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Die dunkle Seite des Paradieses

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Strände, Palmen, glasklares Wasser: So kennen viele Europäer die Karibik – als Urlaubsziel und als Paradies auf Zeit. «Diese Stereotypen von der Karibik wollen wir zerstören», sagt Thierry Jobin, künstlerischer Leiter des Internationalen Filmfestivals Freiburg (FIFF), im Gespräch mit den FN. Das Festival zeigt diese Woche neun Filme aus der Dominikanischen Republik, Haiti und Puerto Rico (siehe Kasten). «Wir mussten eine Auswahl treffen, die ganze Karibik wäre zu viel gewesen für eine Sektion», sagt Jobin. Er habe deshalb drei Länder ausgewählt, die zum einen nahe beieinander lägen und zum andern exemplarisch seien für eine neue Entwicklung in der karibischen Filmlandschaft.

Reichtum und Dekadenz

«In der Karibik entwickelte sich in den letzten Jahren ein neues Filmschaffen von Regisseuren, die sich kritisch mit ihrer Heimat auseinandersetzen», so Jobin. «Die Filme zeigen die dunkle Seite der Urlaubsparadiese.» Dazu gehört etwa der Film «El hombre que cuida» – die erste Regiearbeit des Drehbuchautors Alejandro Andújar. Protagonist des Thrillers ist ein ehemaliger Fischer, der als Wächter einer luxuriösen Villa am Meer Zutritt erhält zu einer ­unbekannten Welt des Reichtums und der Dekadenz.

«Das Thema taucht in Filmen aus der Karibik immer wieder auf: Es geht darum, dass der Reichtum falsch verteilt ist», sagt Jobin. Der Film ist eine Koproduktion von Puerto Rico, der Dominikanischen Republik und Brasilien: «Der Film ist auch eine Auseinandersetzung mit dem Südamerika von Männern wie Jair Bolsonaro», sagt Jobin.

Obwohl die gezeigten Filme oft den Blickwinkel von jungen Protagonisten auf der Suche nach einer besseren Zukunft einnehmen, wurzeln sie dennoch tief in der Vergangenheit: «Die Geschichte der Karibik und Themen wie Sklaverei und Kolonialismus sind hintergründig in fast allen Filmen der Sektion spürbar», erklärt Jobin. Das verbindet die Karibik-Sektion denn auch mit der Sektion «Entschlüsselt», in der es vornehmlich um Rassismus geht. «Auch die neuen Filme aus der Karibik prangern an, dass man ein anderes Leben führt, je nachdem, welche Hautfarbe und Herkunft man hat», sagt Jobin. Deshalb sei auch die Flüchtlingsthematik präsent in den Filmen. Etwa in «Silence of the Wind», einem Drama rund um einen Fischer, der Migranten aus der Dominikanischen Republik nach Puerto Rico schmuggelt.

Mit Handy und Computer

Dass sich in der Karibik in den letzten Jahren eine so lebendige Filmkultur entwickelte, liegt laut Jobin nicht zuletzt an der Digitalisierung: «Die Regisseure brauchen ­heute keine grossen Budgets mehr, um Filme zu drehen. Eigentlich reichen ein Handy und ein Computer», sagt er. Wie in anderen «neuen Territorien», die das FIFF in den letzten Jahren erschloss – etwa Nepal oder die Mongolei –, kam das neue Kino also auch in der Karibik letztlich mit dem Untergang der analogen Filmtechnik auf. «Die Hitze und Feuchtigkeit in den Ländern der Karibik hatten die Arbeit mit Filmrollen früher stark erschwert», so Jobin.

Naturkatastrophen im Film

Auch abseits der Produk­tionsbedingungen spielt die ungebändigte Natur der Karibik eine wichtige Rolle: «Das extreme Wetter ist ein wiederkehrendes Thema in den Filmen», sagt Jobin. Dazu gehören die Hitze, die Tropenstürme, aber auch Erdbeben wie dasjenige von 2010, das in Haiti Hunderttausende das Leben kostete. Haitianische Filme wie «Meurtre à Pacot» oder «Ayiti mon amour» thematisieren die Katastrophe und dekonstruieren endgültig das Bild der Karibik als Urlaubsparadies. Denn hinter der Fassade von Stränden, Palmen und glasklarem Wasser steht die Realität von materiell und sozial zerrütteten Ländern.

«Die Filme prangern an, dass man ein anderes Leben führt, je nachdem, welche Hautfarbe und Herkunft man hat.»

Thierry Jobin

Künstlerischer Leiter Filmfestival

Programm

Die Karibik als «Neues Territorium»

In der Sektion «Neues Territorium» entdeckt das Filmfestival Freiburg jedes Jahr ein wenig bekanntes Filmland, dieses Jahr die Karibik. Neun Filme zeigen, wie stark und sozialkritisch die neuen Produktionen aus Puerto Rico, der Dominikanischen Republik und Haiti sind. Sieben Filme sind in den kommenden Tagen noch zu sehen:

«7:20 Once a Week»: Erotische Liebesgeschichte aus der Dominikanischen Republik. Remake des chilenischen Films «En la cama», vom gleichen Regisseur. Sa., 23. 3., 20.30 Uhr.

«El hombre que cuida»: Thriller um einen jungen Fischer, der die gefährliche Welt der Schönen und Reichen entdeckt (siehe Haupttext). Sa., 23. 3., 15 Uhr.

«Meurtre à Pacot»: Das haitianische Drama spielt in einem schicken Quartier in Port-au-Prince nach der Erdbebenkatastrophe von 2010. Do., 21. 3., 20.45 Uhr.

«Miriam Lies»: Coming­-of-Age-Geschichte um jugendliche Liebe und Rassismus aus der Dominikanischen Republik. Fr., 22. 3., 20.45 Uhr.

«Noelí en Los Países»: Im Dokumentarfilm entdeckt die Regisseurin Laura Amelia Guzmann aus der Dominikanischen Republik die Stadt Venedig. Sa., 23. 3., 12.30 Uhr.

«Silence of the Wind»: Flüchtlingsdrama über einen Fischer, der Migranten aus der Dominikanischen Republik nach Puerto Rico schmuggelt (siehe Haupttext). Fr., 22. 3., 12 Uhr.

«Woodpeckers»: Das Drama spielt im dominikanischen Gefängnis Najayo. Fast alle Rollen werden von realen Häftlingen gespielt. Starkes, preisgekröntes Kino. Mi., 20. 3., 21 Uhr.

lr

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