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Die Grämpler und die Märitfrauen

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Autor: Marjolein Bieri

«Wer die Geschichte kennt, kann die Gegenwart besser verstehen und so die Zukunft planen», sagte Ueli Johner, der im Rahmen der Abendkurse der Seeländischen Volkshochschule im Kirchgemeindehaus Kerzers referierte. Der passionierte und seit einigen Jahren pensionierte Gemüsebauer und Grossrat ist nach eigenen Angaben ein «Kerzerser mit Leib und Seele». Rund zwei Dutzend Anwesende liessen sich mit vielen Schwarzweissbildern, alten Schriftstücken und Anekdoten die Geschichte des Grossen Mooses näherbringen.

Das kleine Holland

Das bis Ende des 19. Jahrhunderts völlig versumpfte Gebiet im Seeland beherbergte eine arme, von Überschwemmungen und Krankheit geplagte Bevölkerung. Durch die Grossaktion der Juragewässerkorrektion wurde das Gebiet schliesslich entwässert und fruchtbar gemacht. Die Bevölkerung begann, Bohnen, Erbsen, Spargeln und Reben anzubauen. «In mühseliger Handarbeit wurden die Erträge mit Hilfe der gesamten Familie geerntet und von den Märitfrauen mit dem Zug nach Bern gebracht», erläuterte Johner. Neben den Spargeln entstand vor allem in Kerzers der Tulpenanbau, der dem Dorf den Übernamen «Das kleine Holland im Grossen Moos» einbrachte. Die Tüchtigkeit der Bauern und einige innovative Persönlichkeiten, wie etwa der Pfarrer Schaffner oder der Lehrer Sarbach, brachten das Gewerbe voran. Der Handel mit dem Gemüse begann zu gedeihen, und der Beruf der «Grämpler» entstand, die den Bauern das Grünzeug abkauften und im Land vertrieben. «Wer mit dem Bauern handelt, wird reich», war damals ein gängiges Sprichwort, das sich oft bewahrheitete.

Briefchen im Salat

In diese Zeit wurde Johner geboren und erlebte so die allmählich beginnende Industrialisierung und Mechanisierung hautnah mit. Auch heute, Jahre nach seiner Pension, geht er noch regelmässig auf den Markt nach Bern, um die Produkte des Familienbetriebes feilzubieten. «Die Faszination für das Gemüse lässt mich eben nicht los.» So belebte er den Vortrag mit zahlreichen persönlichen Anekdoten. «Als kleiner Junge steckte ich Briefchen zwischen die Salate, um zu sehen, wohin sie gelangten.» Die Wehmut ist ihm anzumerken, wenn er von der stetig voranschreitenden Entwicklung berichtet. Zug und Karren wichen Lastwagen. Handarbeit wich Maschinen.

Mit der zweiten Juragewässerkorrektion und der Güterzusammenlegung in den 60er-Jahren waren die Weichen gelegt für eine erfolgreiche Zukunft. Die technologische Entwicklung brachte Rationalisierung und weitgehende Spezialisierung mit sich. «Der Gemüseanbau hat mittlerweile fast nichts mehr mit der Arbeit eines Bauern zu tun», betont Johner. Sein Sohn sei heute «Gemüsegärtner», was den Wandel vom Säen zum Setzen bezeuge. «Heute sieht man riesige Felder mit nur einer einzigen Gemüseart, wo zahlreiche Saisonarbeiter tagelang die Samen setzen. Dadurch wird die Produktion maximiert.» Schade sei vor allem, dass durch Fliesbedeckung und Glashausanbau ganzjährig produziert werden könne. «Die Saisons sind verschwunden. Wer im November Rhabarber will, bekommt sie auch. Den geruhsamen Winter haben wir leider verloren.»

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