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Die Grosseinkäufe nehmen ab

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Das ist ein bezahlter Beitrag mit kommerziellem Charakter. Text und Bild wurden von der Firma Muster AG aus Musterwil zur Verfügung gestellt oder im Auftrag der Muster AG erstellt.

Wer ab und zu am Abend nach der Arbeit oder am Sonntagnachmittag am Bahnhof in Freiburg einkaufen geht, findet sich oft vor langen Schlangen wieder, die in der Weihnachtszeit noch länger werden. Dasselbe Bild zeigt sich im Abendverkauf. Die FN haben mit Rico Baldegger, Direktor der Hochschule für Wirtschaft, über dieses Phänomen gesprochen.

 

 Rico Baldegger, ist es ein allgemeines Phänomen, dass die Leute öfter am Abend und an Sonntagen einkaufen?

Ja, die Einkaufsgewohnheiten verändern sich. Seit sechs, sieben Jahren gibt es an den Schweizer Bahnhöfen vermehrt Geschäfte mit verlängerten Öffnungszeiten. In der Schweiz ist diese Tendenz aber noch weniger ausgeprägt als in anderen Ländern. In den USA beispielsweise kann man fast rund um die Uhr shoppen.

 

Welches sind die Gründe für diese Verschiebung?

Zum einen hat dies sicher damit zu tun, dass heute mehr Frauen arbeiten als noch vor einigen Jahren und der Arbeitsdruck generell grösser geworden ist. Tagsüber unter der Woche haben viele deshalb weniger Zeit zum Einkaufen und verschieben das auf den Abend oder auf das Wochenende. Was die Lebensmittel betrifft, wollen die Leute zudem frische Waren und kaufen oft nur das, was sie in den nächsten Stunden auch brauchen. Das heisst, statt einmal pro Woche einen Grosseinkauf zu machen, gehen viele heute lieber fünf Mal am Abend nach der Arbeit in die Läden. Darauf mussten sich auch die Läden einstellen.

 

 Inwiefern?

Sie müssen die Ware in kleineren Mengen anbieten, und sie muss frisch sein. Auch ist es schwieriger geworden, einzuschätzen, was die Leute kaufen; die Kundensegmentierung ist nicht mehr so deutlich. Auch wohlhabende Leute kaufen teilweise billige Produkte, um Geld zu sparen, und auch ärmere Leute leisten sich ab und zu ein gutes Rindsfilet. Früher konnten sich die Geschäfte eher auf die eine oder andere Kategorie ausrichten, heute brauchen sie alles. Heute denkt man nicht mehr automatisch, dass billige Produkte von schlechter Qualität sind.

 

 Kaufen die Leute denn auch mehr?

Grundsätzlich machen Läden nicht mehr Umsatz, wenn sie länger offen haben. Man darf sich nicht durch die grosse Zahl an Leuten blenden lassen, denn was schliesslich zählt, ist der Kundenfranken. Darüber geben die Geschäfte aber nicht gerne Auskunft; konkrete Aussagen zu machen ist deshalb schwierig. Was die Lebensmittel betrifft, würde ich aber nicht unbedingt sagen, dass die Leute heute mehr kaufen, denn dies lässt sich nur bis zu einem gewissen Sättigungsgrad steigern. Mit dem heutigen Gesundheitsbewusstsein und den gestiegenen Anforderungen an die Produktqualität sind aber sicher viele bereit, mehr Geld für frische Produkte aus der Region auszugeben.

 

 Wie erklären Sie sich, dass Aperto die Eröffnung des Coops am Bahnhof nicht gross gespürt hat?

Aperto und Coop haben nicht dasselbe Zielpublikum. Aperto lebt von den Pendlern. Diese wollen schnell ein Produkt kaufen, das sich zum unmittelbaren Verzehr eignet, und sind auch bereit, dafür etwas mehr zu bezahlen als in anderen Läden. Zu viele Optionen sind dabei eher störend. Coop hingegen bietet bereits eine grössere Auswahl.

 

 Und wie steht es mit Läden mit anderen Produkten, die etwa am Donnerstagabend länger geöffnet haben? Wird dort mehr gekauft?

Auch hier steigern die verlängerten Öffnungszeiten den Umsatz nicht prinzipiell. Wir sind mehr auf den Konsum getrimmt als noch vor einigen Jahren und denken auch hier kurzfristiger: Eine Uhr oder ein Möbel kauft man sich nicht mehr fürs ganze Leben, ebenso wie Kleider oder Elektrogeräte nicht mehr so lange halten müssen wie früher. Mehr Leute bedeutet aber auch hier nicht zwangsweise mehr Umsatz: Denn in den letzten Jahren sind die Schweizer sensibler auf die Preise geworden. In Frankreich beispielsweise besuchen die Kunden durchschnittlich 3 bis 3,5 verschiedene Geschäfte, bevor sie einen Artikel kaufen. In der Schweiz lag diese Zahl vor einigen Jahren noch bei 1,5–heute hat sie sich an die Zahlen aus Frankreich angenähert. Und dies hat wiederum mit der veränderten Wahrnehmung der Qualität zu tun. Da wir nicht mehr das Gefühl haben, teuer sei mit guter Qualität gleichzusetzen, vergleichen wir auch viel eher die Preise.

