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Die Farbe des Propheten oder doch nur eine erfundene Tradition?

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«Grün ist die Farbe des Propheten.» Diese Aussage höre er immer wieder, sagt Islamwissenschaftler Amir Dziri. Aber nun, da er sich damit befasst, stellt er fest: Das war nicht immer so.

In Moscheen, in der Öffentlichkeit in vielen muslimischen Staaten, in vielen Einbänden des Korans: Die Farbe Grün ist in muslimischen Gesellschaften auffällig präsent. Darauf angesprochen argumentieren viele Muslime, das sei die Farbe des Islams – des Propheten Mohammed. Das sei so, bestätigt Amir Dziri, Co-Direktor der Schweizerischen Zentrums für Islam und Gesellschaft an der Universität Freiburg. Doch das sei wohl nicht immer so gewesen.

Historisch kaum Spuren

«Das ist eine moderne Entwicklung und hängt stark mit der Gründung der Nationalstaaten zusammen», sagt Dziri. Viele muslimische Staaten, die unter kolonialem und imperialem Einfluss standen, erlangten in der Mitte des 20. Jahrhunderts ihre Unabhängigkeit. «Diese Nationalstaatsbildung braucht eine gewisse Symbolik, die sich unter anderem in der Beflaggung zeigt.» Dabei hätten viele Staaten Grün als Farbe für ihre Landesfahne gewählt, es sei Teil ihrer religiösen Identität, so das Argument. «Sie finden sie über den ganzen Raum hinweg – von Mauretanien über Saudiarabien bis Pakistan finden wir diese Farbe.» Historisch sei die Farbe Grün als Farbe des Islams allerdings wenig verbürgt. Erst verhältnisweise spät nach Entstehung des Islams habe sich die erste Herrscherdynastie, die Fatimiden, für Grün als Flaggenfarbe entschieden. «Doch auch danach taucht die Farbe Grün nicht stärker spezifisch auf.»

Amir Dziri, Co-Direktor des Schweizerischen Zentrums für Islam und Gesellschaft an der Universität Freiburg, sinniert über die Farbe des Propheten und des Islams als Ganzes.
Charles Ellena/a

Nicht nur Staaten, auch viele muslimische Organisationen, Wohlfahrtsvereinigungen etwa, sowie Orden hätten sich in den vergangenen Jahren für diese Farbe entschieden. Doch die Frage nach dem Warum bleibe weiterhin offen. Es gebe Gelehrte, die vorbrachten, dass der Prophet bei Predigten grüne Kleidung getragen habe. Es gebe daneben im Koran Verse, die beschreiben, dass die Paradiesbewohner grün gekleidet seien und auf grünen Sesseln sitzen würden. Aber es seien auch andere Hinweise zu finden, die die Vorliebe des Propheten Mohammeds für Weiss, die Farbe der Reinheit und Klarheit, postulieren. Lebende sollten genauso in Weiss gehüllt werden wie die Toten. Auffällig sei, dass die Frömmigkeitskultur, die mystischen Orden, oft auf Grün als Ordensfarbe setzen.

Vielleicht auch ganz pragmatisch

Möglicherweise sei alles auch mit dem Klima in den muslimischen Stammlanden, alles Wüstenregionen, verbunden. «Grün bedeutete in einer kargen Umgebung immer Leben, Überleben, Fruchtbarkeit, Wohlstand.» Von daher sei es vielleicht auch einfach eine Sehnsuchtsfarbe, meint Dziri.

Schliesslich weist Dziri noch auf einen Punkt hin, der ihm wichtig erscheint. Lange sei die vorherrschende Farbe beim Moscheebau Blau gewesen, das anmutige Lapislazuli. Doch dann, vielleicht zur Zeit der Fatimiden, habe Grün das Blau verdrängt. «Die Kuppel über dem Grab des Propheten in Medina ist grün gestrichen», so Dziri. Er gibt aber zu bedenken, dass auch diese ursprünglich blau war und nach einem Brand neu gestaltet worden sei. 

Mit der Zeit scheint sich das Narrativ, Grün sei die Farbe des Propheten, immer stärker verdichtet zu haben.

Ein einigendes Band?

Doch eben, so sein Fazit, «es ist nicht so eindeutig». Klar sei nur: Tatsächlich gelte Grün heute als die Farbe des Islams und als Identitätsmerkmal in muslimischen Ländern. Und nach kurzem Sinnieren fügt er an: Vielleicht sei es auch das einzige religiöse Symbol, das alle verbinde.

Grün: Heute ist es omnipräsent in der islamischen Welt, es war es aber nicht immer.
Fahrettin Calislar

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