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«Die Einsicht in die Krankheit fehlt oft»

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«Die Einsicht in die Krankheit fehlt oft»

Autor: Imelda ruffieux

Es gibt verschiedene Statistiken über die Anzahl Betroffener von Essstörungen – je nachdem, wie Magersucht, Bulimie, Esssucht und Adipositas erfasst wird. Das Problem ist die Definition: Wie ausgeprägt müssen die Anzeichen sein, damit jemand als essgestört gilt. Je nachdem wie diese Grenzen festgelegt werden, schwanken in den Statistiken die Zahlen der Betroffenen.

Ausserdem sind einige Essstörungen wie Magersucht gegen aussen viel besser erfasst als beispielsweise Ess-Brechsucht. Bulimie kann vom Betroffenen viel besser versteckt werden. Viele würden nie zugeben, dass ihr Verhalten krankhaft ist. Deshalb ist die Dunkelziffer gross.

Lucia Aebischer, warum gibt es immer mehr Jugendliche mit Essstörungen?

Es gibt Untersuchungen, wonach etwa die Hälfte der Bevölkerung einen Knacks mit der Ernährung hat. Das Problem ist, dass das Angebot von ungesunder Ernährung viel grösser ist als früher. Heute gibt es an Tankstellen, in Poststellen und an vielen Imbissläden rund um die Uhr etwas zu essen. Das Angebot ist nonstop verfügbar und das macht es schwierig, ein normales Gleichgewicht zu halten. Verfügbares weckt Gelüste.

Für Betroffene ist diese Situation schwierig: Sie sind dauernd mit Nahrung konfrontiert und entweder ekeln sich davor oder sie müssen dauernd gegen den Drang ankämpfen.

Wie gefährlich sind diese Krankheiten?

Bei Magersüchtigen wird durch mangelhafte Ernährung oft der Herzmuskel geschwächt, hormonelle Störungen treten auf und vielfältige andere körperliche Schäden drohen. Ausserdem sind einige suizidgefährdet, weil ihre Krankheit oft mit Depressionen einhergehen. Die Essattacken bei Bulimikerinnen oder bei «Beange-Eating» führen zu ähnlichen Risiken.

Wie kommen die Betroffenen zu Ihnen?

Entweder melden sie sich selbst oder sie werden durch ihren Hausarzt, durch Freunde und Kollegen, Eltern, Lehrpersonen und Ernährungsberater überwiesen.

Diese Vernetzung ist genau der Zweck des Netzwerkes: Alle Bereiche arbeiten zusammen, damit der Patient ganzheitlich betreut wird.

Das Problem ist, dass viele anfänglich nicht einsehen, dass sie krank sind. Da besteht ein grosser Widerstand. Erst wenn die Einsicht da ist, ein Problem zu haben, kann der Heilungsprozess beginnen.

Ist es ein weibliches Problem?

Eigentlich schon, etwa 90 Prozent der Patienten sind Frauen. Der Grund liegt vor allem darin, dass Frauen teilweise ein verzerrtes Körperbild von sich haben. Ausserdem gibt es bei ihnen mehr durch die Allgemeinheit geschaffene körperbezogene Normen, denen sie entsprechen müssen.

Die Mädchen sind auch immer früher betroffen, es gibt immer mehr Erkrankte im Alter von 10 bis 12 Jahren.

Der Trend von betroffenen Männern ist aber am Steigen, so dass man annehmen muss, dass es immer mehr magersüchtige und ess-brechsüchtige Männer geben wird.

Wie entstehen Essstörungen?

Mehrere Faktoren spielen mit. Früher hat man die Ursache vor allem in einer Dysfunktion in der Familie gesucht, im Sinne von Schwierigkeiten, loszulassen oder sich abzugrenzen.

Heute sieht man dies in einem grösseren Zusammenhang: Es gibt auch gesellschaftliche, kulturelle, biologische und leistungsbezogene Faktoren. Geltende Schönheitsideale spielen etwa eine Rolle, aber auch die «Lerngeschichte», ob man z. B. Essen als Tröster betrachtet.

Fest steht, dass Betroffene anlagebedingt eine gewisse Ängstlichkeit, Besorgtheit, mangelndes Selbstwertgefühl und eine hohe soziale Sensibilität mit sich bringen: Sie fragen sich, was die Umgebung wohl denkt und wollen deren Anforderungen gerecht werden.

Sie stellen aber auch hohe Anforderungen an sich selber, sind meist Schülerinnen mit guten Noten.

Seitens der Familie steigt die Anfälligkeit in einer Phase der Adoleszenz, wo es darum geht, in eine neue Rolle hineinzuwachsen und das Wagnis einzugehen, sich von den Eltern abzunabeln. Das kann – in Kombination mit anderen Faktoren – zu einer Stressbelastung führen.

Und die anderen Faktoren?

Zum Beispiel der Übertritt von der OS in das Gymnasium oder eine Lehrstelle, Krisen in der Familie, etwa eine Scheidung oder ein Todesfall oder auch traumatische Ereignisse.

Die Betroffenen haben das Gefühl, dass die Situation ausser Kontrolle gerät und versuchen deshalb, wenigstens das zu kontrollieren, was sie können, nämlich ihren eigenen Körper. Es ist oft eine Hilflosigkeitsreaktion.

Am Anfang ist vielleicht nur der Gedanke, ein, zwei Kilos verlieren zu wollen, die man in der Pubertät zugenommen hat. Das gerät ausser Kontrolle.

Wie ist das Therapieangebot in Deutschfreiburg?

In den letzten Jahren hat sich das Therapieangebot deutlich verbessert. Durch die Vernetzung ist eine bessere Zusammenarbeit zum Nutzen der Betroffenen entstanden. Bei Hospitalisationen ist oft eine ausserkantonale Lösung notwendig.

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