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Die grosse Verwirrung

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Das ist ein bezahlter Beitrag mit kommerziellem Charakter. Text und Bild wurden von der Firma Muster AG aus Musterwil zur Verfügung gestellt oder im Auftrag der Muster AG erstellt.

Der Tag ist gerettet. Espresso mit feinem Schaumhäubchen und auf dem iPad erscheint die Zeitung. Aus dem Bildschirm quellen mir Terroranschläge, Flüchtlingselend, Kriegsbilder und Schwerverbrechen entgegen. Mir fällt auf, dass man nur selten schöne Bilder sieht. Zum Beispiel vom grandiosen Bundspecht, der im Winter unser Quartier besucht. Der bleibt wohl unbekannt, weil er weder zu Mord und Betrug noch zu anderen Gaunereien neigt. Nicht einmal Seuchen überträgt er. So was hat in den Nachrichten nichts zu suchen, es sei denn, es ist mal nichts passiert. In dieser Krisensituation wird auch mal auf die Tränendrüse gedrückt, aber erst, wenn alle Notfallthemen wie etwa «Federers Kinder spielen gern», «Dem Köppel wird der Teufel ausgetrieben» und «Magersucht macht schlank» publizistisch ausgefrühstückt sind.

Wenn man alles, was täglich in den Nachrichten steht, in sich aufsaugt, wird man schnell mal krank oder verrückt, oder beides. Die Diagnose ist einfach: Negativdatenüberfütterung oder Infoüberdosis. Aber was wäre ein Tag ohne Überfälle, Unwetter, Kursmanipulationen, Bestechungen, Terroranschläge, Entführungen und Schuldenbremse, auf die sowieso keiner tritt.

Heute geht im Blätterwald wieder mal der Euro den Bach runter. Keiner weiss genau wieso. Die einen behaupten wegen Inflation, die andern wegen Deflation. Das Blatt beruft sich auf Wirtschaftsweise. Aber die wissen ja nun wirklich nichts, vor allem haben sie keine Ahnung, was passieren wird. Denn sonst würden sie doch längst über ein Onlinebrokerportal ihre Millionen scheffeln, statt in einer Institution die Zeit absitzen. Ein anderer Experte schreibt über Griechenland. Die faulen Griechen sollen die Löhne noch mehr senken, die Ausgaben hälften, die Sozialleistungen der Normalos reduzieren, den Konsum ankurbeln und die Banken pünktlich bedienen. Wie man das macht, sagt er freilich nicht.

Dann steht, dass ein toter Wolf gefunden wurde und dass fieberhaft nach der Todesursache gesucht wird, und dass AKWs noch unsicherer sind, als man dachte. Weiter hinten wird von der fristlosen Entlassung eines Trainers berichtet. Nicht zu vergessen der Krieg in Syrien und das Sexualleben einer politischen Lokalmatadorin in der Innerschweiz sowie das Video des Bundespräsidenten zum Tag der Kranken.

Verwirrt legt man das iPad zur Seite und spürt aufkommenden Wahnsinn. Gibt’s jetzt Krieg oder Frieden? Sind es jetzt Flüchtlinge oder Immigranten? Ist der Putin ein Schurke, oder der Obama, oder beide? Bekommt Mutti in Deutschland jetzt ein neues Volk? Wurde der Trainer entlassen oder erschossen? Kam dabei Radioaktivität frei? Ist der Klimawandel selbst im Wandel? Ist der Schneider-Amman Bundespräsident oder Tragikomiker? Was soll nun geschützt werden, der Bufo Calamita oder zugewanderte Wölfe? Warum gibt es 1,6 Milliarden Übergewichtige und 700 Millionen Unterernährte?

Aus dieser Verwirrung entsteht wohl bei manch einem bald einmal Gleichgültigkeit, nach dem Motto: es gibt Schlimmeres. Wenn der Zug zwei Minuten Verspätung hat, beispielsweise, oder wenn man am Schalter Schlange stehen muss …

 

 Beat Brülhart,wohnt in Düdingen. Er ist Unternehmensberater und Trainer/-Coach für Führungskräfte sowie Referent am Schweizerischen Institut für Unternehmensschulung. Als Mitglied des Gewerbeverbandes Sense ist er in einem FN-Kolumnistenkollektiv tätig, das in regelmässigem Rhythmus frei gewählte Themen bearbeitet.

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