill-Piste soll entstehen. Mit diesen Aktivitäten wollen die Bergbahnen junge aktive Menschen ansprechen. Als dritte Priorität erwähnte Charrière insbesondere den Bau einer Beschneiungsanlage für die Skipisten.

Charrière rechnete vor, wie sich die Gemeinde bis 2020 an den Betriebskosten beteiligen sollte: Mit 800 000 Franken in diesem Jahr; der Beitrag soll dann in jedem Jahr um 100 000 Franken sinken und damit 2020 noch 400 000 Franken ausmachen. Zusätzlich erwarten die Bahnen eine kommunale Beteiligung an den Investitionen von rund vier Millionen Franken in den nächsten vier Jahren. «Unser Ziel ist es, die finanzielle Last für die Gemeinde langfristig erträglich zu machen», sagte Charrière. Er hoffe auch auf Beiträge der Region und des Kantons.

Alternative zur Bahn

Eine andere Optik hatte Daniel Fischer, der die Situation im Rahmen eines Mandats der Gemeinde seit 2012 analysiert und Resultate und Vorschläge präsentierte. Er forderte die Akteure auf, auch ohne Bergbahnen zu planen. «Sie sind nicht euer Schicksal.» Die Gemeinde brauche ihr Geld zurzeit, um die Defizite der Bergbahnen und des Sportzentrums zu decken, das verhindere Neues. Der Tourismusort Charmey müsse während zehn Monaten im Jahr Aktivitäten anbieten. Der Ort müsse herausfinden, worin er am besten sei. «Worin seid Ihr Champion?», fragte Fischer. Darauf müsse sich Charmey konzentrieren. Er nannte Beispiele kleiner, erfolgreicher Destinationen: eine, die ihr Angebot vollständig auf Familien mit kleinen Kindern ausgerichtet hat oder eine andere, die Leute anspricht, die für wenige Tage eine Auszeit nehmen wollen.

Fischer sagte mit klaren Worten, was sich ändern muss, damit sich Charmey aus der Krise befreien kann: «Ihr müsst zusammenarbeiten und jemanden akzeptieren, der die Führung übernimmt. Bisher hat das nicht funktioniert.» Damit richtete sich Fischer an die Gemeinde, die Tourismusverantwortlichen, die Bahnen, die Betreiber der Hotels, Restaurants und des Bades. Die Zeit müsse vorbei sein, einander die Schuld in die Schuhe zu schieben. Es gelte, Synergien zu nutzen. «Ihr müsst eine gemeinsame Vision entwickeln.»

 Erster Entscheid im Juni

Eine erste Entscheidung wird wohl am 6. Juni an der Gemeindeversammlung von Val-de-Charmey fallen: Die Bahnen werden erneut um einen Zustupf bitten, um ihren Liquiditätsengpass zu überbrücken. Vermutlich werde auch über eine Hilfe für die nächsten zwei Jahre befunden, sagte Yves Page. Doch zuständig wird der neu zusammengesetzte Gemeinderat sein, der seine Arbeit Mitte April aufnehmen wird.

«Ihr müsst zusammenarbeiten und jemanden akzeptieren, der die Führung übernimmt.»

Daniel Fischer

Tourismus-Experte

Zahlen und Fakten

Gemeinde profitiert vom Tourismus

Im Auftrag des Kantons hat der Freiburger Tourismusverband analysiert, welche Auswirkung der Tourismus auf die lokale, regionale und kantonale Wirtschaft hat. Die Analyse ist noch nicht abgeschlossen, doch Tourismusdirektor Thomas Steiner verriet für Charmey Folgendes: 60 bis 65 Millionen Franken fliessen jährlich in die Wirtschaft zurück, wovon 8 Millionen von den Bahnen stammen. Bei der Berechnung werden verschiedene Parameter berücksichtigt: Die Anzahl Kunden der Bahnen, welches Material die Bahnen und die Restaurants in der Region einkauften und wie viele Leute sie beschäftigten. «Es sind Theorien», betonte Steiner.mir

Reaktionen: Fragen, Lob und Skepsis

D as Interesse am Schicksal des Tourismus in ihrer Gemeinde ist bei den rund 2400 Einwohnern von Val-de-Charmey gross. Vier volle Stunden dauerte der Informationsanlass am Montagabend, doch kaum einer der 300 Anwesenden verliess den übervollen und stickigen Saal frühzeitig. In der Diskussion zeigte sich, dass die Interessen auseinandergehen, aber wohl eine Mehrheit für den Erhalt der Bahnen ist.

Der Plan, Schneekanonen zu bauen, löste bei einigen Kopfschütteln aus. «Klimaberichte zeigen, dass dies für Orte, die tiefer als 1600 Meter liegen, keinen Sinn macht», sagte ein Anwesender. Und ein anderer: «Es hat eigentlich nie genug Schnee. Die Kanonen kosten nur, und wir können zu wenig davon profitieren.» Bruno Charrière, Verwaltungsrat der Bahnen, versuchte zu relativieren: Für die nächsten 20 Jahre machten Schneekanonen durchaus noch Sinn, was danach komme, lasse sich nicht planen. «Das Klima verändert sich, aber die Veränderung ist nicht radikal», betonte er. Die beiden letzten Winter seien schlecht gewesen, doch das heisse nicht, dass nun jeder Winter so sein werde.

Gemeinderat Yves Page hielt fest, dass es normal sei, dass die öffentliche Hand Bahnen mitfinanziere. Er gab jedoch zu bedenken, dass die Bahnen in den 1960er-Jahren gebaut wurden, zu einer Zeit, als der Wintersport florierte und es Schnee in Hülle und Fülle gab. «Heute haben wir andere Rahmenbedingungen.»

Ein Anwesender störte sich hingegen daran, dass die Gemeinde immer nur von den Kosten der Bergbahnen rede. Das Sport- und Freizeitzentrum mit dem Schwimmbad verzeichne auch jährlich Defizite, wofür die Gemeinde aufkomme. Yves Page hielt dagegen, dass das Sportzentrum eine andere Funktion habe als die Bahnen, da beispielsweise im Schwimmbad die Schulkinder der Region schwimmen lernten. Der Gemeinderat habe jedoch nie etwas verstecken wollen und die Kosten des Sport- und Freizeitzentrums stets offengelegt.

Indirekte Rendite

Ein Anwesender bezog sich auf die Angaben des Freiburger Tourismusdirektors Thomas Steiner, wonach jährlich acht Millionen Franken von den Bergbahnen Charmey in die Wirtschaft zurückfliessen (siehe Kasten links). «Aber wohin fliesst dieses Geld?», fragte der Mann. «Das ist eine berechtigte Frage», antwortete Bruno Charrière. Einerseits müsse man den Experten vertrauen, die solche Studien erstellten. Andererseits könne man nicht einfach alles aufgeben, was nicht direkt rentiere. «Weshalb seid Ihr nach Charmey gezogen?», fragte Charrière in den Saal. Er sei überzeugt, dass für Neuzuzüger die Infrastruktur der Gemeinde eine Rolle spiele. Gäbe es keine Bahnen, kein Bad, kein Sportzentrum, wäre Charmey nicht gleich stark gewachsen, zeigte sich Charrière überzeugt.

Ein Mann lobte den Enthusiasmus des Verwaltungsrats und die neuen Ideen. «Jetzt müssen wir uns zusammenraufen», forderte er die Anwesenden auf. «Wir haben genug gehört und genug diskutiert. Wir müssen den Verantwortlichen vertrauen und endlich vorwärtsgehen.» mir

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