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Die Beerdigung eines Gartenkönigs

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Aus den Ohren wuchs ihm das Unkraut, wie alten Männern das Ohrhaar: Pluto, mehr Riese als Gnom, benannt nach Plutos, dem griechischen Gott des Reichtums und Überflusses. 15 Jahre lang herrschte er über den Gnomengarten Schwarzenburg; am Freitag hat sein letztes Stündlein geschlagen. Dort, wo ihn Künstler Jürg Ernst ab 2001 erbaut hatte, fuhr ein Bagger auf und zermalmte den begehbaren Betonkopf. Der Grund: Der Gnomengarten schloss bereits letztes Jahr seine Tore, viele der rund 50 Skulpturen haben inzwischen ein neues Zuhause gefunden.

Gartenkönig Pluto ist nicht bei der Züglete dabei: zu gross, zu schwer – und zu teuer der Transport. «Leider ist kein Milliardär zur Finanzierung aufgetaucht», sagte Ernst, immer zu einem Spass aufgelegt. Es habe Angebote gegeben, ja, vom Europapark Rust etwa. «Aber das hat für mich nicht gestimmt, den Europapark finde ich kitschig. Ich hätte es nicht ertragen, Pluto beklettert, inmitten dieser Attraktionen zu sehen.» So fiel die Entscheidung Pluto zu Pluton zu schicken, dem griechischen Gott der Totenwelt.

Tochter dreht einen Film

Im Gnomengarten in Schwarzenburg stehen Figuren, die noch nicht verkauft sind. Die Schliessung des Gartens erfolgte einerseits, weil das gepachtete Terrain neben dem Künstlerhaus in der Bauzone liegt. Andererseits aus gesundheitlichen Gründen: Jürg Ernst erlitt vor drei Jahren einen Schlaganfall; auch befindet er sich schon im AHV-Alter. Er sei nicht traurig, dass der Garten zerstört werde. «Ich empfinde es viel mehr als Erleichterung», so Ernst. «Die aufwendige Pflege des Gartens, die Führungen und das Organisieren haben mir keine Zeit mehr zum künstlerischen Schaffen gelassen.»

Den Abbruch Plutos inszenierte Ernst als künstlerische Aktion. «Viele Leute sagten ja, Pluto habe mich selber dargestellt», sinnierte er. «Er ist auch ein Teil von mir.» Liedermacher Danü Brüggemann, kostümiert mit Hut und riesiger Brille, sang auf dem Kopf des Riesen ein eigens für Pluto komponiertes Lied. Anschliessend wurde der Sänger von der Krone abgeseilt, während Pluto Rauch spie und sich gegen den Bagger «verteidigte». Die Filmerin Miriam Ernst, Tochter des Künstlers, hielt das Happening mit der Kamera fest. «Ich bin manchmal fast wehmütiger als mein Vater, weil ich den intensiven Gnomengarten-Prozess über 15 Jahren selber miterlebt habe», sagte sie. Sie versuche das Thema jedoch trotzdem aus einer gewissen Distanz zu sehen, sodass der Film mit dem Künstler Jürg Ernst einen universellen Charakter erhalte. Die Premiere des Lowbudget-Films ist auf Ende Jahr vorgesehen, finanziert wird sie unter anderem durch eine noch bis am 4. Juli laufende Crowdfunding-Aktion. «Dass meine Tochter das Projekt filmisch dokumentiert, ist ein Riesengeschenk», so Ernst.

Der Abriss Plutos bedeutet einen Höhepunkt im Film. Zum Abbau resümierte Ernst: «Es ist eine schöne Beerdigung. Ich habe mich lange mit der Auflösung des Gartens beschäftigt.» Die Räumung sieht er pragmatisch: «Wenn man etwas macht, muss man auch mal aufräumen.» Der 66-Jährige will wieder Neues Schaffen: Der gelernte Fotograf möchte nun wieder mehr malen und kleinere Skulpturen und Reliefbilder gestalten.

Skulpturen bleiben im Dorf

«Es tut schon weh, dass der Gnomengarten nicht erhalten werden kann – es ist aber auch konsequent», sagte Maria Messerli Ernst, Ehefrau des Künstlers, vor ihrem Grosselternhaus. Das Künstlerpaar behält einige Figuren, darunter den «Kulturexpertenfresser Dr. Kupfer», die Philosophenschnecke «Diogenes» und die «übertherapierte Madame Froidevaux» samt Vogel auf dem Kopf. Für die Erhaltung fünf weiterer Skulpturen wurde eine Lösung gefunden: im Gnomenweg Schwarzenburg. «Wir hätten den Garten natürlich am liebsten behalten», so Margrit Indermühle, Präsidentin des ehemaligen Vereins Gnomengarten, neu umbenannt in Kunstverein Schwarzenburg. «Der Weg war das Beste, was wir realisieren konnten.» So wird ab Sommer 2017 der Wahrheitssänger mit den drei Vogelköpfen beim Museum seine «Worthülsen» fallen lassen, das neue Domizil des «Wahrheitssuchers» und des «Goldenen Käfigs» wird neben der Bank sein. Weitere Standorte sind zwischen Schloss und Pflegezentrum und beim Kirchgemeindehaus. 80 000 Franken kostet die Züglete; es braucht auch eine Baubewilligung. Mit 35 000 Franken unterstützt der Kanton das Projekt, der Rest wird durch Spenden und Sponsoren finanziert.

Crowdfunding-Aktion: https://wemakeit. com/projects/film-the-fool-on-the-hill

Gnomenweg: Per App Skulpturen entdecken

D er Gnomengarten hat seit seiner Entstehung vor 15 Jahren 25 000 Besucher nach Schwarzenburg gelockt. «Dies zeigt seine Bedeutung für Schwarzenburg», sagt Gemeindepräsident Ruedi Flückiger, Nachbar und Mitglied der Projektgruppe, auf Anfrage. «Wir bedauern die Schliessung.» Der Gemeinderat hat einen kleinen finanziellen Beitrag für den Gnomenweg gesprochen. «Die Bauverwaltung unterstützt das Bauverfahren, soweit dies möglich ist.» Weiter werde das Ortsmarketing zur Vermarktung beitragen. Geplant ist nämlich, auch die restlichen verkauften Figuren im Dorf zu erfassen. Per App können Besucher so einen Rundgang zu allen Figuren unternehmen. ea

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