«Die Expo.02 bleibt mir unvergesslich»
Nach fast fünf Jahren verlässt Monika Schneeberger Murten Tourismus
Ende Woche hat Monika Schneeberger ihren letzten Arbeitstag als Geschäftsführerin von Murten Tourismus. Sie wird aber auch künftig mit Murten verbunden bleiben.
Von CORINNE AEBERHARD
Ihre Agenda ist voll gestopft mit Terminen, fast jede Minute ist verplant. Es gibt noch einige Arbeiten zu erledigen, bevor sie ihren Schreibtisch räumen wird. Vor allem aber will Monika Schneeberger das Büro so verlassen, wie sie es auch gerne angetroffen hätte. «Ich will nicht, dass meine Nachfolgerin schwimmt», erklärt sie. Es sei ihr wichtig, dass die Kontinuität gewährleistet und dass das Wissen weitergegeben werde.
Auf die Frage, ob sie während ihrer Zeit in Murten einige ihrer gesteckten Ziele erreichen konnte, antwortet sie deutlich mit: «Natürlich, sonst wäre ich nicht fünf Jahre geblieben!»
Umsetzen konnte sie, dass das Tourismusbüro Murten heute moderner funktioniert und die Kunden vor allem dienstleistungsorientierter bedient werden. Das sei im Hinblick auf die Expo.02 wichtig gewesen, aber das sei auch jetzt für die weitere Festigung der Destination Murten zentral.
Erfolgreiche Expo-Zeit
An die Landesausstellung vor bald drei Jahren hat sie gute Erinnerungen: «Die Expo.02 wird mir unvergesslich bleiben», schwärmt Monika Schneeberger. Dass sie aus Sicht von Murten Tourismus erfolgreich umgesetzt werden konnte, sei auch dank der Hilfe des Freiburger Tourismusverbandes sowie der lokalen Wirtschaft und der Gemeinden der Region Murten möglich gewesen.
Nach der Expo kämpfte Murten Tourismus allerdings mit grossen finanziellen Problemen und das Finanzierungskonzept musste angepasst werden. Dies geschah in Zusammenarbeit mit den Behörden und funktioniere heute gut, so Schneeberger.
Ein Problem für Murten Tourismus ist, dass das Büro viele Leistungen für die Region erbringt, von ihr aber nicht unterstützt wird. Wenn ein Besucher das Städtchen gesehen habe, stelle sich rasch die Frage, was man ihm sonst empfehlen könne und da komme sofort die Region ins Spiel.
Via Regionalverband werde zwar Werbung gemacht, aber der Empfang der Gäste durch Murten Tourismus werde noch nicht von allen Gemeinden unterstützt.
Politischer Mut fehlte
Schade findet Schneeberger beim Blick zurück, dass von der Landesausstellung «keine Attraktion geblieben ist». Das hätte von politischer Seite Mut gebraucht, ist sie sich bewusst. Und damit gewinne man keine Wählerstimmen. Dass, wie landläufig gesagt wird, die Expo keinen nachhaltigen Effekt gebracht habe, dagegen wehrt sie sich. Sie erinnert an den
SlowUp sowie an das neue Kulturzentrum in Murten. Zudem hätten andere Einflüsse, wie etwa die wirtschaftliche Krise in den USA oder die Krankheit Sars dazu geführt, dass der Tourismus in den Folgejahren gelitten hat.
Aufwändige Informationsarbeit
Realisiert hat Monika Schneeberger während ihrer Zeit als Murten-Tourismus-Verantwortliche auch die Homepage. Zudem wurde das Büro mit dem Qualitätslabel von Schweiz Tourismus ausgezeichnet.
Wegen des finanziellen Drucks sind auch Projekte gescheitert. Man habe weder die personellen Kapazitäten noch die Mittel, um innovative Ideen umzusetzen, die sehr wohl da wären, wie Schneeberger sagt. «Das Personal ist mit dem Tagesgeschäft genügend ausgelastet.» Doch damit lasse sich kein Geld verdienen. Keineswegs will sich Schneeberger aber darüber beklagen. Die Situation von Murten Tourismus sei auch der Spiegel der Wirtschaft.
