Die Firma AB Marti AG steht nicht still

Seit gut drei Jahren gehört die Firma AB Marti AG zur Haldimann AG mit Standort im Murtner Löwenberg. Die Ernst Marti AG hatte die Firma vor 75 Jahren vom Carunternehmen Fritz Schüpbach übernommen. Heute zeichnet sich das Unternehmen durch den Einsatz moderner Technologie für die Wartung und Reinigung der Kanalisation aus.

Risse in Rohren unter dem Boden können weitreichende Folgen haben: Es kann zu Überschwemmungen kommen oder es gelangen Fäkalien ins Grundwasser. Auch Ablagerungen von Kalk oder Wurzeln, die in die Rohre wachsen, können dazu führen, dass der Abfluss nicht mehr gewährleistet ist. Mit ihren 17 Spezialfahrzeugen und 25 Mitarbeitenden sorgt die Firma AB Marti AG dafür, dass dies nicht passiert: Sie hat sich auf die Überprüfung und die Sanierung von Kanalisations- und Entwässerungsanlagen spezialisiert. Das Unternehmen gibt es seit 75 Jahren. Seit gut drei Jahren ist es Teil der Haldimann AG mit Sitz in Murten.

Der Gründer war Ernst Marti. Ernst Marti kam ursprünglich aus dem schwarzenburgischen Aekenmatt nach Kallnach. Sein Sohn Armin Marti hat den Betrieb in Murten übernommen, der zu Beginn Warentransporte in viele Länder und Carreisen anbot.

Mit den neuen Gewässerschutzvorschriften tat sich für die Familie Marti ein neues Geschäftsfeld auf: Die frisch gebauten Klärgruben sowie Ölabscheider mussten entleert werden. Auch das wachsende Kanalnetz bescherte viel Arbeit: Jemand musste die Rohre warten und reinigen. Darauf spezialisierte sich die Familie Marti. Ein erstes Spezialfahrzeug war ein geländetauglicher Unimog, der im Winter für die Schneeräumung zum Einsatz kam. 1969 folgte ein Kombifahrzeug für Kanalreinigungen und Schachtentleerungen.

Über die Kantonsgrenze hinaus

Der Kanalservice und -unterhalt nahm in den folgenden Jahren durch die rege Bautätigkeit massiv zu. 1983 schaffte die Firma einen 4-achsigen Kombikanalreiniger für ihren Wagenpark an. Es war eines der ersten Spezialfahrzeuge dieser Art in der Schweiz und konnte grosse Volumen mit grossen Distanzen verbinden. Die Firma übernahm immer mehr Aufträge auch aus der Waadt und dem Kanton Bern.

Beat Marti trat 1985 in den elterlichen Betrieb ein. Rohrsanierungen und -reinigungen waren immer mehr gefragt. Die Firma schaffte einen ersten Kleinkanalreiniger an. Um den Zustand der Rohre zu überprüfen, kam 1992 das erste Spezialfahrzeug mit fahrbarer Videokamera zum Einsatz. In jenem Jahr hebt das Unternehmen das Maskottchen in Form eines Froschs aus der Taufe. 1995 folgte die Umbenennung der Firma Gebrüder Marti AG in AB Marti AG. AB steht für Vater Armin und Sohn Beat.

Dies weiss Christian Haldimann zur Firmengeschichte der AB Marti AG zu erzählen. Es folgten weitere Modernisierungen und der Umzug der Firma auf das Gelände der Haldimann AG in der Grande Ferme im Februar 2010. Die beiden Unternehmer Christian Haldimann und Beat Marti nutzten fortan Synergien in Bereichen wie Personal, Disposition oder Digitalisierung. «Die Zusammenarbeit vertiefte sich», erzählt Christian Haldimann.

Ähnlicher Kundenstamm

Als Beat Marti im August 2017 im Alter von 56 Jahren an den Folgen einer schweren Krankheit gestorben sei, habe sich seine Ehefrau Heidi Marti an ihn gewandt, erzählt Christian Haldimann. Per Anfang 2018 übernahm die auf Recycling spezialisierte Firma Haldimann AG das Unternehmen AB Marti AG. «Die beiden Firmen haben einen sehr ähnlichen Kundenstamm, das ergab Sinn», sagt Christian Haldimann. Auch sei sein Ziel gewesen, dass die Arbeitsplätze in Murten bleiben.

Zu den Kunden zählen insbesondere auch Gemeinden. Die Entwässerung von Strassen werde von Gemeinde zu Gemeinde jedoch sehr unterschiedlich gehandhabt: «Ein Teil macht gar nichts an den sehr teuren Infrastrukturen», sagt Christian Haldimann. «Sie holen uns, wenn es zum Notfall kommt.» Andere Gemeinden würden vorbildlich handeln. Doch auch Restaurants mit Fettabscheidern, Industriebetriebe wie Private zählen zu den Kunden der AB Marti AG.

Wichtig ist Christian Haldimann, dass abgesaugte Abfälle nach Möglichkeit verwertet werden. So sei es heute möglich, Sammelkies wieder aufzubereiten. Durch Öl oder Benzin verschmutztes Wasser werde vor Ort im Spezialfahrzeug gereinigt, so dass es wieder durch die Rohre geleitet werden könne.

Technisch interessant

Abfälle wie Abwasser, Fäkalien, Fette, Öle und Treibstoffe und die Arbeit im Kanal sind nicht jedermanns Angelegenheit. Die Arbeiten werden mit technisch hochstehenden Gerätschaften ausgeführt. Auf die Frage, wie es um den Nachwuchs stehe, sagt der Unternehmer: «Es ist sicher nicht ein Beruf erster Wahl, aber höchst interessant und anspruchsvoll.» Dennoch: «Es finden sich immer wieder Interessierte.» Ein Flüchtling aus Ägypten könne diesen Sommer die Ausbildung als Entwässerungspraktiker EBA abschliessen. «Für das neue Lehrjahr haben wir erneut einen Lehrvertrag abgeschlossen.»

Der Mitarbeiter Roslonek Bogumil zeigt den FN den Roboter, der durch die Rohre fährt und Verunreinigungen mit Fräsen beseitigt. Es gebe verschiedene Aufsätze, je nach Material und Grösse der Rohre, so der Fachmann. Im Fahrzeug bedient Roslonek Bogumil den Roboter mit einem Joystick. Für Kalkablagerungen komme eine Kettenschleuder zum Einsatz. Auch gebe es sogenannte Vibrationsdüsen, dir auf dem Kalk tanzten. Es gelte, vorsichtig zu sein und überlegt zu handeln: «Es ist ein grosser Schaden möglich mit diesen Gerätschaften.»

Die Entwicklung der Technologien stehe auch in diesem Bereich nicht still. «Die Software und die Gerätschaften werden laufend verfeinert.» Alles, was im Boden ist, verlange nach einer ausgefeilten Technologie. «Jahrzehntelang wurde viel gebaut», die Rohre hätten nun ein gewisses Alter erreicht, sagt Christian Haldimann. «Deshalb sind Kontrollen und Instandstellungen der Rohrsysteme eine wichtige Aufgabe der Besitzer.»