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Die Expo.02: Eine Landsgemeinde der besonderen Art

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Die Schweiz ist das einzige Land der Welt, das regelmässig mit einer Landesausstellung seine Befindlichkeit reflektiert. Die skandalgeschüttelte Expo.02 zum Motto «Augenblick und Ewigkeit» stellte die Identität und das Selbstvertrauen des Landes und seiner Bevölkerung auf eine harte Probe.

Die «Volksversammlung», wie Expo-Direktorin Nelly Wenger die Expo.02 damals nannte, sollte eine Begegnungsstätte der Schweizerinnen und Schweizer mit der Welt werden. Und tatsächlich: Nach fünf Monaten Betrieb wurden im Oktober 2002 auf den fünf Arteplages über 10 Millionen Eintritte verzeichnet. Das Thema der Expo, das Verhältnis des Landes nach aussen wie nach innen, hatte die Schweiz spätestens seit dem Mauerfall von 1989 und dem Fichenskandal 1990 schon umgetrieben.

Der «Mésoscaphe Auguste Piccard» und der Monolith von Stararchitekt Jean Nouvel –zwei Wahrzeichen der Arteplage Murten.
Alain Wicht/a

Nach der Expo 64 in Lausanne wurden 1987 die ersten Ideen einer sechsten Expo laut, diesmal in der Zentralschweiz. Der Aufhänger war der 700. Jahrestag der Eidgenossenschaft im Jahr 1991. Doch die Standortkantone machten nicht mit. Kurz darauf schlug eine Gruppe um den Freiburger Professor Urs Altermatt das Zieljahr 1998 vor. Das Gedenken zum 150. Jahrestag des Bundesstaats und zum 200. der Helvetischen Republik sollte der Anlass sein, über die Zukunft nachzudenken und alte Zöpfe abzuschneiden. Wieder etwas später lancierten die Anrainerkantone im Dreiseenland – unter ihnen Freiburg – ein weiteres Konzept. Es hiess «Schweiz 2001, die Odyssee der Zukunft», angelehnt an den fast gleichnamigen Science-Fiction-Spielfilm von Regisseur Stanley Kubrick. Ja, das ist der mit dem grossen kubusförmigen, monolith-artigen Computer HAL.

1994 hiess der Bundesrat die Expo grundsätzlich und ein Jahr darauf das Konzept gut. «Die Expo soll über Sprachgrenzen hinweg den Zusammenhalt und den Zukunftsglauben des Landes an der Schwelle zum neuen Jahrhundert manifestieren», betonte die Landesregierung damals. Das verbindende Element des Konzepts waren die Wasserwege. Sie haben schon seit 700 Jahren einen regen politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Austausch zwischen den Kantonen und Orten ermöglicht, die dann später die Expo gemeinsam organisiert haben.

Franz Steinegger, früherer Nationalrat und Chef der FDP Schweiz sowie Präsident der Expo.02, warb an der Jubiläumsfeier im Mai 2022 in Biel für eine nächste Landesausstellung.
Fahrettin Calislar

1999 brachte fast das Ende

1999 aber stand das Projekt vor einem Scherbenhaufen und drohte zu scheitern. Die Führungsriege wurde ausgetauscht, die Finanzen wurden saniert, und das Konzept wurde arg zusammengestrichen. Der Pariser Stararchitekt Jean Nouvel wurde nach Murten gerufen. Mit im Gepäck hatte er die Idee des Monolithen, des Wahrzeichens der Arteplage Murten und letztlich der ganzen Expo.02.

Jean Nouvel, der Vater des Murtner Expo-Erfolgs, der auch viel Kritik ausgelöst hat. Er prägte mit dem Monolithen – im Hintergrund im Bau – die ganze Expo.
Keystone/a

Aus der Not geboren war die Idee der Arteplages – ein Kofferbegriff aus «künstlich» und Strand. Weil sich die ursprünglich angedachten grossen Ausstellungsinseln auf den Seen nicht realisieren liessen, verschob sich die Expo aufs Land und an die namensgebenden Ufer. Die Arteplages waren Orte des Zusammenkommens, des Festens und der Ausstellung, wo die Erinnerung sich manifestierte. Es gab vier Arteplages an Land sowie eines auf einem Schiff, der mobilen Arteplage des Jura. Verbunden waren sie mit den sogenannten Iris-Katamaranen.

Der Blick auf die Arteplage Murten mit dem Monolith im Zentrum und den Ausstellungen auf der Pantschau rechter Hand. 
Keystone/a

Die Chefs sind zufrieden

Die Schweiz habe über ihre Verhältnisse gelebt, zitierte die damalige Expo-Mediensprecherin Marina Villa an der Jubiläumsveranstaltung «20 Jahre Expo.02» in Biel den kürzlich verstorbenen künstlerischen Direktor der Expo, Martin Heller. Der Expo-Troubleshooter, der frühere FDP-Nationalrat Franz Steinegger, bereut den grossen Aufwand aber nicht: «Es ist wichtig, dass die Schweiz periodisch eine Landesausstellung durchführt. Sie ist identitätsstiftend.» Als er an Bord des sinkenden Schiffs kam, sei schon vieles vorhanden gewesen, um es wieder hochzuziehen. «Wir hatten hervorragende Leute und gute Projekte, es brauchte nur ein wenig Organisation und Geld.» Der frühere Bieler SP-Stadtpräsident und Mitglied des Expo.02-Führungskomitees, Hans Stöckli, betonte vor den Gästen der Jubiläumsfeier: «Noch heute wird nur positiv von der Expo gesprochen. Sie hat die Schweiz im positiven Sinn geändert.»

