Papst Franziskus hat mehr Aufnahmebereitschaft gegenüber Migranten verlangt. Die Antworten auf die Flüchtlingskrise seien «wenn auch grosszügig, vielleicht nicht zureichend» gewesen, sagte er in einem Interview der italienischen Tageszeitung «Il Sole 24 Ore».
Heute stehe Europa vor «Tausenden Toten». Es habe «zu viel Schweigen» gegeben, auch von denen, die eigene Interessen vor das Wohl der anderen stellten, so der Papst. Franziskus rief vor allem die Regierungen in die Pflicht. Sie müssten gemeinsame Wege für eine Aufnahme von Migranten finden. Man könne «eine gewisse Zahl von Personen» aufnehmen, ohne Integration und eine würdige Unterbringung zu vernachlässigen, sagte der Papst.
«Mit weit offenen Armen»
Auch die Migranten müssten ihren Beitrag leisten, um sich zu integrieren und Ängste zu zerstreuen. Dabei nannte Franziskus Respekt vor der Kultur und den Gesetzen der Aufnahmeländer. Ohne Offenheit für Vielfalt, ohne Solidarität und ohne einen Blick auf die Menschheit als weltweite Familie sei eine friedliche Zukunft nicht möglich, sagte Franziskus. «Christus selbst bittet uns, unsere Brüder und Schwestern Migranten mit weit offenen Armen aufzunehmen», so der Papst wörtlich. Die Herausforderungen der Migration offen anzugehen, könne eine Welt aufbauen helfen, in der es nicht nur um Zahlen und Institutionen, sondern um Menschen gehe.
Fast 70 Millionen
Die Zahl der Menschen, die vor Krieg, Konflikten und Verfolgung fliehen, war gemäss dem Uno-Hochkommissariat für Flüchtlinge (UNHCR) noch nie so hoch wie heute. Ende des Jahres 2017 waren 68,5 Millionen Menschen weltweit auf der Flucht. Im Vergleich dazu waren es ein Jahr zuvor 65,6 Millionen Menschen, vor zehn Jahren 37,5 Millionen Menschen. In Deutschland nahm die Zahl der Asylsuchenden im Vergleich zu 2016 hingegen deutlich ab. 85 Prozent der Flüchtlinge leben in Entwicklungsländern. Die meisten Flüchtlinge stammen derzeit aus Syrien, Afghanistan und dem Südsudan.