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Die Diesbachs und die Haberkorns

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Reichtum, Standesdünkel und grosse Männerkarrieren: Das kommt den meisten spontan in den Sinn, wenn vom Freiburger Patriziat des 18. Jahrhunderts die Rede ist. Die Düdinger Historikerin Rita Binz-Wohlhauser hat dieser Elite ihre Doktorarbeit gewidmet, die sie 2012 verteidigt hat und die jetzt in Buchform erschienen ist. Darin kommt sie zu Schlussfolgerungen, die das bisherige Bild der führenden Freiburger Familien revidieren. Die städtische Elite sei weit weniger einheitlich gewesen, als man sich das gemeinhin vorstelle, sagte Rita Binz-Wohlhauser am Mittwoch anlässlich der Präsentation des Buches vor den Medien.

Reich und Arm

«Zwischen Glanz und Elend», so lautet der Titel des Werks, und er bringe die Bandbreite innerhalb der Elite auf den Punkt, so die Autorin. «Es gab nicht nur reiche Familien wie die Diesbach oder die Castella.» Als Gegenbeispiele nennt Rita Binz-Wohlhauser die verarmten Familien Haberkorn und Fillistorf, die sie im Buch speziell unter die Lupe nimmt.

 105 Geschlechter zählten im 18. Jahrhundert formell zur Freiburger Elite. Um sich ihnen anzunähern, hat Rita Binz-Wohlhauser eine aufwendige Quellenarbeit auf sich aufgenommen. Sie hat nicht nur amtliche Dokumente durchforstet, sondern auch Familienarchive und die Archive der Freiburger Frauenklöster. Die Arbeit sei ihr vorgekommen wie ein Umzug in eine unbekannte Gegend, schreibt sie im Vorwort zum Buch: «Nach und nach lernt man die Personen vor Ort kennen, versteht ihre Verwandtschaftsgrade oder sonstigen Vernetzungen und wird mit ihren Sorgen, Nöten und familiären Querelen konfrontiert.»

Sie habe sich ihrem Forschungsthema bewusst nicht nur auf einer abstrakten Ebene nähern wollen, sondern habe die Menschen und ihr Leben kennenlernen wollen, so die Historikerin. Dabei zeigte sich, dass viele Themen, welche die Patrizierfamilien beschäftigten, alles andere als glanzvoll waren. Alltägliche Fragen wie die Finanzierung der Ausbildung der Kinder tauchten ebenso auf wie schwerwiegende Probleme, von der Verschuldung über übermässigen Alkoholkonsum bis zur häuslichen Gewalt. Dies alles sei, obwohl weniger bekannt, typisch für die städtischen Eliten jener Zeit, und dies nicht nur in Freiburg, erklärte Rita Binz-Wohlhauser. «Es war schlicht die Konsequenz des Lebensstils: Man war gezwungen, zu repräsentieren, aber nicht alle hatten dazu die finanziellen Möglichkeiten.»

 Ein besonderes Augenmerk schenkte Rita Binz-Wohlhauser den Frauen. Auch das habe neue Erkenntnisse gebracht: «Das Los der Frauen sagt viel aus über den Zustand einer Familie.» Jenseits der standesgemässen Männerkarrieren zeige sich an den Frauenschicksalen, wo es Probleme gegeben habe: zum Beispiel, wenn sich eine Frau nach dem Tod ihres Mannes vor einem riesigen Schuldenberg wiederfand, oder wenn man einer Frau, die gesellschaftlich aus der Reihe tanzte, die Kinder wegnahm.

Eine Lücke geschlossen

«Wir haben lange auf dieses Buch gewartet», sagte Staatsarchivar Alexandre Dafflon. Die fundierte Arbeit von Rita Binz-Wohlhauser zum Ancien Régime schliesse eine Lücke in der Freiburger Geschichtsschreibung. Das Buch sei eine wichtige Grundlage für weitere Arbeiten zum Ancien Régime und speziell zur Geschichte der Frauen. «Es liest sich wie ein Roman», so Dafflon, «und am Ende möchte man gerne wissen, wie es mit den Familien weitergegangen ist.»

Das Buch «Zwischen Glanz und Elend–Städtische Elite in Freiburg im Üchtland (18. Jahrhundert)» ist im Buchhandel oder beim Chronos-Verlag erhältlich (68 Fr.).

Zur Person

Historikerin im zweiten Bildungsweg

Rita Binz-Wohlhauser (*1967) hat im zweiten Bildungsweg zur Geschichtswissenschaft gefunden. Als ausgebildete Physiotherapeutin begann sie 2002 nach 15-jähriger Berufstätigkeit ein Studium der Allgemeinen und Schweizer Geschichte der Neuzeit an der Universität Freiburg. Ihre Doktorarbeit bei Professor Volker Reinhardt konnte sie im Rahmen eines Nationalfondsprojekts realisieren. Aktuell arbeitet sie an einem anderen Nationalfondsprojekt über Freiburg zur Zeit der Reformation.cs

 

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