 

 Wie werden sich die Einkaufsgewohnheiten in Zukunft entwickeln?

Freiburg hat eine recht strenge Regelung der Ladenöffnungszeiten. Wie in der restlichen Schweiz werden aber auch hier die Geschäfte ihre Öffnungszeiten gegen den Abend hin verschieben und am Morgen vielleicht später öffnen–oder zumindest mit reduziertem Personal. Längerfristig–also sicher nicht heute und morgen–ist es auch denkbar, dass die Geschäfte die Preise der Tageszeit anpassen und es am Morgen billiger wird, einzukaufen. Wer in der Nebensaison verreist, bezahlt ja auch weniger.

«Mehr Leute bedeutet nicht zwangsweise mehr Umsatz.»

Rico Baldegger

Direktor der Hochschule für Wirtschaft

Zahlen und Fakten

Kunden probieren gerne Neues aus

Gemäss der Studie «Konsumtrends im Schweizer Lebensmitteldetailhandel» der Universität St.Gallen, die auf einer repräsentativen Befragung von knapp 2300 Konsumentinnen und Konsumenten basiert, planten 61 Prozent der Konsumenten, im Jahr 2015 gleich vielGeld für Lebensmittelauszugeben wie 2014; 19 Prozent wollten sogar ihre Ausgaben für Lebensmittel erhöhen. Die wichtigste Rolle bei derGeschäftswahlspielt nach wie vor das qualitativ hochwertige Produktangebot, gefolgt vom günstigen Preis und einer hervorragenden Beratung. Jedoch sinkt gemäss Studie die Markenaffinität im Lebensmittelhandel. Nur für 34 Prozent der Konsumenten spieltenMarkenbeim Einkauf von Lebensmitteln eine wichtige Rolle–dies sei bedeutend weniger als etwa beim Kauf von Textilien, Sportartikeln und Elektronik. Gleichzeitig hätten 46 Prozent der Befragten angegeben, dass sieEigenmarkenaufgrund des guten Preis-Leistungs-Verhältnisses bevorzugten. Gemäss Studie sind im Lebensmittelhandel 68 Prozent der KundenZielkäufer. Diese Kunden überlegen vor dem Einkauf genau, was sie kaufen wollen. 24 Prozent kaufen hingegen imErlebnismodusein; sie entscheiden im Laden spontan, was sie kaufen. Ein Teil der Kunden wechselt zwischen Ziel- und Erlebnismodus. 71 Prozent der Konsumenten gaben zudem an, beim Lebensmittelkauf gerne neue undunterschiedliche Produkteauszuprobieren. Im Vergleich zum Jahr 2013 habe sich dieser Anteil um 15 Prozentpunkte erhöht, so die Studie.rb

Bahnhof: Aperto spürt Coop nicht

S eit gut drei Jahren gibt es einen Coop-Laden am Bahnhof Freiburg, der auch am Abend und an Sonntagen eine breite Palette an Lebensmitteln und weiteren Artikeln bietet. Viele Informationen seien vertraulich, deshalb könne sie weder genaue Angaben zur Zahl der Kunden oder zum Umsatz machen, erklärt Sprecherin Cécile Cauderay Masson auf Anfrage. Sie bestätigt jedoch, dass Coop in Freiburg – ebenso wie Coop-Geschäfte mit verlängerten Öffnungszeiten an anderen Standorten – sehr gut besucht sei. «Aufgrund der Freizeitbeschäftigung und der Arbeit hat sich das Kaufverhalten der Kunden in den letzten Jahren stark verändert. Darauf müssen wir eingehen.» Im Bahnhof Freiburg profitierten insbesondere Reisende, Pendler und Touristen von dem Angebot, aber auch Studenten schätzten das, so Cauderay.

Keine längerfristigen Auswirkungen scheint die Coop-Filiale aber auf die anderen Läden am Bahnhof oder etwa die Coop-Filiale im Fribourg Centre zu haben. Dort habe es keine spezifischen Veränderungen gegeben, so Cécile Cauderay. Und Stéphane Ferrara von der Verkaufsdirektion des Unternehmens Alimentana, das unter anderem die Aperto-Geschäfte betreibt, sagt auf Anfrage: «Wir haben die Eröffnung von Coop in den ersten Monaten etwas bemerkt. Die Situation hat sich aber sehr rasch stabilisiert; mittlerweile zeigt unsere Kurve sogar eher nach oben.» Coop habe nicht genau das gleiche Zielpublikum, begründet Ferrara die Entwicklung. rb

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