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«Die grosse Arbeit fängt erst an»

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Die Agglomeration Freiburg, der Gemeindeverband Coriolis Infrastrukturen und die Stadt Freiburg wollen die Kulturpolitik in der Region Freiburg neu aufgleisen. Dafür haben sie die «Assises de la culture», die «Kulturkonferenz in der Region Freiburg» gegründet und eine Arbeitsgruppe aus zwölf Vertretern der Kulturszene eingesetzt. Vor einer Woche hat die Gruppe ihre Resultate in der Form von zehn konkreten Vorschlägen vorgestellt (die FN berichteten).

In der Gruppe mitgearbeitet haben auch Patrick Boschung (Geschäftsführer des Bad Bonn) und Julien Chavaz (künstlerischer Leiter der Opéra Louise und Vorstandsmitglied des Fri-Son). Im Gespräch mit den FN schauen die beiden zurück auf zwölf intensive Monate und sagen, worauf es jetzt ankommt, damit die Arbeit nicht umsonst war.

 

 Für die Arbeitsgruppe der «Assises de la culture» konnten sich alle Interessierten bewerben. Was hat Sie beide zum Mitmachen motiviert?

Patrick Boschung:Mich hat der frühere Kulturdelegierte Markus Baumer ermutigt. Er machte mir klar, dass man nicht nur kritisieren kann, sondern dass man sich auch einbringen muss, wenn man die Möglichkeit dazu bekommt.

Julien Chavaz:Ich war überzeugt, dass eine solche Auseinandersetzung notwendig ist und dass jetzt der richtige Zeitpunkt dafür ist. In den letzten 15 Jahren wurde in der Region viel in die Kultur-Infrastrukturen investiert. Jetzt braucht es eine neue politische Strategie, um diese gut zu nutzen.

 

 Wie ist die Arbeitsgruppe konkret vorgegangen?

Chavaz:Wir waren eine Expertengruppe mit Leuten aus sehr unterschiedlichen Bereichen der Kultur. Entsprechend haben wir über viele Themen diskutiert. In einem zweiten Teil ging es darum, Prioritäten zu setzen und ein kohärentes Paket zu schnüren.

Boschung:Ja, wir haben viel geredet, viel aufgeschrieben, vieles verworfen und wieder neu angefangen. Über die zentralen Anliegen waren sich aber alle von Anfang an einig.

 

 Welches sind diese Anliegen?

Boschung:Zuallererst brauchen die Kulturschaffenden und die Kulturinstitutionen einen klar definierten Ansprechpartner als Bindeglied zu den Behörden. Wir wünschen uns einen Kulturdelegierten für die Region, der über alle Informationen verfügt und koordinieren kann. Weil es diese Funktion im Moment nicht gibt, wissen die Kulturakteure nie, an welche Behörde sie sich richten müssen. Ein weiterer wichtiger Punkt ist, dass wir die zur Verfügung stehenden Kulturgelder von Agglomeration, Coriolis und Stadt Freiburg gerne in einem einzigen Topf zusammenführen würden. Im Idealfall würde da auch noch der Kanton mitmachen.

Chavaz:Auf Französisch gibt es den schönen Ausdruck «mille-feuille institutionnel».So vielschichtige, undurchsichtige Strukturen sind nicht effizient und auf einem kleinen Platz wie dem Kanton Freiburg auch nicht nötig. Für einen Kulturschaffenden ergibt es keinen Sinn, wenn er für jedes noch so kleine Projekt vier, fünf verschiedene behördliche Ansprechpartner hat.

 

 Dieses Anliegen geht aus den zehn Vorschlägen der Arbeitsgruppe klar hervor. Sind Sie insgesamt mit dem Ergebnis zufrieden?

Chavaz: Ja, für mich ist die Übung gelungen. Ich finde, dass wir die richtige Balance gefunden haben zwischenkurzfristigen Massnahmen undeiner langfristigen Vision mit Horizont 2030.

Boschung:Wichtig ist, dass wir einen Konsens jenseits von allen Eigeninteressen gefunden haben. Alle konnten ihre Themen einbringen, und am Ende ist es uns gelungen, daraus eine allgemeine Vision zu formulieren.

 

 Am 28. Februar haben Sie diese Vision der Öffentlichkeit vorgestellt. Wie waren die ersten Reaktionen?

Boschung: Der Tag hat gezeigt, wie stark und wichtig die Kultur in Freiburg ist und wie gross das Interesse daran ist. Es waren viele Vertreter aus Kultur und Politik da, aber auch viele andere Leute.

Chavaz: Ich hatte das Gefühl, dass die meisten mit unserer Stossrichtung einverstanden sind. Es gab Kritik und Anregungen zu einzelnen Formulierungen, aber keine grundsätzliche Ablehnung. Alle haben gespürt, wie wichtig die Kulturpolitik ist, und alle haben gemerkt, dass die grosse Arbeit jetzt erst anfängt. Die Politiker müssen die Massnahmen jetzt umsetzen. Unser Bericht darf nicht einfach in einer Schublade landen!

 

 Welche Massnahmen können und müssen möglichst bald umgesetzt werden?

Boschung: Einer der ersten Schritte muss der Einsatz des erwähnten Kulturdelegierten sein. Wenn eine Person da ist, die als Schnittstelle für die regionale Kultur funktioniert, ist schon viel gewonnen.

