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«Die Bibel ist ein anspruchsvolles Buch»

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«Die Bibel ist ein anspruchsvolles Buch» Zum Abschied von Professor Adrian Schenker von der Theologischen Fakultät Ende des Studienjahres nimmt Professor Adrian Schenker Abschied vom Lehrbetrieb an der Universität Freiburg. Während fast 40 Jahren unterrichtete er am Departement für biblische Studien alttestamentliche Exegese und Theologie. Die wissenschaftliche Arbeit am biblischen Text wird er auch im Ruhestand fortsetzen. Mit ADRIAN SCHENKERsprach ANTON JUNGO Sie sind in der Stadt Zürich aufgewachsen. Da dürfte es keine Selbstverständlichkeit gewesen sein für einen jungen Mann, in einen Orden einzutreten. Wie ist Ihr Entschluss gereift, Dominikaner zu werden? Am Ende der Gymnasialzeit suchte ich einen Orden, in welchem auch das Intellektuelle gepflegt wird. Von den Predigten in unserer Pfarrei her kannte ich die Dominikaner. Ich interessierte mich besonders für moderne Kunst und die Dominikaner gaben damals die Zeitschrift «Art sacré» heraus. Ich war davon begeistert. So habe ich mich für den Eintritt in den Dominikanerorden entschieden. Wie verlief Ihr Weg zum Universitätslehrer? Ich studierte gerne. Noch während der Studienzeit gab mir der damalige Magister, P. Heinrich Stirnimann, den Auftrag, die Biographie der hl. Katharina von Siena zu übersetzen. Um die Lebensumstände der Heiligen kennen zu lernen, beschäftigte ich mich intensiv mit Kirchengeschichte. Ich dachte damals, dass ich mich auf Kirchengeschichte spezialisiere. Begeistert von der Bibel und von Professor P. Dominique Barthélémy wechselte ich zum Alten Testament. Die Ordensoberen erlaubten mir einen Studienaufenthalt an der Ecole biblique in Jerusalem. Im Rahmen der Reformen der Theologischen Fakultät im Jahr 1967 brauchte es zusätzliche Dozenten und ich erhielt einen Lehrauftrag für Hebräisch. So wurde ich mit 28 Jahren Lehrbeauftragter. Nebenbei schrieb ich meine Doktorarbeit. 1991 wurde ich ordentlicher Professor für Theologie und Exegese des Alten Testamentes. Exegese des Alten Testamentes ist ein sehr weites Gebiet. Welche Schwerpunkte haben Sie bei Ihren Lehrveranstaltungen gesetzt? Versöhnung, Konflikte, Konfliktlösung, auch Opfer und Sühne waren Themen, die mich im AT besonders interessierten. Um diese Themen zu bearbeiten, musste ich mich mit den Gesetzes- und Rechtstexten befassen. Ich sah dabei, dass es sich hierbei um ein «Stiefkind» der Exegese handelt und begann mich auf diesem Gebiet zu spezialisieren. Was ist das Besondere an der biblischen Gesetzes- und Rechtsauffassung? Das alttestamentliche Recht ist ein Ausgleichsrecht. Es ist nicht ein Recht, das die Gesellschaft organisiert, sondern es schaut, dass alle irgendwie zu ihrem Recht kommen. Es ist auch nicht ein brutales Strafrecht («Auge um Auge, Zahn um Zahn»), sondern versucht, Strafe wenn immer möglich zu vermeiden. Theologische Themen wie Strafe Gottes, Versöhnung zwischen Gott und dem Sünder usw. werden deutlich, wenn man sie aus dem Leben der Menschen heraus versteht. Eng mit dieser Thematik hängt auch das Thema des Opfers zusammen. Der Mensch will zur Versöhnung etwas beitragen. Von dort gelangte ich zum Thema Gewalt in der Gesellschaft und im Gottesbild. Alttestamentliches Recht ist der Versuch, Gewalt mit friedlichen Mitteln zu entschärfen. Alle sollen dabei das Gesicht bewahren können. Alte Sprachen sind heute an Gymnasien nicht mehr in. Ist es trotzdem möglich in den Vorlesungen mit den Urtexten der Bibel zu arbeiten? Das Interesse für Latein und Griechisch ist stark