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Die Behandlungskette schliesst sich

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Ein paar Schritte am Empfang vorbei befinden sich zwei Türen, über denen ein Licht anzeigt, ob die Räume dahinter gerade frei oder besetzt sind. Es sind die beiden Gruppenräume der psychiatrischen Tagesklinik an der Botzetgasse im Perollesquartier. Hier beginnt und endet jeder Tag für die Patienten mit Gruppengesprächen. Links für die Deutschsprachigen und rechts für die Französischsprachigen.

 Seit fünf Jahren läuft in diesem Gebäude einer Ordensgemeinschaft der Betrieb der beiden Einheiten des Freiburger Netzwerkes für psychische Gesundheit (FNPG) harmonisch nebeneinander und miteinander. Bis letzten Frühling war dies die einzige Einrichtung des FNPG, in der die deutschsprachigen Patienten unter sich und von rein deutschsprachigem Personal betreut waren. Im Mai wurde dann in der psychiatrischen Klinik in Marsens eine rein deutschsprachige Abteilung eröffnet, und nach Ostern soll in der Freiburger Tagesklinik auch eine ambulante Gruppe für Deutschsprachige eröffnet werden, wie Dorothee Piek, Psychologin an der Tagesklinik, verrät. «Das ist erfreulich: Langsam komplettiert sich die deutschsprachige Behandlungskette», sagt Armin Kratzel, Verantwortlicher für den deutschsprachigen Bereich des FNPG.

Räumlich werden die stationäre Psychiatrie, die Tagesklinik und der ambulante Bereich bis 2018 in den Gebäuden des Diözesanseminars in Villars-sur-Glâne zum Psychiatriezentrum für Deutschsprachige vereint.

Noch nicht überall bekannt

Die Psychiatrie im Kanton Freiburg kämpft immer noch gegen den Ruf aus der Zeit vor der Eröffnung einer eigenen Abteilung in Marsens, dass Patienten deutscher Muttersprache sich isoliert fühlen. Dies verspürt zum Teil auch die Tagesklinik in Freiburg. «Wir erreichen noch nicht die ganze deutschsprachige Bevölkerung», sagt Dorothee Piek. Das Angebot einer Tagesklinik sei nicht überall bekannt.

 Jeweils zur Hälfte kommen die Patienten aus der vollstationären Psychiatrie und aus einer ambulanten Behandlung in psychosozialen Zentren oder via Hausarzt in die Tagesklinik, sagte Theo Braeunig, Oberarzt und Facharzt Psychiatrie. «Wir bieten eine Teilstruktur an», so Braeunig. «Es ist beispielsweise für Patienten, welche die Klinik Marsens verlassen konnten, aber noch lange nicht genesen sind. Um diesen zweiten Schritt zu schaffen, ist so eine Tagesklinik absolut notwendig.»

«Es handelt sich um eine Zwischenphase», ergänzt Piek. Patienten seien etwa aufgrund einer Depression noch nicht arbeitsfähig. Im teilstationären Bereich haben sie aber eine Tagesstruktur, und nachts können sie im eigenen Bett schlafen. «Hier bekommen wir mehr mit, als wenn ein Patient in ambulanter Behandlung wäre. Wir sind nahe dran und können so die nötige Unterstützung bieten.» Entsprechend wird die Betreuung in der Tagesklinik durch ein interdisziplinäres Team geleistet. In der Tagesklinik kümmern sich zehn Personen um bis zu 15 deutschsprachige Patienten.

«Man geht zur Arbeit»

Anders als in der stationären Psychiatrie ist das Modell der Tagesklinik nicht störungsspezifisch. «Wir bekämpfen nicht nur Symptome, sondern versuchen, mit Patienten eine Reintegration in den Alltag zu schaffen, die langfristig nachhaltig ist», erklärt Piek.

Braeunig präzisiert, dass neben Behandlungsgesprächen das Behandlungskonzept auf Gruppengeschehen basiere. Entsprechend ist auch die Tagesklinik mit Ateliers ausgestattet. Ein Atelier ist auf Kunsttherapie ausgerichtet, ein anderes auf handwerkliches Arbeiten.