Zu wenig Austausch
Geärgert hat sie sich manchmal darüber, dass sich in der Tourismusbranche aber auch im Gewerbe die einzelnen Leistungserbringer zu wenig austauschen und jeder nur für sich schaue. Das sei aber nicht Murten spezifisch, schränkt sie ein. Und manchmal habe sie auch das pure Gegenteil erlebt, hält sie fest.
An ihrer neuen Stelle wird Monika Schneeberger Gruppenreisen in der ganzen Schweiz organisieren und so auch Touristen nach Murten bringen. Ihrer Nachfolgerin wünscht sie «viel Glück und Zufriedenheit. Der Job fordert viel, aber er gibt auch viel.»
Die neue Geschäftsführerin
Am vergangenen Montag war ihr erster Arbeitstag bei Murten Tourismus und bereits am Abend hatte sie den ersten öffentlichen Auftritt. Anlässlich der Generalversammlung wurde Barbara Erni vorgestellt. Die 34-jährige Bernerin ist die Nachfolgerin von Monika Schneeberger. Barbara Erni bringt Erfahrung aus einem Reisebüro mit und hat in der Hotellerie und im Gastrobereich geschnuppert und auch im Gewerbe gearbeitet, wie sie selber sagte. Die letzten vier Jahre arbeitete sie beim Schweizerischen Tourismusverband. Daneben absolvierte sie berufsbegleitend die Tourismusfachschule in Zürich.
Sie freue sich sehr, die Stelle übernehmen zu dürfen sagte sie. Umso mehr, da ihr Murten sehr gefällt und sie die Region von früheren Ausflügen sehr gut kennt. Sie überlege sich auch, ob sie nach Murten ziehen soll. Barbara Erni will den eingeschlagenen Weg von Murten Tourismus weiterführen und den Kontakt zu den Behörden, dem Gewerbe und der Bevölkerung pflegen. «Die Leute sind stolz auf ihr Städtchen und daraus kann man etwas machen», ist sie überzeugt. «In einem kleinen Ort ist jeder ein kleiner Touristiker und trägt zum Bild der Stadt bei.» Im Mittelpunkt stehen werden bei ihr aber auch die Bedürfnisse der Gäste. ca
Anknüpfen an Spitzenwert
An der Generalversammlung von Murten Tourismus vom Montagabend wurde nicht nur in die Zukunft geschaut, sondern auch einen Blick aufs vergangene Jahr geworfen. Ein letztes Mal tat dies Monika Schneeberger. Sie konnte unter anderem berichten, dass Murten Tourismus rund 268 Stadt- und Museumsführungen organisiert hatte. Was kaum für möglich gehalten wurde, wurde wahr. Murten Tourismus konnte an das Rekordjahr 2001 anknüpfen. Damals profitierte man vom Sog der Expo und verbuchte 270 Aufträge.
Rekordverdächtig auch der Zuwachs bei der Anzahl Besuchen auf die Internetseite. Im vergangenen Jahr waren es 97 815, im Vorjahr 65 409. Besonders hoch sind die Zugriffe jeweils vor dem SlowUp im Monat Mai. Dies ist ein sehr wichtiger Anlass für Murten Tourismus und mittlerweile die grösste Veranstaltung des Kantons. Die Homepage sei laufend angepasst und ausgebaut worden, so Schneeberger. Geplant ist nun ein neuer Internet-Auftritt.
Auf die neue Saison hin entstanden neue Prospekte. Bei den Ortseingängen von Murten wurden im vergangenen Jahr neue Signaltafeln realisiert. Zudem erwarb Murten Tourismus das Qualitätslabel, Stufe 1, im Tourismus.
Die Anzahl Übernachtungen in der Region gingen im letzten Jahr um 5,55 Prozent zurück und betrugen 50 261. Hingegen hat die Parahotellerie (Ferienwohnungen etc.) um 3,95 Prozent zugelegt (45 960).
Es kommen weniger Schweizer Gäste. Hingegen steigt die Anzahl der Überseegäste und ein Novum waren Reisende aus Italien.
Ebenfalls «eine Freude» war die Rechnung, welche Vizepräsident Armin Durand präsentierte. Diese schloss mit einem Gewinn von gut 18 000 Franken. Dies bei einem Aufwand von gut 286 000 Franken.
In ihrem Amt bestätigt wurde Murten-Tourismus-Präsidentin Brigitte Bosch. Ebenfalls weitere zwei Jahre im Vorstand aktiv bleibt Vizepräsident Armin Durand. Wieder wählen liesse