zurückgegangen. Dies hat den Unterricht erschwert. Von den Studenten, die Theologie studieren, wird aber immer noch verlangt, dass sie Kenntnisse in Griechisch, Latein und Hebräisch haben. Biblischer Unterricht muss stellenweise auf die alten Sprachen zurückgreifen können. Fast während vierzig Jahren waren sie als Universitätslehrer tätig. Haben Sie in dieser langen Zeitspanne Veränderungen festgestellt? Der Beginn meiner Lehrtätigkeit fiel mit dem Umbruch des Lehrbetriebes (68er-Jahre) und den Neuerungen des Zweiten Vatikanischen Konzils zusammen. Diese Umbruchstimmung hat man gut gespürt. Man konnte nicht mehr voraussetzen, dass Studenten ein positives Verhältnis zu Kirche und Bibel haben. Heute ist es wieder ruhiger geworden. Das Problem liegt jetzt eher in einer Spannung: Für die einen ist man nicht kirchlich genug und für die anderen zu kirchlich. Sie sind als Spezialist für das Alte Testament auch bei der kritischen Herausgabe des biblischen Textes engagiert. Ist der biblische Text nicht ein für allemal fixiert? Was gibt es da noch zu verändern? Einerseits geht es darum, die alten Übersetzungen und Interpretationen zum AT zu studieren. Dabei kann man sehen, wie die biblischen Texte früher verstanden wurden. Dies ist in vielfacher Weise hilfreich für das heutige Schriftverständnis. Das AT ist vom 4. Jh. v. Chr. an als Gesamtbuch entstanden. Es gab aber bis ins 1. Jh. n. Chr. verschiedene verbesserte Auflagen. Es gab auch unterschiedliche Ausgaben. So waren die Fünf Bücher Mose bei den Samaritanern nicht die gleichen wie bei den Juden in Jerusalem. Diese Auflagen liegen heute meistens nicht mehr vor. Man muss sie aus verschiedenen Bibeltexten rekonstruieren. Die biblischen Bücher wurden immer wieder abgeschrieben. Bei einer so langen handschriftlichen Überlieferung schlichen sich Abschreibefehler ein. Man muss also versuchen, herauszufinden, welche die ursprüngliche und bessere Version eines Textes ist. Einen grossen Zuwachs an Dokumenten gab es auch durch die Entdeckung der Schriften vom Toten Meer (Qumran). Auch dadurch gab es neue Fragestellungen. Während eines Sabbatjahres haben Sie Arabisch studiert. Welcher Zusammenhang besteht zwischen Arabisch und den biblischen Texten? Es gibt zwei Gründe, weshalb ich mir die arabische Sprache angeeignet habe. Zum einen ist Arabisch die wichtigste semitische Sprache, und zu den semitischen Sprachen gehört auch das Hebräische. Das Arabische hat einen alten Formen- und Wortschatz bewahrt, der in andern semitischen Sprachen verloren gegangen ist. Wer hebräische Texte des AT verstehen will, tut deshalb gut daran, sich auch mit Arabisch zu befassen. Andererseits sind die ältesten Kommentare zum AT in Arabisch abgefasst. Sie sind älter als die ältesten jüdischen Kommentare aus Europa. In ihnen findet man deshalb älteste Erklärungen zu den biblischen Texten. Auch die ältesten hebräischen Grammatiken und Wörterbücher wurden auf Arabisch verfasst. Ihr Engagement hat sich nicht auf den Lehrbetrieb an der Universität beschränkt. Was versuchen Sie den Besuchern Ihrer zahlreichen Vorträge und Predigten zu vermitteln? Ich hatte immer auch gern ein nicht-studentisches, erwachsenes Publikum vor mir, das sich nicht berufsmässig mit Theologie befasst. Man ist dadurch gezwungen, Theologie in eine einfache Sprache umzusetzen. Dies ist eine heilsame Selbstdisziplin. Theologie darf sich nicht im «elfenbeinernen Turm» verstecken. Sie muss verantwortet unter die Menschen kommen. Die im Gottesdienst vorgetragenen biblischen Texte sind sehr oft unverständlich. Gibt es dazu ein G

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