Hans Stöckli, ehemaliger Stadtpräsident von Biel und Mitglied der strategischen Führung der Expo.02, an der Jubiläumsfeier.
Fahrettin Calislar

Es muss weitergehen

Deshalb werben die Verantwortlichen der Expo.02 nun für die nächste Landesausstellung. «Die Expo.02 war ein Erfolg und hat viele Ideen beflügelt. Jede Generation braucht ihre Expo», zeigt sich Stöckli überzeugt. Es sei die Aufgabe der Politik, die Rahmenbedingungen festzulegen. Expo.02-Direktorin Nelly Wenger zeigte sich erfreut, dass nun eine neue Generation die Fackel übernehmen wolle. Die Expo sei ein Motivationsbooster für eine ganze Generation und schaffe eine intensive Verbindung zwischen Menschen. Und «Katastrophen-Franz» Steinegger betonte, die Expo müsse auch etwas kosten dürfen. Schon die Landi 1939 sei auf damalige Verhältnisse umgerechnet teuer gewesen, die Expo 64 sogar noch viel teurer. «Die Schweizer müssen zusammenkommen können, sich befühlen können.» Deshalb brauche es die Expo.

Nelly Wenger, frühere Direktorin Expo.02.
Fahrettin Calislar

Wenger ergänzte, dass die nächste Expo nach intensiven Diskussionen und mit Einbezug der Bevölkerung entwickelt werden müsse. «Es braucht einen langen Prozess.» Den Verantwortlichen der zukünftigen Expo empfahl sie: «Wenn ihr das machen wollt, macht es! Es lohnt sich, aber überlegt es euch gut.»

Wenn nicht jetzt, wann dann?

Aktuell werden mindestens fünf Projekte für eine neue Landesausstellung angedacht. Sie soll frühestens 2027 über die Bühne gehen. Eric Jakob vom Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco), der für den Bund das Dossier aktuell führt, betonte bei einer Präsentation, dass es wieder höchste Zeit für eine Expo sei. Die Corona-Pandemie, der Krieg in der Ukraine: Viele Entwicklungen zeigten die Notwendigkeit, sich wieder zusammenzuraufen. «Es gibt keinen besseren Zeitpunkt für eine neue Expo.»

Jakobs Fazit: Die Expo.02 habe in der Bevölkerung eine Aufbruchstimmung ausgelöst. Diese habe es auch gebraucht – nach dem symbolträchtigen Jahrtausendwechsel, den sich immer deutlicher abzeichnenden Nachteilen der Globalisierung und den Angriffen vom 9. September 2001. Die Expo habe die Schweiz leichtfüssiger, verspielter, moderner, offener gemacht.

Landesausstellungen

Die Schweizer Identitätsfabrik

Die Landesausstellung in der Schweiz ist eine weltweite Einzigartigkeit. Deutlich bekannter als internationale Veranstaltungen sind Gewerbe- und Industrieausstellungen. Die Schweizer Expo, die als Leistungsschau begann, auf der verschiedene Unternehmen um umsatzfördernde Prämierungen konkurrierten, wurde mit der Zeit zur Inszenierung der nationalen Leistungsfähigkeit, schreibt der Historiker Georg Kreis im Historischen Lexikon der Schweiz. Die sechste Landesausstellung Expo.02 im Dreiseenland präsentierte eine offene Schweiz. Sie punktete mit ihrer unverbindlichen Symbolik und dem Erlebnischarakter sowie mit ihren architektonischen Projekten. Wegen ihrer organisatorischen Mängel, dem Scheitern des unrealistischen Sponsoring-Konzepts und massiven Budgetüberschreitungen blieb sie aber auch in negativer Erinnerung. fca

Zahlen und Fakten

Expo.02: Eine Geldvernichtungsmaschine?

Eine erste Schätzung der Veranstalter zu den erwarteten Kosten kam 1995 auf rund eine Milliarde Franken. Der Anteil des Bundes daran sollte 170 Millionen betragen, ein Jahr später dann nur noch 130 Millionen Franken. Den Hauptteil der Einnahmen sollten Private und Eintritte beisteuern. Doch 1997 waren erst rund 35 Millionen Franken an Zusagen von Dritten zusammengekommen. Die Finanzierung der Expo stand kurz vor dem Scheitern. Durch eine immer stärkere Beteiligung des Bundes wurde sie gerettet. Am Ende kam die Expo.02 auf rund 1,5 Milliarden Franken zu stehen, wovon nicht einmal eine halbe Million von der Privatwirtschaft stammten. Der Bund warf insgesamt 838 Millionen Franken für die Expo.02 auf, die eigenen Leistungen und jene der Armee nicht eingerechnet. fca

Serie

Die Expo.02 in Murten

Vor 20 Jahren prägte die Expo.02 das Geschehen im Dreiseenland. In Murten, Biel, Neuenburg und Yverdon befanden sich vom 15.  Mai bis am 20. Oktober 2002 die «Arteplages» genannten Ausstellungsgelände. Das Interesse war gross. Über zehn Millionen Eintritte wurden gezählt. In einer losen Serie blicken die «Freiburger Nachrichten» zurück auf rund fünf Monate Landesausstellung in und um die Arteplage Murten. Denn auch zwei Jahrzehnte später sind die Spuren der Expo.02 sichtbar. jmw

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