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Die Beschützer

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Die Beschützer

Einige werden sich jetzt gleich furchtbar ärgern. Ich ärgere mich schon lange. Über den Staat. Nein, nicht grundsätzlich. Nur über die Auswüchse und weil er immer mehr in meinem eigenen Leben herumpfuscht. Und das gehört doch mir, oder nicht? Seit geraumer Zeit kommt er als Erziehungs- und Schutzstaat daher. Das ist durchaus clever, um die eigene Daseinsberechtigung zu begründen. Denn dort, wo man «Schutz» im Schilde führt, gilt man sofort als edler Ritter, man hat das Gute zum Vornherein auf seiner Seite. Man braucht nur das Wort «Fussgängerschutz» zu gebrauchen, und schon stehen sie alle stramm. Auch bei «Artenschutz», «Denkmalschutz», «Tierschutz», «Gesundheitsschutz», «Lärmschutz», «Verbraucherschutz», «Minderheitenschutz», «Heimatschutz», «Versichertenschutz» oder «Jugendschutz» gehen sie gleich alle in Achtungsstellung. Jugendschutz kommt so sittlich daher, dass man sofort aus der Gilde der Sittsamen verstossen wird, wenn man nur Fragen zu stellen wagt.

Es ist offensichtlich: wem es gelingt, sich als schützenswert darzustellen, dem wird hierzulande besondere Zuwendung zuteil. Aber auch jenen, die gar nicht geschützt werden wollen. In den Gesetzen über die Alkohol- und Tabakwerbung, in den Verordnungen über Rauchverbote, in der Gesetzgebung über die Angurte- und Helmtragepflicht, in den Reglementen über Arbeitssicherheit, in den Verkehrsgesetzen – überall kommt der Bürger als hilfloser und unmündiger Depp vor, den es gilt, vor sich selber zu schützen. Derselbe Bürger übrigens, dem man andererseits zumutet, eine Familie gründen zu können, Kinder zu erziehen, im Beruf die Frau/den Mann zu stehen, wichtige öffentliche Ämter verantwortungsvoll zu besetzen und dem man an der Urne höchstes Urteilsvermögen abverlangt. Und auch die Frauen müssen immer noch geschützt und «gleichgestellt» werden. Da ich blöderweise ein Mann bin und somit zu keiner schützenswerten Spezies gehöre, kamen mir schon Gefühle der Ungerechtigkeit hoch, bis ich entdeckte, dass ich immerhin Konsument bin und wenigstens vom «Konsumentenschutz» vor den Bösen der Wirtschaft in «Schutz genommen» werde.

Angesichts all der Schutzverordnungen kann einem ob der heillosen Gefährlichkeit des Lebens angst und bange werden. Letzthin hat man übrigens entdeckt, dass die Anzahl Bakterien auf PC-Tasten 400 Mal grösser ist als auf Klobrillen. Wetten, dass es nur ein Frage der Zeit ist, bis dort obligatorisch steht: «Mailen gefährdet die Gesundheit. Chatten für Schwangere verboten». Es ist unglaublich, mit welcher Selbstverständlichkeit sich die staatlichen Lebensflugbegleiter, Gesundheitsapostel und Moralayatollas bis in die intimsten Lebensbereiche der Bürger einmischen. Ständig werde ich fürsorglich belagert, gewarnt, aufgeklärt und belehrt. Es wimmelt von Leuten, die glauben, andere schützen, belehren und erziehen zu müssen. Im eigenen Namen und mit fremdem Geld. Millionen Steuergelder werden jedes Jahr für «Vorbeugung» verpulvert, nicht zu vergessen all die Kampagnen für alle möglichen Sicherheiten, richtige Ernährung – was ist das wohl? – sinnvolle Freizeitgestaltung – wer bestimmt, was sinnvoll ist? – Kampagnen gegen Fettleibigkeit und Blutarmut. Im Herbst werde ich zur Grippeimpfung aufgerufen, im Sommer zum Gebrauch von Sonnencrème. Tue dies, vermeide das. Denn du weisst selber nicht, was gut und schlecht für dich ist. Das wissen offenbar nur der Staat und seine Bediensteten in ihrer päpstlichen Unfehlbarkeit. Dabei geht es ihnen natürlich um nichts anderes als um was Wohl ihrer «Kinder». Aber, um alles in der Welt, warum können das die Menschen nicht selber und eigenverantwortlich? Das ist die Glaubensfrage.
Ich bin überzeugt, sie würden sich vielleicht ein paar Beulen holen, aber, sie könnten, wenn man sie liesse. Die Mehrheit denkt da wohl anders, sonst würden wir nicht vieles so mit uns machen lassen. Noch schlimmer, manchmal denke ich, dass viele bereits so weit konditioniert sind, dass sie geradezu sehnsüchtig auf neue Verordnungen warten und glauben, dass damit wieder ein Problem mehr vom Tisch sei. Dass das bequem ist, muss ich zugeben. Man muss nicht mehr selber denken und die Verantwortung haben immer andere. Aber ist das die Zukunft einer Gesellschaft? Ist das vielleicht mit ein Grund, warum die «Karre» Schweiz nicht «aus dem Dreck kommt»?

Der Autor, Beat Brülhart, wohnt in Düdingen. Er ist Unternehmensberater und Trainer/
Coach für Führungskräfte sowie Referent am Schweizerischen Institut für Unternehmensschulung. Als Mitglied des Gewerbeverbandes Sense ist er in einem FN-Kolumnistenkollektiv tätig, das in einem vierzehntägigen Rhythmus frei gewählte Themen bearbeitet. Der Inhalt braucht sich nicht zwingend mit der Meinung der Redaktion zu decken.

Von BEAT BRÜLHART

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