Es war eine regelrechte politische Bombe, die FDP-Kantonalpräsident Sébastien Dorthe anlässlich der vorgestrigen ausserordentlichen Delegiertenversammlung seiner Partei in Bulle platzen liess. Er liess verlauten, dass die Gespräche mit der CVP und der SVP bezüglich einer grossen bürgerlichen Allianz für die Nationalratswahlen 2019 geplatzt sind. Daraufhin liess er die Delegierten über die Strategie eines Alleingangs abstimmen. Das Plenum hiss diese mit 42 zu 1 Stimme fast einstimmig gut.
Offenbar war es die CVP, welche die bürgerliche Allianz mit ihrer Weigerung, mit der SVP zusammenzugehen, letztlich zu Fall brachte. «Die inhaltlichen Differenzen mit der SVP sind für eine Allianz zu gross», bestätigte CVP-Vizepräsident Eric Collomb gestern auf Anfrage. Für eine Listenverbindung mit der FDP wären die CVP wie auch die SVP prinzipiell offen gewesen. Die FDP aber blieb hart und zog den Alleingang einer Zweier-Allianz vor. Die SVP sagte sich ihrerseits, dass eine grosse bürgerliche Allianz für sie «keinen grossen Gewinn» darstellen würde, wie SVP-Vizepräsident Sébastien Bossel sagte.
Umso brisanter ist dieses Scheitern der bürgerlichen Entente dadurch, dass es von der CVP und der SVP bis und mit gestern nicht von sich aus kommuniziert, sondern erst auf Anfrage der FN bestätigt wurde, nachdem die FDP vorgestern ihren Willen zum Alleingang kundgetan hatte.
Bei allen drei bürgerlichen Parteien wächst durch diese Wendung indes die Angst, dass die vereinigte Linke einen dritten Sitz im Nationalrat gewinnen könnte. Das rot-grüne Lager gab sich gestern diplomatisch. SP-Kantonalpräsident Benoît Piller meinte: «Für uns ist es wichtig, stärker zu sein als die anderen. Was die Gegenseite tut, spielt für uns keine grosse Rolle.»
Grossrätin Sylvie Bonvin-Sansonnens (Grüne), Präsidentin der Mitte-links-Grün-Fraktion im Grossen Rat, bemerkte ihrerseits gegenüber den FN, dass für sie auch bei Nationalratswahlen Persönlichkeiten wichtiger seien als Listenverbindungen.
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«Die inhaltlichen Differenzen mit der SVP sind für eine Allianz zu gross.»
Eric Collomb
CVP-Vizepräsident