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«Die Erste und Dritte Welt in einem Land»

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Autor: frederic auderset

22. Juni, 16.00 Uhr in Bloemfontein, Südafrika. Gleich beginnt das letzte Gruppenspiel der Gastgeber gegen die Franzosen. Unter den angespannten Zuschauern im ausverkauften Free-State-Stadion befindet sich auch der 29-jährige Michael Aeby aus St. Ursen. Er wird während und nach den 90 Minuten Bemerkenswertes mit Symbolcharakter feststellen.

Schweres Erbe

«In Bloemfontein ist das Erbe der Apartheid auch 16 Jahre nach deren Ende noch deutlich spürbar», erklärt Michael Aeby. «Die wenigen Bars der Stadt werden entweder nur von Weissen beziehungsweise ausschliesslich von Schwarzen besucht. Als ich einmal erstaunt eine Bar mit Schwarzen und Weissen betrat, erklärte mein Begleiter, dass die Weissen keine Südafrikaner, sondern Touristen seien.»

Überhaupt sei ein unterschwelliger Rassismus auch in vielen anderen Landesteilen spürbar. So werde ein Supermarkt nahe der Universität Kapstadt – einer vergleichsweise fortschrittlichen und offenen Stadt – von einem Weissen geführt, während die niederen Arbeiten alle von Dunkelhäutigen verrichtet werden. Diese nach Hautfarbe gegliederte Hierarchie treffe man in den meisten südafrikanischen Supermärkten an, ergänzt Michael Aeby.

Das Wichtigste ist Bildung

Er hütet sich aber davor, diese Ungleichheiten ausschliesslich mit rassistischen Vorurteilen der Weissen zu erklären. Es sei nun einmal so, dass die Schwarzen grösstenteils viel schlechter ausgebildet sind als Weisse, was einerseits an der diskriminierenden Bildungspolitik des Apartheidregimes und andererseits am Unvermögen der heutigen Regierung, das Bildungssystem zu reformieren, liege. Auch deshalb würden die anspruchsvolleren Jobs mehrheitlich an Weisse vergeben.

Bildung sei in Südafrika immer noch ein Privileg und für viele dunkelhäutige Menschen völlig ungenügend. Damit rückten auch die Chancengleichheit und die Überwindung der Armut in weite Ferne, was der Kriminalität, Korruption sowie der Ausbreitung von Aids Vorschub leiste. «Die Bildung ist das Allerwichtigste, doch bis diese für alle gleich gut ist und Früchte tragen kann, wird es wohl 40 bis 60 Jahre dauern», sagt ein bedrückter Michael Aeby.

Es seien zwar Massnahmen ergriffen worden, um den Schwarzen den Zugang zu Bildung und den Einstieg in die Wirtschaft zu erleichtern, ebenso habe es in den letzten Jahren Fortschritte im Kampf gegen Aids gegeben.

Wirtschaftlich und politisch sei Südafrika den meisten anderen afrikanischen Staaten auch meilenweit voraus, doch sei die Ungleichheit innerhalb des Landes enorm. «In Südafrika sieht man die Erste und Dritte Welt in einem Land. In Johannesburg ist beispielsweise das Armenviertel Alexandra nur durch eine Autobahn vom prunkvollen Nobelvorort Sandton getrennt.»

WM als Brückenbauerin

Zurück im Free-State-Stadion in Bloemfontein: Das Spiel ist aus, Südafrika ist ausgeschieden, doch die einheimischen Fans feiern ihre Fussballhelden nach dem Sieg über Frankreich ausgiebig. Michael Aeby beobachtet darunter einige Buren, denen sonst kaum ein lobendes Wort über Schwarze über die Lippen ginge, die jetzt aber begeistert in den Jubel über den Erfolg der ausschliesslich dunkelhäutigen Nationalspieler einstimmen.

«Die WM war in erster Linie eine Gelegenheit für die Südafrikaner, einander kennenzulernen», schätzt er den stärksten Effekt der WM ein. Der weitgehend problemlose Ablauf habe das Selbstwertgefühl der Südafrikaner gesteigert und sicherlich auch deren Reputation im Ausland verbessert. Mit Genugtuung stellt er fest, «dass die notorischen Afrikaskeptiker eines Besseren belehrt wurden».

Leider würden nach der Weltmeisterschaft die meisten der geschaffenen Jobs wieder verloren gehen, und finanziell sei die Austragung wohl ein Verlustgeschäft für Südafrika. Die getätigten Investitionen würden teilweise versanden. So sei etwa die kostendeckende Weiternutzung einiger Stadien höchst ungewiss.

Andererseits beurteilt Michael Aeby vor allem den Ausbau des öffentlichen Verkehrs positiv, davon werde Südafrika wohl am meisten und für Jahrzehnte profitieren. «Was den Tourismus sowie ausländische Investitionstätigkeiten angeht, so stimmt mich das gute Bild, das Südafrika von sich abgegeben hat, für die Zukunft zuversichtlich.»

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