Chavaz:Ganz konkret steht auch die Neuverhandlung desLeistungsvertrags zwischen Coriolis und der Stiftung Equilibre-Nuithonie an (der Dreijahresvertrag läuft Ende 2014 aus; Anm. d. Red.). Das ist die Gelegenheit, um die Situation zu überdenken. Mit dem Equilibre in Freiburg und dem Nuithonie in Villars-sur-Glâne wurden Infrastrukturen gebaut, auf die wir stolz sein können. Wegen der abnehmenden Casino-Beiträge wurde das Budget der beiden Häuser leider gekürzt. Jetzt geht es darum, sicherzustellen, dass nicht die Freiburger Kreation den Preis dafür bezahlt. Ein weiterer Punkt ist die Blue Factory in Freiburg. Die Kultur könnte helfen, dieses Areal für die Bevölkerung zu öffnen und auch am Abend und am Wochenende zu beleben. Das ist für beide Seiten eine Chance, die wir nutzen müssen.

 

 Um das alles finanzieren zu können, wünscht sich die Arbeitsgruppe, dass mehr Gemeinden Beiträge leisten. Ist das realistisch in einer Zeit, in der überall Sparmassnahmen ergriffen und Steuererhöhungen vorgenommen werden?

Boschung: Ich glaube daran. Das Problem der Kultur ist oft die mangelnde Lobby. Darum ist es einfach, den Rotstift bei der Kultur anzusetzen. Dagegen müssen wir uns wehren. Es ist gefährlich, wenn die Kultur, wie es heute der Fall ist, abhängig ist von Lotto- und Casino-Erträgen, konkret von der Loterie Romande und vom Casino Barrière.

Chavaz:Die finanziellen Beiträge an die Kultur sind auf kantonaler Ebene in den letzten Jahren stabil geblieben. Mit den neuen Infrastrukturen haben wir jetzt aber mehr Möglichkeiten. Um diese zu nutzen, braucht es mehr Geld.

Boschung:Man hat zuletzt vor allem an die Gebäude gedacht. Das gilt nicht nur für Equilibre und Nuithonie, sondern auch für das Podium in Düdingen oder den Saal CO2 in Bulle. Dabei ist die Finanzierung des Inhalts in den Hintergrund getreten–wohl auch, weil es für Politiker interessanter ist, neue Häuser zu bauen.

 

 Sie wollen mehr Gemeinden an Bord holen, und ausgerechnet jetzt hat das Düdinger Stimmvolk entschieden, dass es lieber aus der Agglomeration austreten möchte. Patrick Boschung, als Geschäftsführer des Bad Bonn in Düdingen dürfte Sie das besonders beunruhigen …

Boschung:Es ist sicher ein schlechtes Zeichen, aber noch ist nichts verloren. Ich finde, Düdingen sollte unbedingt in der Agglo bleiben und sich dafür einsetzen, dass auch andere deutschsprachige Gemeinden beitreten. Wir müssen grösser denken, gerade in der Kultur. Nehmen Sie das Beispiel des Bad Bonn: Unser Publikum kommt aus der ganzen Region, aus der Deutsch- und aus der Westschweiz.

 

 Die «gelebte Zweisprachigkeit» gehört zu den zehn Vorschlägen der Arbeitsgruppe. Was verstehen Sie darunter?

Boschung:Das, was es in der hiesigen Kultur schon an vielen Orten gibt. Wir sind es gewohnt, zwei- und mehrsprachig zu funktionieren. Dazu gehört ein gewisser Pragmatismus: Ich als Deutschsprachiger habe mich damit arrangiert, dass die Arbeitssprache in Freiburg meist Französisch ist. Wenn man miteinander sprechen will, muss man eine gemeinsame Sprache finden–egal, ob das Deutsch, Französisch oder Englisch ist.

Chavaz:Die Kultur hat da ja einen grossen Vorteil, weil die Sprache in vielen Sparten wie der Musik oder dem Tanz keine Rolle spielt. Das Publikum des Fri-Son oder des Bad Bonn ist total gemischt; da stellen sich solche Fragen gar nicht. Hier ist die «gelebte Zweisprachigkeit» längst Realität; darauf müssen wir aufbauen.

Julien Chavaz: «Die Politiker müssen die Massnahmen jetzt umsetzen. Der Bericht darf nicht in einer Schublade landen.»  Bild zvg

Arbeitsgruppe: Diese zwölf Persönlichkeiten waren dabei

D ie Arbeitsgruppe der «Assises de la culture», die am 28. Februar 2013 ihre Arbeit aufgenommen hat, setzte sich wie folgt zusammen:

• Patrick Boschung, Geschäftsführer des Bad Bonn

• Antonio Bühler, Co-Leiter der Tanzcompagnie Da Motus!

• Julien Chavaz, künstlerischer Leiter der Opéra Louise; Vorstandsmitglied des Fri-Son

• Maïté Colin, Leiterin des Kollektivs Anyma

• Alain Deschenaux, Präsident der Landwehr; Direktor der Nordmann-Gruppe Freiburg

• Mathieu Fleury, Präsident des Jazzlokals La Spirale

• Julien Friderici, Direktor des Nouveau Monde

• Riccardo Lucchini, Präsident von LivrEchange und emeritierter Soziologie-Professor der Universität Freiburg

• Nicolas Porchet, Dekan der Berufsfachschule für Technik und Kunst Eikon

• Myriam Prongué, Präsidentin des Bollwerkfestivals und seit 1. März Leiterin der Abteilung Theater von Pro Helvetia

• Gisèle Sallin, Direktorin des Théâtre des Osses (ist im Dezember aus der Arbeitsgruppe zurückgetreten)

• Philippe Savoy, Chorleiter und Saxofonlehrer cs

 

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