Das Wochenprogramm in der Tagesklinik umfasst ähnliche Betriebszeiten wie im beruflichen Alltag. Die Patienten kommen morgens selbständig, essen gemeinsam zu Mittag und kehren am Abend wieder heim. «Der Tagesrhythmus hat viel mit Normalität zu tun.» Auch das Pendeln trage dazu bei, so Braeunig. «Auch bei uns geht man zur Arbeit, nämlich zur therapeutischen Arbeit.»

Fallbeispiele: Am Anfang waren Ängste da

E s ist eine Erfolgsmeldung, auf die der Deutschfreiburger im mittleren Alter lange gewartet hat: «Ich habe wieder eine Stelle gefunden.» Noch nicht so lange ist es her, dass er als Patient in der Tagesklinik des Freiburger Netzwerks für psychische Gesundheit ein und aus ging. Die Therapie dauerte lange Monate, nun hat er den Schritt ins Berufsleben aber wieder gefunden.

«Ich hatte vor dem Klinikeintritt wahnsinnig Angst», sagt der Mann gegenüber den FN. «Ich hatte damals ein völlig falsches Bild: Ich erwartete Personal in weissen Kitteln, ans Bett gefesselt zu werden und Medikamente verabreicht zu bekommen.»

Lange habe sich der Mann gesträubt, sich behandeln zu lassen. «Es war, wie wenn ich mich an eine Stange klammere und mich kaum mehr halten kann.» Er blickt auf seine schwierige Zeit zurück: «Ich habe um mich herum nichts mehr wahrgenommen.»

Seine Familie habe ihm vor langer Zeit gesagt, er solle Hilfe suchen. Zuerst war er beim Hausarzt, später bei einem Psychiater, dann musste er sich eingestehen: «Ich brauche eine andere Hilfe.»

So hat sich der Deutschfreiburger bei der Tagesklinik gemeldet. Er liess sich dazu bewegen, eine Woche zu schnuppern. «Das war wahnsinnig hilfreich», sagte er. So konnte er sich an andere Patienten und ans Personal gewöhnen. «Das löste bei mir die Angst.» Die Arbeit in Gruppen sei hilfreich gewesen. Hier lernte er Leute kennen, die sich nicht mehr im hektischen Rhythmus bewegten, wie er es in seinem Arbeitsleben erfahren hatte. Man habe in der Gruppe aufeinander Rücksicht genommen und sei auf die Probleme der anderen eingegangen.

Am Anfang habe ihn seine Frau in die Tagesklinik geführt, später machte er den Weg selber. «Ich habe das Auto ausserhalb der Stadt abgestellt und bin meist von dort gelaufen. Ich laufe sehr gerne, da bin ich mich selber.»

Ihn habe beeindruckt, wie Patienten in der Tagesklinik behandelt werden und in Entscheidungen einbezogen werden. «Hier habe ich gelernt ‹Stop!› zu sagen, wenn es für mich nicht mehr stimmt.»

Wieder selbständig

Bei diesem Patienten hatte seine Arbeitssituation entscheidend zur persönlichen Krise beigetragen. Bei einer anderen Patientin aus Deutschfreiburg war es ein Bruch in ihrem persönlichen Umfeld gewesen. Das belastete sie über Jahre hinweg, bis sie in die stationäre Psychiatrie eingewiesen wurde. Von dort kam die Patientin in die Tagesklinik. «Man musste mich zwingen», sagt die Patientin gegenüber den FN. Doch auch sie habe man von der Tagesklinik überzeugen können, indem sie vorerst nur probeweise den Betrieb kennenlernte.

Die Gespräche mit der verantwortlichen Psychologin hätten ihr gut getan, und auch die Möglichkeit, mit anderen Patienten über ihre Probleme zu sprechen. Dazu kam die teilweise Selbständigkeit, indem sie täglich alleine mit dem Zug nach Freiburg reiste.

Die Patientin konnte nach mehrmonatiger Therapie die Tagesklinik verlassen; heute trifft sie sich noch mit dem Hausarzt. Die Frau hat in einer spezialisierten Einrichtung eine Arbeit aufgenommen. Und für sie das Allerwichtigste: «Meine Kinder sagen, jetzt könne man wieder mit mir reden.» uh

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