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«Die Dinge beim Namen genannt»

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Autor: Nicole Jegerlehner

Marie-Thérèse Maradan Ledergerber entschuldigt sich für die Papierberge und herumliegenden Ordner in ihrem Büro: «Ich bin am Aufräumen.» Nach fünfzehn Jahren gibt sie ihr Amt als Freiburger Gemeinderätin ab – und räumt darum ihr Büro in der Schuldirektion.

Maradan ist heute parteilos. Vor fünfzehn Jahren wurde sie als Sozialdemokratin ins Nebenamt des Gemeinderats gewählt. «Ich bin Sozialdemokratin durch und durch», sagt sie noch heute über sich selber – und versteht darunter, dass sie die Interessen der Leute von der Strasse vertritt. «Ich stehe für die alte Sozialdemokratie, welche sich für die Arbeiter einsetzt.» Diese Sozialdemokratie gebe es heute nicht mehr. Die 56-Jährige beruft sich auf kein Parteiprogramm – sondern auf ihr Gerechtigkeitsempfinden.

In den Schlagzeilen

Als Sozialdirektorin hat sich Maradan nicht gescheut, den Sozialmissbrauch anzusprechen oder einer Muslimin das Sozialgeld zu kürzen, weil diese bei den Integrationsmassnahmen für den Arbeitsmarkt ihr Kopftuch nicht ablegen wollte. Damals schaffte sie es in die nationalen Schlagzeilen – und erhielt Applaus von der Rechten. «Das heisst aber nicht, dass ich das Parteiprogramm der SVP vertrete», sagt Maradan. «Ich habe nur die Dinge beim Namen genannt.»

So herzlich und offen Maradan sein kann, so sehr eckt sie immer wieder an. Die Politikerin will von Diplomatie nichts wissen: Sie sagt, was sie denkt, und zwar ungeschminkt. «An unseren Versammlungen sind bisweilen die Fetzen geflogen», sagt Andrea Burgener. Die Generalrätin war während langen Jahren Fraktionschefin der SP und leitete die Sitzungen der Fraktion mit den SP-Gemeinderäten.

In der Fraktion stiess Maradan auf einen anderen harten Kopf: Christoph Allenspach. Der Präsident der SP Stadt Freiburg war vor allem in Integrationsfragen nicht gleicher Meinung wie Maradan und lieferte sich mehr als einmal ein Wortgefecht mit ihr – manchmal endete es mit Türenschlagen. Heute ist in der Fraktion wieder Ruhe eingekehrt: Maradan ist im November 2008 aus der SP ausgetreten. Seither ist sie parteilos.

Auch im Gemeinderat stand die Stimmung nicht immer zum Besten. Maradan verteidigte ihre Ansichten oftmals mit solcher Vehemenz, dass sie Kolleginnen und Kollegen vor den Kopf stiess. Zum Teil entwickelten sich so starke Antipathien, dass Maradan vom Restgemeinderat isoliert wurde. Dass die Schulbauten nicht früher saniert und ausgebaut wurden, liegt vielleicht auch daran, dass sie es nicht schaffte, Allianzen zu schmieden.

Gegen Scheinheiligkeit

«Ich ziehe es vor, meine Meinung zu sagen», meint Maradan dazu. Sie wolle es sich in einem Gremium nicht bequem einrichten, sondern ihre Meinung äussern. «Dieses viele Unausgesprochene in der Politik behagt mir gar nicht.» Sie könne Scheinheiligkeit nicht vertragen. «Das stimmt, Offenheit ist immer gut», sagt Laurent Dietrich, Präsident der CVP Stadt Freiburg. «Es kommt aber auch darauf an, wie etwas gesagt wird.» Thomas Zwald, Präsident der städtischen FDP, schätzt die Direktheit Maradans. «Sie ist eine mutige Frau, leider mit einem Hang zur Überreaktion.» Ihre Emotionen seien ihr manchmal in die Quere gekommen.

Bei den Gemeindewahlen am 20. März tritt Maradan nun nicht mehr an. «Ich glaube, das ist der richtige Zeitpunkt für ihren Rücktritt», sagt Zwald; in den letzten zwei, drei Jahren habe sie etwas amtsmüde gewirkt. Pierre Marchioni wird die Schul- und Sozialdirektorin vermissen: Der SVP-Fraktionspräsident lobt ihre Arbeit im Sozialwesen. «Mit ihr verlieren wir eines der besten Mitglieder des Gemeinderats.» Sie sei durch und durch eine Linke, «aber ohne Tabus».

Auch zu ihrer Nachfolge hat Maradan eine eigene Ansicht: In politischen Kreisen wird gemunkelt, sie mache Werbung für die FDP-Kandidatin Antoinette de Weck. Gegenüber den FN mag Maradan dies nicht direkt bestätigen, sagt aber: «Antoinette de Weck würde eine gewisse Dynamik in den Gemeinderat bringen – und sie ist eine Frau.»

Ein paar Hühner

Sie werde ihr Amt nicht vermissen, sagt Maradan: «Ich werde mich meinem Garten widmen – und dabei den Zeitpunkt der Arbeiten nach dem Wetter statt nach der Gemeinderatsagenda richten.» Sie freut sich darauf, wieder Mahlzeiten kochen zu können, die bei der Zubereitung etwas Zeit erfordern, und vermehrt Bekannte zu besuchen. «Und vielleicht lege ich mir drei, vier Hühner zu.»

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